Flugzeiten

Autor*in
Chidolue, Dagmar
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
251
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Frankfurt
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bonna wächst in beengten Verhältnissen auf. Ihnen kann er zeitweise entfliehen, wenn er mit anderen Jungen Flugmodelle baut und schließlich im Segelflugverein mitmacht. Dass diese Organisationen dem aufkommenden Nationalsozialismus unterstehen, stört seinen Vater. Aber Bonna will etwas erreichen und denkt nicht viel nach. Als er sich zur Luftwaffe meldet, scheint sein Traum vom Freisein erfüllt. Aber Bonna darf nicht Flieger werden, und sein Vorbild fällt in den ersten Kriegstagen.

Beurteilungstext

Dagmar Chodolue gelingt es, die Enge, das soziale Elend, in dem Bonna mit Eltern und Geschwistern lebt, greifbar zu machen. Dabei arbeitet sie stark mit ostpreußischem Dialekt. Sie macht Bonnas Traum vom Ausbrechen, vom Fliegen nachvollziehbar. Sie schildert aus der Perspektive des Jungen, wie leicht es ist, Verführungen nicht zu hinterfragen, Zweifel beiseite zu schieben und nur auf das zu gucken, was die “neue Zeit” einem selbst bringt. Er will jung sein, unbeschwert, Chancen nutzen. Da scheint Bonna trotz der historische Distanz nicht weit weg vom jugendlichen Leser.
Bonnas missglückender Versuch, seinen jüngeren Bruder von einer freiwilligen Meldung zur Wehrmacht abzuhalten - der geht gar zur Waffen-SS -, bis auch er den wiederum jüngeren Bruder über die Realität aufklärt, zeigt in beklemmender Weise die Wirksamkeit nationalsozialistischer Propaganda.
Das bloße Achten auf das Versorgtsein, auf das Vorwärtskommen werden gerade vor dem Hintergrund der bedrückenden wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie nachvollziehbar - so sehr, dass man als Leser manchmal wartet, wann denn nun eine Relativierung zu Bonnas Gedanken über Zackigkeit und Uniformen und Männlichkeit kommt. Aber immer wieder, in Textpassagen wiedergegeben, hört Bonna und liest der Leser vom ideologischen Hintergrund - aber Bonna wehrt sich gegen das Denken, er ist für das Praktische - und darin liegt auch das heute noch Gefährliche.
Der Roman endet 1940 mit dem Tod von Bonnas Vater. Bonna verliert sein Vertrauen in die endlosen Siege der Deutschen. Das Erwachen ist nicht mehr Teil der Geschichte, sondern wird von der Autorin in einer Art Nachwort “Wie es weiterging” erzählt.
Dagmar Chidolue erklärt, sie schreibe die Geschichte ihres Vaters. Sie erzählt auf wenigen Seiten die Lebensgeschichten der Familienmitglieder zu Ende - dieser “kleinen Leute” mit ihren Verstrickungen.
Im Gegensatz zu ihren Vorfahren hat die Autorin es gelernt, sich mitzuteilen - und sie nutzt es für dieses einem lange nachgehende Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von sr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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