Gebannt - Unter fremdem Himmel

Autor*in
Rossi, Veronika
ISBN
978-3-8415-0313-8
Übersetzer*in
Fritz, F.Koop, H.
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Liepins, Carolin
Seitenanzahl
429
Verlag
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Weil ihre Mutter, in eine entfernte Biospähre versetzt, nicht mehr erreichbar ist, lässt sich Aria auf ein gefährliches Abenteuer ein. Zusammen mit Soren, dem Sohn des Konsuls, von dem sie sich Informationen über den Verbleib ihrer Mutter erhofft, verlässt sie illegal den gesicherten Bereich. Dort gerät die Situation völlig außer Kontrolle. Es ist der Außenseiter Perry, der Aria das Leben rettet. Aria wird vom Kosul aus ihrer Welt verstoßen und ausgerechnet Perry findet sie in der Wildnis.

Beurteilungstext

Die Erde in der Zukunft: Die Menschheit ist in zwei Hälften geteilt - die ""Siedler"", die in Biospähren unter großen Kuppeln in der Erde hausen und ihr Leben in einer Art Scheinwelt verbringen und die ""Außenseiter"", verschiedene Stämme, die außerhalb der Biosphären, in der sogenannten Todeszone ums nackte Überleben kämpfen. In dieser tödlichen Welt ist der Himmel niemals wolkenlos und über dem ganzen Szenario wabert der Äther, eine blaue Substanz, die sogenannte Ätherstürme herbeiführen und ganze Landstriche innerhalb weniger Sekunden zerstören kann. Aria gehört zu den Siedlern und kann sich ein Leben außerhalb der virtuellen Welten nicht vorstellen bis schließlich der Kontakt zu ihrer Mutter, die sich in einer anderen Biosphäre aufhält, abbricht und Aria alles daran setzt, diesen wieder zu erlangen. Durch eine Intrige wird sie schließlich in die Todeszone verbannt. Dort trifft sie erneut auf Perry, der ihr schon einmal das Leben gerettet hat.
Aria ist eine Siedlerin. Sie lebt in einer Stadt unter einer abgeschlossenen Kuppel, deren Bewohner kaum realen Kontakt miteinander haben. Fast ihr ganzes Leben spielt sich in den sogenannten ""Welten"" ab, virtuellen Räumen in denen alle Empfindungen und Situationen des Lebens simuliert werden. Das soziale Miteinander findet fast ausschließlich über sogenannte Smarteyes statt. Diese sind kleine vor das Auge gespannte Displays, die die Menschen zur Vernetzung untereinander nutzen, oder um die Zeit in ihren eigenen Welten zu verbringen. Dementsprechend groß ist ihr Schock, als sie ohne Vorwarnung in der Außenwelt ausgesetzt wird. Anfangs wirkt sie etwas zimperlich und weltfremd, aber man baut mühelos eine Bindung zu ihr auf, weil sie trotzdem sympathisch ist, sich schnell weiterentwickelt und an ihre neue Situation anpasst. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die ständig redet und gerne Fragen stellt.
Perry ist ein Außenseiter und außerdem ein Sinnesträger. Er verfügt über einen außergewöhnlich scharfen Geruchssinn, was ihn in den Stämmen zu einer Seltenheit macht. Er wird als echter Sympathieträger dargestellt, der sehr loyal und stolz ist und keine Risiken scheut um seinem kranken Neffen zu helfen. Das Leben der Außenseiter ist hart und so hat auch Perry eine sehr raue Schale, doch man merkt sehr schnell, dass darunter ein Herz aus Gold schlägt. Mit Perry hat die Autorin eine ganz besondere männliche Figur geschaffen, die nach Außen hin sehr ruppig und wild wirkt, innen jedoch eher sanfter Natur ist. Es ist äußerst interessant, die jeweilige Entwicklung der beiden Hauptakteure im Verlauf der Geschichte zu verfolgen. Zunächst sind sie Feinde, die beginnen, die Welt aus den Augen des anderen zu sehen und sich schließlich immer weiter annähern.
