Gedicht für einen Goldfisch
- Autor*in
- Siméon, Jean-Pierre
- ISBN
- 978-3-8369-5227-9
- Übersetzer*in
- Hohler, Franz
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Tallec, Oliver
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- BilderbuchFantastikSachliteratur
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2009
- Lesealter
- 6-7 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,90 €
- Bewertung
Teaser
Der kleine Arthur will das Herz seines Goldfisches gesund machen, und man hat ihm gesagt, dass das am besten mit einem Gedicht ginge. Aber was ist ein Gedicht und wo findet man es? Arthur macht sich auf die Suche und kommt ohne Erklärung, aber mit einer Handvoll poetischer Sätze zurück, die den Goldfisch tatsächlich retten.
Beurteilungstext
Was ist ein Gedicht? Der kleine Arthur muss es dringend wissen, denn sein Goldfisch stirbt gleich vor Langeweile, und die Mutter hat gesagt, er solle ihm schnell ein Gedicht geben. Aber wo bekommt er das her und was ist das überhaupt, ein Gedicht?
Arthur geht los, um es herauszufinden. Er fragt die schlappe Nudel, den erkälteten Scheuerlappen und schaut unterm Bett nach. Nirgendwo ist ein Gedicht. Der Fahrradhändler antwortet auf die Frage des Jungen mit dem seltsamen Satz: "Man hat den Himmel auf der Zunge", und solche verwunschenen Sätze bekommt er auch noch von der Bäckersfrau und vom alten Mahmud zu hören. Sie vergleichen ein Gedicht mit frischem Brot im Magen und damit, dass man das Herz der Steine schlagen hören könne. Und auch der Kanarienvogel Aristophanes behauptet, dass in einem Gedicht die Flügel der Wörter zittern müssen.
Die Großmutter ergänzt, dass ein Gedicht die Worte umkehre, und dann seien sie so neu wie ein umgekehrt angezogener Pullover. Sie schickt ihn schließlich zum Großvater, denn der sei ja ein Dichter und müsse es genau wissen. Allerdings kann der Dichter erst recht nicht erklären, was das ist, ein Gedicht.
Und das ist es wohl, was das kleine Bilderbuch sagen will: Gedichte kann man nicht erklären. Man kann sie fühlen und erahnen, man kann das, was mit den Worten darin geschieht, poetisch umschreiben, man kann darüber staunen und sich verwundern - einer rationalen, logischen Erklärung entziehen sich die kleinen Gebilde.
Der Goldfisch, dem Arthur berichtet, was er über Gedichte herausgefunden hat, hat das alles längst gewusst. Ihm braucht man überhaupt nichts zu erklären. Er, der große Schweiger, ist in all seiner Stille selbst ein Gedicht.
Das schmale Bilderbuch mit den wundersam poetischen Bildern und den wenigen, aber pointiert geschriebenen dialogischen Sätzen will nicht mehr, als ein wenig Verwunderung, ein wenig Staunen und Kopfschütteln darüber entfachen, dass es Dinge gibt, die man nicht erklären, wohl aber fühlen kann. Gedichte sind solche Werkzeuge des Fühlens und Staunens. Sie entziehen sich einer Erklärung, und das Kind Artuhr, das sich doch so entschlossen und zielstrebig auf die Suche nach einer Antwort gemacht hat, kommt mit einer Handvoll Worten zurück. Sie sind selbst ein Gedicht, und ich denke, man kann sie gut dazu nutzen, mit Kindern und Erwachsenen über das Wesen von Poesie ins Gespräch zu kommen.