FLUTEN

Autor*in
ISBN
978-3-936084-17-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Knorz, JanMeier, Heinz
Seitenanzahl
72
Verlag
Turmhut - Verlag GbR
Gattung
Lyrik
Ort
Mellrichstadt
Jahr
2003
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
8,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Autoren gestalten in diesem Benefizbuch mit Hilfe lyrischer Bilder und bildhafter Lyrik ihre Gedanken, Eindrücke, Emotionen... zur Jahrhundertflut 2002. In der Widmung zu dem Buch heißt es:
allen mit trockenen füßen- und den anderen erst recht

Beurteilungstext

Ein Lyrik-Band wie der vorliegende erschließt sich sehr schwer für einen Beurteilungstext, weil sich die Wirkung und damit auch die Wertung von Gedichten ganz individuell und damit für jeden Leser und Hörer ganz unterschiedlich darstellt. Jeder wird seine eigenen Akzente bei der Aneignung der Gedichte setzen und manches anders empfinden und werten als ein anderer.Diese Anmerkungen erscheinen mir notwendig, wenn ich micht nun den Gedichten sowie den dazugehörigen Zeichnungen annähern möchte.
Die Gedichte finden sich in drei Kapiteln , wobei die ersten beiden nach geographischen Merkmalen geordenet erscheinen und mit Überschriften wie SÜDERFLUT und NORDERFLUT versehen sind.Im dritten Kapitel finden sich Reflexionen zu der Zeit nach der großen Flut, - wie in den beiden anderen Kapiteln werden Fragen gestellt, Beschreibungen von Orten, Situationen u.a.m. gegeben und moralische Wertungen angedeutet. Bei LUFT HOLEN liest sich das so:
es nutzt nicht
wenn zeitpläne
stocken
auch noch
den atem anzuhalten

könnte sein
dass das
verkehrshindernis
länger als zwei minuten
durchhält
(Knorz, S.64)
Überhaupt stecken in vielen Gedichten provokante Fragen an den Rezipienten, so in dem Gedicht SOLIDARIDAD:
wenn sie
sich verdrückte
wäre ich
entzückt
von

der welle

der solidarität
nicht nur
der zuschlag
übrig bliebe
( Meier, S.48)
Eine andere “Äußerlichkeit” fällt bei der Gestaltung des Bandes auf. Auf der linken Seite des aufgeschlagenen Buches findet sich jeweils das Gedicht, auf der rechten Seite kommentiert der zweite Autor auf eigenwillige ganz subjektive Art mit einer Zeichnung den poetischen Text seines Partners. Diese ungewöhnliche gegenseitige Bezugnahme ist für den Leser und Betrachter der einzelnen Seiten außerordentlich interessant und produktiv. Durch die Zeichnungen werden die Vorstellungsbilder der Rezipienten, die durch die sprachkünsterische Gestaltung des Textes erzeugt wurden, bestätigt , verändert oder der Vorstellungskraft werden völlig neue Richtungen eröffnet . Die farbig gestalteten Skizzen von Meier eröffnen dabei dem Rezensenten größere Interpretationsräume als die eher naiv wirkenden Zeichnungen von Knorz. Aber dass ist wie alle Aussagen zu dem Band schnell zu widerlegen, was sicherlich auch Anliegen der Autoren sein dürfte.
Wenn man sich zu dem Gedichtband äußert, muss unbedingt auch die dazugehörige Audio-CD erwähnt werden. Es ist bekannt, dass sich für viele Rezipienten Lyrik besser über lautes Lesen oder Zuhören erschließt. Gerade das Vortragen von Gedichten als einer Form indirekten Interpretierens erweist sich bei dieser CD, die von Heinz Meier, Camilla Mertins und Alex Reim gestaltet wurde,als äußerst wirksam. Erwähnt sei auch die den Sprechern untergelegte Musik von Krause&Metelmann. Für den Rezensenten haben sich viele der Gedichte durch den Vortrag und die Musik ganz neu erschlossen, -neue Sichtweisen wurden eröffnet.
Für alle, die die große Flutkatastrophe an Mulde und Elbe noch nicht vergessen haben und sich zudem noch für Lyrik interessieren, seien Buch und CD bestens empfohlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Schl.
Veröffentlicht am 01.01.2010