Gedisst

Autor*in
Höra, Daniel
ISBN
978-3-8458-1263-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
219
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Er lebt mit seiner Schwester und seinem Vater in der Plattenbausiedlung von Schwedt. Da wird man hart. In die Schule geht er nur, wenn’s unbedingt sein muss, will eh Dealer werden. Eigentlich wollte er doch nur sehen, ob er ein wenig Geld bei der alten Frau Neuhaus ergattern kann. Und dann wird ihm angehängt, dass er ihr den Schädel eingeschlagen hat. Das war er nicht! Aber offensichtlich glaubt ihm keiner, nicht die Polizei und auch nicht seine Freunde. Glaubt ihm wenigstens sein Vater?

Beurteilungstext

Ein cooler Typ kann man nur sein, wenn man es in den Augen der Anderen auch ist. Aber wenn dann von heute auf morgen niemand mehr da ist, weil alle zu wissen meinen, dass man ein mieser Typ ist, geht plötzlich nichts mehr.
Unser Held hat keinen Namen. Braucht er auch nicht, denn er erzählt seine Geschichte. Sein Leben ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Mit seinem Vater und seiner Schwester lebt er in der Platte von Schwedt. Tiefer geht’s nicht. Auch sei Umgang ist nicht der Beste, lauter Jungs und Mädchen aus der Platte, die sich mit großer Klappe und viel Gehabe durchschlagen. Mit Moral ist es nicht weit her. Da wird schon mal was geklaut und in die Schule geht er nur, wenn es unbedingt sein muss. Und doch gibt es Sachen, die würde er nicht tut. Nur glaubt ihm das keiner.
Als ganz in der Nähe eine alte Frau in ihrer Wohnung überfallen und niedergeschlagen wird, wird er verdächtigt, weil er dort gesehen wurde. Ja und er war auch tatsächlich dort, hat ihr die Tasche hoch getragen und hatte auch ein wenig gehofft, was bei ihr zu klauen. Aber getan hat er ihr nichts. Und doch liegt sie am nächsten Tag mit eingeschlagenem Kopf im Krankenhaus. Seine Freunde witzeln rum und sind komisch zu ihm, besonders die Mädchen. Die Polizei verhört ihn und glaubt ihn nicht. Immerhin ist er wegen einiger kleiner Delikte bereits bekannt.
Als die Frau nach einigen Tagen stirbt, ändert sich alles. Seine vermeintlichen Freunde schauen ihn nicht mehr an, Einer verprügelt ihn sogar, begründetet es damit, dass es eine Schande ist, deutsche Frauen zu schlagen. Die Polizei behandelt ihn nach dem Tod der Frau deutlich aggressiver. Er weiß gar nicht wie ihm geschieht. Bald traut er sich nicht mehr aus dem Haus. Der Einzige, der ihm glaubt, dass er der Frau nichts getan hat, ist sein Vater. Er will ihm auch wirklich helfen und besorgt sogar einen Anwalt- einen ehemaligen Schulkameraden. Leider entpuppt sich der als arroganter, unsympathischer Mensch, dem völlig egal ist, was er getan hat. Der Vater spricht: In solchen Situationen trennt sich die Spreu vom Weizen. Und hat damit so recht. Nur zwei glauben ihm noch und helfen ihm auch, seine Unschuld zu beweisen. Allerdings wird das für ihn richtig gefährlich. Der Held der Geschichte hätte sich nicht träumen lassen, einmal so am Rad und allein zu sein, von allen dermaßen gemieden zu werden, vorverurteilt zu werden. Diese Erfahrung ist prägend für ihn. Zukünftig wird er sich seine Freunde genauer anschauen. Was ihn auszeichnet ist, dass er trotz der desolaten Lebensumstände durchaus einige grundsätzliche moralische Barrieren hat. Die helfen ihm wohl auch, nach einem Ausweg zu suchen. Denn er weiß, er war’s nicht und würde auch nie eine alte Frau niederschlagen. Die Geschichte strahlt viel Identität aus, indem der Autor den Jugendlichen in seiner Sprache erzählen lässt. Das er keinen Namen hat, wirkt, als wenn es jeder sein könnte. Die Maschinerie des Vorverurteilens wird ungeschminkt beschrieben. Es wäre toll, wenn Jugendliche dieses Buch lesen und ein Stück des wahren Lebens darin finden. Ganz sicher bietet es reichlich Diskussionsstoff für verschiedenste ethische Themen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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