Fuchserde

Autor*in
Sautner, Thomas
ISBN
978-3-85452-498-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
216
Verlag
Picus
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der urgroßvater erzählt die geschichte seiner familie von seinen vorvätern und-müttern bis zu seinem urenkel: die geschichte der Jenischen, der fahrenden aus dem österreichischen waldviertel aus der zeit der nahezu paradiesischen übereinstimmung mit der natur bis zur fast völligen auslöschung in der nazi-zeit und dem behutsamen wiedererwachen heute.

Beurteilungstext

In lebendigen perspektiv-wechseln breitet sich vor dem leser die geschichte der Jenischen aus, dem zigeuner-volk, das nicht mit den Sinti oder Roma verwandt ist, aber über die jahrhunderte ähnlich wie diese lebte, im winter in einem kleinen ort im waldviertel und im sommer durch die lande ziehend. Im zentrum steht Frida, eine selbstbewusste und kenntnisreiche frau, die innerhalb der gewohnheiten ihres stammes ihren eigenen weg sucht. Naturnah versteht sie, die ressourcen der pflanzen und tiere zu nutzen, sie gibt dieses wissen weiter. Im wesentlichen heißt dies: der natur seinen respekt zeigen. Gegenüber den nicht-Jenischen zeigen sie das weniger. Deshalb sehen diese die Jenischen seit jeher skeptisch an und misstrauen ihnen in vielen bereichen.
Wenn auch die nazis die Jenischen anfangs noch verschonen, geraten sie doch bald in die mühlen der minderheitenverfolgung. Anders als andere verfolgte wehren einige sich energisch, was aber den zorn der nazis auf ihre familie lenkt und viele das leben kostet. Dennoch können einige wenige überleben - einigen bauern war es wichtiger menschenleben zu retten, als als parteigänger dazustehen.
Nur so ist möglich, dass der alte Lois seine geschichte erzählen kann und jemanden hat, der ihm zuhört: der nachwuchs hat den naturinstinkt über die generationen hinweg bewahrt.
Locker in den text eingefügt sind in kursiver schrift sachhinweise zur geschichte der Jenischen.
Wenn auch die sprache Sautners sehr einfach und klar ist, erschweren perspektivwechsel und der der unterschiedlichen zeitebenen unbedarfteren lesern die lektüre etwas, machen sie aber für trainiertere umso interessanter und lebendiger.
MEYERS ENZYKLOPÄDISCHES LEXIKON (1975) kennt die Jenischen übrigens nicht, nur die jenische sprache (= rotwelsch) und setzt diese der “gaunersprache” gleich! Im ZEITLEXIKON (2005) dagegen: ...im familienverband umherziehende gruppen ... 30 000 bis 4o ooo Menschen ... geheimsprache, das jenisch, ein idiom ... mit charakterist. eigenheiten und bezug zum rotwelsch.
Diese veränderung innerhalb der letzten 30 jahre bildet den letzten abschnitt der erzählung: noch jahre nach dem 2. weltkrieg war es den behörden selbstverständlich, den Jenischen die kinder zu entziehen. Dass die eltern daran zerbrechen konnten, wird hier nur noch kurz anhand zweier ehepaare gestreift und mit einer sachinformation erläutert. Scheinbar hatten die behörden also recht, wenn eltern sozial abrutschten und es so nur richtig ist, ihnen die erziehungsberechtigung zu entziehen. Dass hier aber ursache und wirkung komplizierter gelagert sind, bekommt der leser hautnah vorgeführt.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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