Fugger und der Duft des Geldes. Die Entstehung des Kapitalismus

Autor*in
Parigger, Harald
ISBN
978-3-401-05992-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
150
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erzählendes Sachbuch über Jakob Fugger und seine Zeit - 14./15. Jahrhundert.

Beurteilungstext

"Fugger und der Duft des Goldes" ist im Arena-Verlag zum 250. Geburtstag Fuggers (1459 - 1525) erschienen und würdigt somit diesen berühmten Sohn der Stadt Augsburg, der als einer der reichsten und damit auch mächtigsten Kaufleute des ausgehenden Mittelalters und damit sozusagen der erste frühkapitalistische Finanzier angesehen werden kann. Pariggers Buch gehört zur historischen Reihe "Lebendige Geschichte" der "Arena Bibliothek des Wissens", in der auch die ebenfalls interessante und anregende Reihe "Lebendige Biografien" erschienen ist. Während man dort vorwiegend herausragende Naturwissenschaftler wie z.B. Edison, Einstein, Marie Curie kompetent und äußerst amüsant portraitiert findet, geht es in dieser Reihe darum, den jugendlichen Lesern große Ereignisse, große Herrscher aber auch den Alltag der "kleinen Leute" nahe zu bringen.
Dies geschieht in diesen Büchern durch die Verknüpfung zwischen einer erzählten Handlung und an passenden Stellen eingeschobenen Sachtexten, die zudem beide illustriert sind. Die Sachtexte durch historische Bilder und Abbildungen, die Erzählung mit originellen und witzigen kleinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Klaus Puth, dem auch das hervorragende und das Wesen der Sache (Wie machte Fugger aus wenigen kleinen Goldstücken ganz viele und große?) exakt treffende Cover zu verdanken ist. Fugger verdankte seinen Reichtum ja vor allem den von ihm genutzten Rechten am Silber- und Erzbergbau in den Alpen mit denen er sich eine Monopolstellung verschaffte. Dies wird hier angedeutet durch die Investitionen in eine Schmiede. Er finanzierte Kriege (im Bild Soldaten) und Herrschaftshäuser (im Bild eine Burg)und sogar Königswahlen. So sicherte sich das Hause Fugger über das Geld großen Einfluss und Macht und auch ein (auch für heutige Verhältnisse!) riesiges Vermögen. In den Sachkapiteln wird der Aufstieg der Fugger-Familie ebenso erklärt und anschaulich erläutert wie die ökonomischen, politischen und kulturellen Verhältnisse zu Lebzeiten von Jakob Fugger, die geprägt waren von dem sich rasant entwickelnden Handels- und Frühkapitalismus, den damit verbundenen Entdeckungsreisen (Kolumbus, Vasco da Gama u.a.), dem Konflikt zwischen der alten katholischen Kirche (Fugger verdiente am Ablasshandel und war ein erbitterter Gegner Luthers) und der Reformation und den Einflüssen der italienischen Renaissance.
Geschickt verbindet Parigger die Erzählung vom Bauernjungen Johann, der unversehens in Augsburg zu Fuggers Gehilfen wird und so staunend einen Einblick in die für ihn (wie auch dem heutigen Leser) fremde Welt eines reichen Patriziers bekommt, mit den Sachinformationen, die immer anknüpfen an der Erzählung und neben allgemeinen Erläuterungen auch Ergänzungen zum Alltag enthalten - z.B. wie wohlhabende Leute in der Stadt wohnten , was auf den Tisch kam und wie Erziehung und Bildung der Kinder und Jugendlichen aussah. Die Person Fuggers und die des Bauernjungen scheinen mir im erzählenden Teil in ihren Charakterisierungen gut getroffen zu sein: Hier der kühle, immer auf den eigenen Gewinn bedachten und vor allem der Vermehrung seines Reichtums sich widmende Fugger und dort der staunende, gelehrige Bauernjunge, der aber letztlich mit der "Scholle" verwurzelt bleibt und keinen wirklichen Geschmack am "Duft des Goldes" finden kann.
Höchst aktuell ist dieses Buch über den Frühkapitalismus und die Fugger gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise, in der sich aber manches umgekehrt zu haben scheint: Finanzierte Fugger mit seinem vielen Geld nicht nur Regierungen und den Staat, sondern unterstützte auch die Armen, so sind es heute die Banken und große Unternehmen, die über Hilfen vom Staat letztlich die Armen (egal ob "working poor" oder arbeitslos) noch mehr ausplündern. Wie wäre es, wenn man sich im Arena-Verlag trauen würde ein weiteres Buch in dieser Reihe zu machen, das sich mit Karl Marx und dem Kapitalismus moderner Prägung beschäftigt (wie es auch der AJuM-Rezensent aus Bremen vorschlägt) und vielleicht den Titel tragen könnte "Marx und das Gespenst, das in Europa umgeht".
Alles in allem ist dieses Buch sehr zu empfehlen für Jugendliche ab ca. 10/11 Jahren und sollte unbedingt (wie die ganze Reihe) in Bücherkisten zur Geschichte.

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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