Floris & Maja

Autor*in
Elzbieta,
ISBN
978-3-89565-436-7
Übersetzer*in
Haupt, Barbara
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Elzbieta,
Seitenanzahl
38
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchErstlesebuch
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Es ist Krieg. Alle bekommen es irgendwie mit. Und da ist es gut, dass der Moritz Verlag dieses Buch neu aufgelegt hat, das Kindern im Erstlesealter einen Zugang zum Thema verschafft.

Beurteilungstext

Die Originalausgabe erschien 1993 mit dem Titel „Flon-Flon & Musette“ in Brüssel – in Jugoslawien tobte gerade ein Krieg, mitten in Europa. Die 1936 geborene Autorin und Illustratorin Elzbieta nahm das zum Anlass, ihre kindlichen Kriegserfahrungen in einem Kinderbuch zu verarbeiten und so Kindern einen ersten Einblick in das Thema zu geben.
Floris und Maja sind eigentlich Nachbarskinder und spielen zusammen. Doch dann kommt der Krieg und Floris Vater muss in den Krieg ziehen. Und plötzlich ist zwischen Floris und Majas Häusern ein Stacheldraht, der nicht nur Floris von Maja trennt – nein, es scheint auch gefährlich, über die Freundschaft mit Maja zu sprechen. „Der Krieg war unheimlich stark! Er beherrschte alle und nahm keine Rücksicht. Er machte schrecklichen Lärm. Er steckte Häuser an und schlug sie kaputt! Er wütete von morgens bis abends.“ Doch dann war der Krieg vorbei, der Vater kam zurück und Floris und Maja fanden ein Loch im Stacheldraht, so dass sie sich nun wieder treffen konnten.
Zunächst erscheint die Handlung und Darstellung des Krieges verharmlosend, denn es scheint ja ein Happy End zu geben. Und auch die Bilder in meist eher sanften Farben, die das Geschehen in eine anthropomorphisierte Hasenwelt setzen, scheinen einen Krieg nicht so ganz schrecklich zu machen. Aber es sind die Kleinigkeiten, die die Grausamkeit des Kriegs zwar eher andeuten als ausführen, aber sichtbar machen, wie grausam Kriege sind: Der Stacheldraht direkt vor dem Fenster, das Sprechverbot, die Personifizierung des Krieges und am Ende das, was nur die Bilder zeigen: Ruinen, den verletzten Vater, der ein Bein verloren hat. Es bleibt die Angst vor einem neuen Krieg: „Den Krieg, den kann man nicht töten, kleiner Floris. Denn er wird niemals sterben! Er schläft nur hin und wieder ein.“
Es gelingt Elzbieta ein Anti-Kriegs-Buch der leisen Töne. Bemerkenswert ist, dass sie in ganz einfachen Worten, kurzen Sätzen, aber einer doch bildreichen Sprache erzählt. Ihr gelingt so eine literarische Einfachheit im Sinne Maria Lypps, die über Einfachheitsmittel doch Komplexität erreicht. Das Buch ist so auch Kindern im Erstlesealter wunderbar durch Eigenlektüre zugänglich, kann aber natürlich auch vorgelesen werden. Es eignet sich für eine häusliche Lektüre, wenn wieder einmal Kriegsnachrichten zu Kindern vorgedrungen sind, aber auch für die Arbeit in KiTa, Vor- und Grundschule.
Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine konnte der Moritz Verlag mit dieser Neuausgabe des Buches sehr schnell auf die weltpolitische Lage reagieren und hat ein hervorragendes Buch nun wieder zugänglich gemacht. Vielleicht ist das eine gute Variante, verglichen damit, dass gerade zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Rezension (Juli 2022) vermutlich zahlreiche Kinderbuchautor:innen an Büchern sitzen, die Krieg und den Ukrainekrieg zum Thema machen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 26.08.2022