Gefährliche Liebe

Autor*in
Collins, Suzanne
ISBN
978-3-8415-0135-6
Übersetzer*in
Hachmeister, SylkeKlöss, Peter
Ori. Sprache
Amerikanischen
Illustrator*in
Seitenanzahl
432
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nur kurze Zeit ist es Katniss und Peeta, dem Siegerpaar der letztjährigen Hungerspiele vergönnt, ihren Wohlstand zu genießen. Katniss' Idee, gemeinsam mit Peeta einen Selbstmord zu inszenieren, sollte sich das System von Panem nicht für ein Siegerpaar entscheiden, führte zu ihrem gemeinsamen Sieg, bot aber gleichzeitig für die im Untergrund lebenden Rebellen Anlass, neue Hoffnung auf eine Revolte zu schöpfen. Präsident Snow demonstriert seine Macht und schickt die Beiden erneut in die Arena.

Beurteilungstext

Die ‚heile-Welt-Stimmung', der sich der Distrikt 12 nach dem überraschenden Sieg ihres Paares hingibt, gerät nach kurzer Zeit ins Wanken. Die Aufstände, die sich auf Katniss' Trick am Ende der letzten Hungerspiele zurückführen lassen, breiten sich immer weiter aus. Der Spotttölpel wird zum Symbol des Widerstandes, dessen Ausmaße Katniss erst allmählich bewusst werden. Ein deutliches Zeichen bildet der Besuch des Präsidenten in ihrem Haus: Dieser erklärt ihr unmissverständlich, dass er sie als Rädelsführerin des Widerstandes wahrnimmt, als Idolfigur der Aufständischen, und droht ihr mit der Vernichtung ihrer Familie und der ihres Freundes Gale, wenn sie nicht auf der Tour der Sieger sich zu ihrem Partner Peeta bekennen, ja ihn sogar heiraten würde.
Katniss gerät in eine tiefe Krise, denn Gale, den sie als Freund und Jagdgefährten wissen wollte, hat sie bei einem ihrer Jagdabenteuer geküsst und somit diesen Status gebrochen. Wenn sie sich für Peeta entscheidet, wird Gale dies als Verrat ihm gegenüber empfinden, denn Katniss kann ihm nichts von den Machenschaften des Präsidenten erzählen, ohne dabei ihre Familie in Gefahr zu bringen. Als sie sich an ihren Mentor Haymitch wendet, findet sie keine Hilfe, sondern auch Haymitch fordert die Heirat mit Peeta. Katniss ist klar, dass es keinen Ausweg gibt.
Die Tour der Sieger soll den Distrikten nicht nur ein heiratsbereites Liebes- und Siegerpaar vorführen, sondern auch den Rebellen die Macht des Kapitols demonstrieren. Doch das Showdown kann nicht über die Veränderungen in den Distrikten hinwegtäuschen. Peeta dankt den Familien der beiden Tribute Thresh und Rue mit einem monatlichen Anteil des Siegerpreises, Katniss, die von Thresh verschont worden ist und sich mit Rue als Ebenbild ihrer Schwester Prim verbündet hatte, ergänzt seine Worte durch die Würdigung der beiden Toten und dem Dank an den Distrikt, der ihr mit einer Brotspende in der Arena das Leben gerettet hat. Ohne es zu wollen, löst Katniss mit ihren Worten etwas Gefährliches aus: Ein alter Mann stimmt die Spotttölpelmelodie an, die Rue und Katniss in der Arena als Signal diente, die Zuschauer zeigen den symbolischen Abschiedsgruß, den Katniss Rue nach deren Tod mit auf den Weg gegeben hat. Katniss erkennt die Gefahr, in die sie alle gebracht hat. Wenig später wird sie Zeugin, wie das System darauf reagiert: Der alte Mann wird vor der Menge exekutiert, Katniss und Peeta von Friedenswächtern abgedrängt, es fallen weitere Schüsse. Die Tour der Sieger wird für beide zur Folter, denn sie müssen sich auch in den Distrikten zeigen, deren Vertreter beste Chancen auf den Sieg hatten.
Im Kapitol erfährt Katniss, dass der Gipfel noch lange nicht erreicht ist - sie soll Peeta im Kapitol heiraten. Doch dazu kommt es nicht, denn die Unruhen in den Distrikten nehmen zu und Präsident Snow zieht einen weiteren Trumpf aus der Tasche: Die 75. Hungerspiele werden von den Siegern der zurückliegenden Spiele bestritten.
Die Überwachung in allen Distrikten verschärft sich, rücksichtslos werden Menschen verhaftet, öffentlich ausgepeitsch oder hingerichtet. Auch Gale muss für sein illegales Jagen büßen. Katniss spürt am eigenen Leib, wie gefährlich das Leben als Mitwisserin geworden ist, der Ring schließt sich immer enger um sie. Peeta, Haymitch und Katniss arrangieren sich mit dem Schicksal, dass zwei von ihnen wieder in die Arena müssen. Katniss kennt ihre Bestimmung, Peeta meldet sich freiwillig, um Haymitch und Katniss zu retten.
