Fisch an Fahrrad

Autor*in
Schindler, Nina
ISBN
978-3-570-12724-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
133
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Ort
München
Jahr
2003
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Till (18) sieht seine Traumfrau, die einen Zettel mit Name und Anschrift verliert. Er schreibt ihr, doch es stellt sich heraus, dass diese Anschrift zu Amélie gehört. Während des Austausches von Nachrichten verlieben sich beide ineinander. Ob sie aber zusammenkommen? Denn einige Hindernisse gibt es.

Beurteilungstext

"Gerade laufe ich hinter dir her und bewundere deine langen, schlanken Beine, die gut sitzenden Lederhosen, die kurze blonde Fransenfrisur und deine selbstbewusste Kopfhaltung - da lässt du ein Blatt Papier fallen." Till, ein achtzehnjähriger Schüler kurz vor dem Abitur, hat seine Traumfrau gesehen und schreibt, denn auf dem Blatt Papier steht eine Adresse, doch nicht die Adresse der Traumfrau, sondern von deren Freundin Amélie. Amélie, eine angehende Hotelkauffrau, und Til verlieben sich ineinander, es kommt zu Störungen in der Beziehung und zum Schluss bleibt offen, ob diese Verbindung von Dauer ist.
Die Geschichte ist unterhaltsam und sie lebt davon, dass sie in der Wiedergabe reduziert ist auf Nachrichten unterschiedlichster Art, die sich die beiden Protagonisten schicken. Die z.T. verkürzten bzw. verkürzenden Äußerungen lassen Freiräume für eigene Ergänzungen seitens des Lesers/ der Leserin. Ein moderner Briefroman mit E-Mails, Zettelchen, Briefen, kommentierten Zeitungsausschnitten, Nachrichten übers Handy - alles im "Original" abgedruckt, abfotografiert auf jeweils einer Doppelseite. Hinterlegt sind diese Seiten mit relativ unscharfen Schwarz-Weiß-Fotos u.a. von Landschaften, Tieren, Pflanzen, von Straßenzügen und Menschen in der Stadt. Zuweilen drängt sich direkt ein Bezug zu den Nachrichten auf, zuweilen aber kann auch nur vermutet werden, in welcher Beziehung das Bild zum Text steht. Die letzte Nachricht "Wir müssen unbedingt miteinander reden." ist unterlegt mit dem Foto eines Gletschers: kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht? Es kann interpretiert werden, es muss aber nicht."Fisch an Fahrrad" ist zum einen ein Buch für Heranwachsende, und da vor allem für die, die nicht gerne lesen. Denn sie werden auf Grund des Umfangs der Texte und wegen der Sprache zum Lesen verleitet. Ein Buch also aus der Kategorie "Leicht zu lesen". Aber passt zu dieser möglichen Leserklientel das Personal des Buches: eine angehende Hotelkauffrau und ein Schüler, der kurz vor dem Abitur steht und sich mit Heine beschäftigen muss und den Heine beschäftigt? Sind diese fiktiven Gestalten die geeigneten Identifikationsfiguren für die Leserinnen und Leser, die ihnen helfen, sich im Buch und der Problematik (Träume, Sehnsüchte, Lebensentwürfe) zurechtzufinden?
"Fisch an Fahrrad" ist aber zum anderen ein Buch, das aus seiner Konstruktion heraus einen gewissen "höherwertigen" Anspruch hat. Nina Schindler hat eine literarische Form gewählt, die in der Anknüpfung an die klassischen Briefromane die Möglichkeiten einer zeitgemäßen Umsetzung aufzeigt, die mit Schülerinnen und Schülern diskutiert werden kann, und ihre Sprache trifft die der jungen Leute, ohne in schnell vergängliche modische Formeln zu verfallen. Die Interpretation eines Gedichtes von Tucholsky (Sehnsucht nach der Sehnsucht) im Anhang des Buches stellt außerdem wie die der literarischen Form eine Möglichkeit dar, die Problematik dieses Buches in einen anspruchsvollen Literaturunterricht (Sek.II) einzubinden. Bleibt nur die Frage: Sind der Plot und seine Umsetzung tragfähig genug, dieser Zielsetzung gerecht zu werden?
Interessant ist das Buch allemal. Und ich würde es in erster Linie einsetzen - trotz der genannten Bedenken - in der Kategorie "Leicht zu Lesen". Ich könnte mir aber auch vorstellen, es als Briefroman nach der Lektüre des Werther zu einem kleinen Exkurs zu nutzen über moderne schriftliche Kommunikationsformen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von MFr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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