Garmans Sommer

Schlagwörter

• Angst
• Gender/Geschlecht

Teaser

Nur noch wenige Wochen, dann ist Garmans schöner Sommer vorbei und er wird eingeschult. Richtig mulmig wird ihm bei dem Gedanken: Die Nachbarzwillinge können schon "Rhabarber" buchstabieren und haben große Zahnlücken. Bei ihm dagegen sitzen alle Zähne fest, und von Buchstabieren hat er keine Ahnung! Aber dann fragt er die Erwachsenen -Mama, Papa und die drei Tanten, die gerade zu Besuch sind - und stellt fest: Auch sie haben gelegentlich Angst, wenn auch vor anderen Dingen als einem Schulanfang.

Beurteilungstext

Das ist ein Bilderbuch, das Erwachsene einfach lieben müssen. Und wenn dem so ist, dann entbrennt oft unter ihnen die Diskussion, "ob das denn schon was für Kinder sei". Ich finde: unbedingt! Warum sollen sich Kinder nicht etwas sehr Innovatives anschauen und sich ihre eigene Meinung dazu bilden? Warum sollen sie nicht an diesen einmaligen, hinreißenden Bildern Spaß haben? Die Bilder sind zwölfmal einseitig und zweimal doppelseitig, der Text ist im Block als linksbündiger Flattersatz hineingesetzt, der erste Buchstabe ist jeweils farbenfroh verziert. Der Text, in dem es um Garmans Angst und die der Erwachsene geht - so haben zum Beispiel seine alten Tanten Angst vor dem Winter und dem Tod, sein Papa hat Angst vor seinen Auftritten als Musiker und die Mutter vor dem Zahnarzt - sind unkompliziert und fallen dennoch mit Bemerkungen wie "Ihre großen Brüste schmiegen sich angenehm an Garmans Wange" aus dem Rahmen. Im Text wie in den Bildern wird ganz auf die Vorstellungswelt des Jungen eingegangen. Fragt die Tante zum Beispiel, ob Garman wegen der Schule Schmetterlinge im Bauch hat, wundert er sich, wie diese dort wohl hineingekommen sein sollten: Wir sehen ein Röntgenbild von Garman, mit schwarzweißen Röntgenschmetterlingen im Bauch. Herrlich. Der Autor bedient sich durchweg einer sehr interessanten Collagetechnik, in der Fotos, Zeichnungen und Texturen zu einer kraftvoll-poetischen Komposition zusammenfügt sind. Künstlerisch herausragend, witzig und trotzdem mit einem Hauch Schwermut, wie man ihn am ersten Herbsttag empfindet, wie ein unausweichlicher kleiner Tod der Kindheit - wie der erste Schultag eben.