Die Perspektive wechselt nach jedem Kapitel, denn es wird abwechselnd aus der Sicht von Aria und Perry erzählt. Dadurch bekommt man einen umfangreicheren Einblick in deren Sichtweisen und wie sie jeweils eine Situation wahrnehmen.
Detailreich werden beide Gesellschaften in Szene gesetzt und keine davon wird direkt als besser oder schlechter herauskristallisiert. Gerade dieses Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Welten hat das Buch sehr authentisch und glaubwürdig gemacht, denn beide haben ihre Schwächen und Stärken und beide Gesellschaften drohen auseinander zu brechen. Die eine lebt lediglich virtuell, ohne Schmerz und Angst, aber auch ohne wirkliche Liebe, während die andere in teils mittelalterlichen Verhältnissen haust. So wird natürlich auch das Aufeinandertreffen der Figuren aus diesen sehr verschiedenen Gesellschaften eine interessante Begebenheit. Nach und nach fügen sich die Beschreibungen zu einem komplexen Bild zusammen, wobei ein interessanter Kontrast zwischen den verschiedenen Lebensräumen erschaffen wird. Die Vorurteile und Abneigungen der Menschen innerhalb und außerhalb der Biosphären sitzen tief und sorgen damit für viele Spannungen. Auch wenn die Welt am Anfang vor allem in den Biosphären sehr fremd wirkt, bekommt man nach und nach Informationen, die dem Ganzen sehr viel Tiefe verleihen. Es gibt einen Wechsel zwischen spannenden und ruhigeren Abschnitten, die die Autorin hervorragend genutzt hat, um die Charaktere zu entwickeln. Der Schreibstil ist atmosphärisch, lebhaft und flüssig und passt wunderbar zur Handlung. Etwas eigentümlich ist das Verhalten von Aria, als sie erfährt, wer ihr Vater ist. Diese Tatsache ist für sie nur kurzzeitig interessant und findet später keine Erwähnung mehr. Die Autorin hat viele interessante Ideen in ihre Geschichte einfließen lassen. Da gibt es nicht nur das Smarteye, das den technischen Fortschritt verkörpert. Auch die „Außenseiter” haben ihre Besonderheit. Die Menschen dort haben nämlich eine besondere Gabe: Unter ihnen gibt es Seher, Horcher oder Witterer, d.h. die entsprechenden Sinne sind extrem gut ausgebildet und stellen einen hohen Wert für die jeweiligen Stämme da. Auch der geheimnisvolle Äther bereichert mit seinen vernichtenden Stürmen die Handlung.
Das dunkelgrüne Cover dieses Buches ist leicht mysteriös gehalten. Zu sehen ist wahrscheinlich Aria in einem Geflecht aus Pflanzen. Der Titel „Gebannt“ ist ebenfalls mit eingearbeitet und das vergrößert dargestellte „A“ scheint mit dem wabernden Äther verschmolzen zu sein.
Gebannt bietet eine spannende Geschichte mit einer passenden Mischung aus Action, Dramatik und Gefühl mit facettenreichen, sehr sympathischen Figuren. Am Ende bleiben viele Handlungsstränge offen und der Leser wird mit etlichen Fragen zurückgelassen: Wieso haben sich die Menschen gespalten? Was hat es mit dem Äther auf sich? Gebannt. Unter fremdem Himmel ist der erste Band von Veronica Rossis Trilogie. Gebannt ist eine Gesellschaftsutopie - ein fantastischer Weltentwurf mit großartigen Charakteren und man darf auf die beiden weiteren Teile „Gebannt – Unter fremdem Himmel“ und „Getrieben – Durch ewige Nacht“ gespannt sein.

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Diese Rezension wurde verfasst von ka.
Veröffentlicht am 01.01.2010