Dieses Mal werden die Vorbereitungen deutlich verkürzt, denn alle kennen den Ablauf bereits. Im Wesentlichen geht es darum, Verbündete zu finden. Die Chancen scheinen völlig ungleich verteilt, weil die Altersspanne der Teilnehmenden von 17 bis 80 Jahre reicht. Aber was die Jungen durch Geschicklichkeit und Kraft meistern, schaffen die Alten durch Erfahrung, Weisheit und Besonnenheit. Bereits nach ihrer provokanten Einzelvorstellung vor den Spielemachern ist Peeta und Katniss klar, dass sie beide auf der Abschussliste des Kapitols stehen. Immer wieder begegnet Katniss das Motiv des Spotttölpels, aber sie kann dessen Botschaft nicht deuten. Sie weiß nur, dass sie dieses Mal Peeta retten wird, auch wenn er an seinem Ziel festhält. Die Todesgewissheit lässt ihre Beziehung enger werden, noch nie war ihnen so klar, wie sehr sie sich lieben.
Der Kampf in der Arena beginnt bereits im Vorfeld blutig, Katniss muss mit ansehen, wie ihr Stylist Cinna von den Friedenswächtern brutal zusammengeschlagen wird. Von Anfang an finden sich Paarungen aus den Distrikten zusammen, Peeta und Katniss verbünden sich mit der achtzigjährigen Mags und dem gutaussehenden Finnick aus Distrikt 4. Das System der Gefahren ist ausgeklügelter als beim letzten Mal, wieder geraten sie in lebensbedrohliche Situtationen, aber der Feind ist eher das System, die Gewalten, die es sich ausgedacht hat, als die Menschen. Sie verlieren Mags, Peeta wird von einer Tributin des 6. Distrikts gerettet, sie verbünden sich erneut, dieses Mal mit einem Dreierteam. Nach und nach kommen sie hinter das Geheimnis der Arena, aber das System will Tote sehen, weshalb neue Ereignisse eingebaut werden, die wiederum Menschenleben kosten. Die Teilnehmer sind am Ende ihrer Kräfte, sie planen ein elektrisierendes Labyrinth, um die letzten überlebenden Gegner auszuschalten. Doch alles kommt anders, die Ereignisse überschlagen sich. Katniss weiß zuletzt nicht mehr, wem sie noch trauen kann. In dem Augenblick der höchsten Verzweiflung und Unsicherheit erkennt sie den einzigen Ausweg - das Kraftfeld, das die Arena umschließt, zu zerstören. Ihr letzter Pfeil findet sein Ziel, aber sie kann das ihre, Peeta zu retten, nicht verwirklichen. Gemeinsam mit zwei anderen Tributen wird er vom Kapitol gefangen, während sie und zwei Verbündete von den Rebellen in Sicherheit gebracht werden. Katniss fällt aus Enttäuschung über den Verrat Haymitchs, der sie und Peeta zu Spielfiguren seines Plans gemacht und letztendlich geopfert hat, in eine schwere Depression. Erst Gale ist es möglich, sie aus ihrer Verkapselung zu befreien. Er teilt ihr mit, dass ihre Familie gerettet ist - doch der Distrikt 12 existiert nicht mehr.
Die Handlung nimmt zunehmend an Fahrt auf, wieder erlebt der Leser die Zerrissenheit der Protagonistin, sich zwischen dem Jugendfreund Gale und Peeta, für den sie wirkliche Liebe empfindet, entscheiden zu müssen. Gleichzeitig beweist das System von Panem seine Macht und Überlegenheit, das keinen Widerstand, keine Suche nach Selbstverwirklichung zulässt. Die Autorin streut in die Erzählung kleine Hinweise ein, dass der Kampf dieses Mal strategischer laufen wird, ganz im Sinne Peetas, dass nicht allein Kraft und Geschicklichkeit die siegreichen Komponenten sind, sondern dass Kooperation in der Arena - parallel zu dem Geschehen in den Distrikten - Hoffnung auf Überleben gibt. Das Motiv des Spotttölpels nimmt Form an und wird in verschiedenen Varianten dargeboten. Während die Rebellen in der Arena siegen, zerstört das System die Distrikte. Die Handlung läuft auf eine Entscheidung im dritten Band konsequent zu - es gibt nur Gewinnen oder Verlieren, wobei auch im Endspiel sicherlich viele Menschen ihr Leben lassen müssen. An Brutalität und Grausamkeiten steht der zweite Band hinter dem ersten nicht zurück, wobei diese aufgrund der allgemeinen Entwicklungen dieses Mal auch außerhalb der Arena stattfinden.
Dennoch weiß der Leser auch nach dem vorliegenden Band noch nicht so recht, welche Botschaft die Autorin vermitteln will - geht es ihr um Kritik an autoritären Systemen - dafür müsste das System Panem in seiner Struktur deutlicher werden - oder um die Polarisierung zwischen Arm und Reich?

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Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.10.2015

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