Gallina träumt vom Fliegen

Autor*in
Endres, Brigitte
ISBN
978-3-943833-40-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Brink, Mele
Seitenanzahl
36
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Aachen
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Gallina, ein buntes Huhn zwischen weißen Legehennen, zeichnet sich aus durch ihre Neugier und Wissbegierigkeit. Ihr gelingt es, der Eintönigkeit des alltäglichen Eierlegens zu entkommen und in die Welt hinaus zu fliegen. Sie knüpft neue Kontakte und verbringt eine kleine Zeitspanne auf einem ländlichen Hühnerhof. Auch hier mag sie auf Dauer nicht bleiben und bricht auf, um neue Erfahrungen zu sammeln.

Beurteilungstext

Die Henne Gallina ist etwas Besonderes. Sie unterscheidet sich schon rein äußerlich durch ihr buntes Federkleid inmitten der weißen Hühnerschar von Bauer Reinekes 499 Legehennen. Zudem ist Gallina ein nachdenkliches Huhn, das eigenständig Fragen stellt, woher sie alle kommen und wozu sie da sind. Sie kann sich nicht zufrieden geben mit der Auffassung ihrer Mithühner, dass ihr „Vater“ (der Bauer) sie alle gemacht hat. Auch das mit einem kräftigen „PLOPP“ einhergehende Eierlegen als eigentliche Lebensaufgabe, auf das die andren Hühner so stolz sind, will sie für sich nicht akzeptieren. Charakteristisch dafür ist ihr immer wieder zu hörendes „Das g-g-g-glaub ich nicht“.

Die Frage nach dem Sinn ihres Lebens hat große Bedeutung für Gallina, und so möchte sie gerne wissen, was sich hinter dem runden Loch im Giebel befindet, wo es blau, grau und dann wieder schwarz hindurchschimmert. Als sie dann aus diesem Loch heraus einen vorbeifliegenden Vogel entdeckt, ist ihr Wunsch geboren, auch fliegen zu wollen. Der erste Versuch misslingt gründlich. Gallina stürzt auf das Ei der dicken Henne, und die anderen fallen pickend und rupfend über sie her. Als der herbeigeeilte Bauer ärgerlich nach ihr greifen will, gelingt es. Sie fliegt durch das offene Giebelfenster davon. Über Landschaft und Häuser fliegend, entdeckt sie die Welt außerhalb des engen Hühnerstalls und lässt sich nieder bei einem „Schattenhuhn“, dem Wetterhahn auf der Kirchturmspitze, der ihr alles über die Welt bei Tag und bei Nacht erklärt. Aber auf seine Bitten bei ihm zu bleiben, geht sie nicht ein.

Am nächsten Morgen hört sie ein Krähen, das von einem prächtigen bunten Hahn herrührt. Er steht auf dem Misthaufen und lebt mit seinen Hühnern und Küken auf einem ländlichen Hühnerhof. Hier bleibt Gallina, wird eine der Frauen des Hahns und „…tut alles, was ein Huhn glücklich macht“. Doch als sie eines Tages auf das Schuppendach fliegt, ist die alte Sehnsucht wieder da, und sie steckt auch die anderen Hühner mit ihrem Wunsch nach dem Fliegen an, bevor sie in weitere unbekannte Gefilde aufbricht.
Der letzte Satz des Bilderbuchs nimmt auch in der typografischen Gestaltung die schwingende Flugbewegung auf. Im Druck deutlich hervorgehoben sind die Dialoge im schwarzen Erzähltext. Gallinas Sprechanteile sind rot, die der anderen Hühner, des Hahns und des Bauern sind in blauer Farbe gehalten.

Die teilweise über eine Doppelseite gehenden großflächigen Illustrationen zeichnen sich durch eine farbig dezente Gestaltung aus und sind geeignet, Kinder zu eigenen Entdeckungen und zum Nachdenken und Fragen über den Erzähltext hinaus anzuregen. Ein schönes Detail sind z.B. die am Boden kriechenden oder herausschauenden blass-rosa Würmer, von denen einer Gallina sogar auf ihrer Flugreise begleitet.

Anregend für das dialogische Vorlesen oder „nur“ Betrachten des Bilderbuchs dürfte auch der lebendige Gesichtsausdruck der Hühner sein. Staunen, Skepsis, Aufregung, Ängste und der Zorn des Hahns angesichts der Pläne des bunten Huhns zum erneuten Aufbruch sind unmittelbar abzulesen. Es mag sein, dass Gallina mit ihren ganz eigenen Vorstellungen und Zielen vom Fliegen nur „träumt“. Doch bereits Kinder im Vorschulalter dürften die zentrale Botschaft mitbekommen, wie es sein könnte, wenn man sich selbst Gedanken macht und es wagt, seine Wünsche zu verwirklichen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von anei; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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