Freibad

Autor*in
Stulin, Paulina
ISBN
978-3-948904-38-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
296
Verlag
Jaja
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
29,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Doris Dörries Film-Komödie „Freibad“ zeigt seit dem 1. September 2022 Deutschlands einziges Frauenbad als Mikrokosmos für die westliche Welt. Schon vorher ist Paulina Stulins Comic dazu erschienen, eine eigene Auseinandersetzung mit dem Thema.

Beurteilungstext

Paulina Stulin wurde nach dem Kommunikationsdesign- Studium in Krakau und Darmstadt für ihren autobiographischen Comic „Bei mir Zuhause“ 2020 für den „Max- und Moritz“-Preis als bester deutschsprachige Comic nominiert. Eine der LeserInnen war die Münchner Filmemacherin und Schriftstellerin Doris Dörrie, Stulins Idol seit Jahren. Und deshalb griff sie begeistert zu, als Dörrie sie bat, nur auf Grundlage des Drehbuchs einen Comic zu ihrem neuen Film „Freibad“ zu erstellen – auch wenn es sich hier nicht (nur) um Autobiographisches handelte.
Hauptthema von Film und Comic ist der Clash der Kulturen, hier unter Frauen. Brauchen Frauen einen Safe Space? Gehören dann auch Frauen im Burkini dazu? Und muss man muslimisch sein, um so ein Teil zu tragen? Und verstößt der gegen feministische Grundwerte? Was ist politisch unkorrektes Sprechen übereinander? Wann ist eine Frau eine Frau? Sind Flüchtlinge, die aus der allzu toleranten Schweiz fliehen, wirklich diskriminiert? Und ist ein Post-Gender-Bademeister schon akzeptabel in einem Frauenbad? Mit pointierten Dialogen und viel Witz machen sich Film und Comic über die identitätspolitischen Diskussionen der letzten Jahre lustig, besonders über die, die glauben tolerant und aufgeklärt durch die Welt zu gehen und doch die eigenen Scheuklappen übersehen.
Paulina Stulin hat zwar an einigen Dreharbeiten teilgenommen, aber ihr Comic ist etwas Eigenes geworden. Aufgegriffen hat sie die knappen Dialoge, wobei hier der Comic noch mehr Freiheiten bietet, denn kurze Satzfetzen reichen schon, um die Figuren zu zeichnen, es braucht keine fortlaufende Handlung. Aufgegriffen hat sie auch die knalligen Farben, in denen sie in Hopper-Manier das immer gleiche Setting des Freibads darstellt. Und natürlich auch die Prägnanz der Gesten und Gesichtsausdrücke der Schauspielerinnen, die sie beim Dreh beobachten konnte. Aufgegriffen hat sie aber auch einiges, was im Drehbuch noch angedacht war und dann dem Schnitt zum Opfer fielt. Und doch hat sie so einiges selbst hinzugefügt, um die prägnante Komik noch zu erhöhen.
Ein Comic erlaubt es mehr als ein Film, die individuelle Zeichnung der Figuren hervorstechen zu lassen. Ein Comic erlaubt es, zurückzublättern und anzuhalten. Paulina Stulins Comic ist also nicht nur einfach ein Merchandising-Produkt zur Filmförderung, sondern ein eigenes Kunstwerk.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPAK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 21.11.2022