Fire Keeper's Daughter

Autor*in
Boulley, Angeline
ISBN
978-3-570-16601-7
Übersetzer*in
Max, Claudia
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
560
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
20,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die knapp 18-jährige Daunis Fontaine ist clever, selbstbewusst und familiär gut vernetzt im Ojibwe-Reservat. Doch als halb Weiße, halb Native American gehört sie nicht wirklich dazu. Als vor ihren Augen ein Mord geschieht, der wohl im Zusammenhang mit Drogendelikten steht, wird sie vom FBI gebeten, undercover bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Sie sagt zu, nicht ahnend, wie gefährlich es werden wird. Und sie erfährt vieles über ihr Umfeld, was ihre bisherigen Vorstellungen total verändert.

Beurteilungstext

Fire Keeper’s Daughter ist ein spannender Kriminalroman, zugleich eine anrührende, wendungsreiche Lovestory und ein Adoleszenz- und Gesellschaftsroman, der einen Einblick in die spezifischen Verhältnisse innerhalb einer Community der größten indigenen Bevölkerungsgruppen U.S.-amerikanischer Ureinwohner (Ojibwe) in einem Reservat in Michigan nahe der kanadischen Grenze vermittelt. Bestseller-Autorin Angeline Boulley ist eine absolut authentische Erzählerin: Sie selbst ist registriertes Mitglied des Sault Ste. Marie Tribes der Chippewa Indians. Im Roman verwendet sie häufig auch Wörter der Ojibwe-Sprache, die sich zwar aus dem Kontext erklären, aber auch in einem Glossar aufgeführt sind. Es mag auf der Hand liegen, dass sie auch manches Autobiografische im Roman anklingen lässt.
Protagonistin und Ich-Erzählerin des Romans ist Daunis Fontaine, eine junge, ebenso aktive wie selbstbewusste Frau, die sich für Eishockey und Botanik interessiert. Die Eltern haben sich lange vor ihrer Geburt getrennt, der Vater hat eine andere Frau. Daunis hält Kontakt zu beiden Seiten, fühlt aber mehr auf Seiten der Ojibwe. Ihr Wunsch, Medizin zu studieren und dies mit traditionellen indianischen Kenntnissen sinnvoll zu verbinden, geht vorerst nicht in Erfüllung, da sie sich um ihre schwerkranke Großmutter und auch ihre Mutter kümmern muss.
In Liebesangelegenheiten, mit denen man unter der indigenen Bevölkerung eher unverkrampft umgeht, hat sie bereits gute wie auch negative Erfahrungen. Die Begegnung mit Jamie, dem Neuen im Eishockey-Team, ist ein ungewohnt intensives Erlebnis für sie. Was sie jedoch zunächst nicht weiß: Jamie spielt bei den Ermittlungen des FBI eine nicht ganz unwichtige Rolle. Eine konfliktreiche Beziehung scheint damit vorprogrammiert zu sein.
Dass im Reservat und im Eishockeyteam gefährliche Drogen vertickt werden, ist Daunis bekannt, nicht aber das enorme Ausmaß, in dem dies geschieht. Von der Autorin wird die damit verbundene Problematik keineswegs heruntergespielt; sie akzeptiert es jedoch nicht, wenn das Dealen mit Drogen als typisch für die indigene Bevölkerung angesehen wird. Als gleichermaßen diskriminierend schildert sie die Behandlung der Indianer allein aufgrund ihrer dunkleren Hautfarbe. Hinsichtlich einer Strafverfolgung etwa bei sexuellen Übergriffen gegenüber indianischen Frauen, so wie Daunis dies geschieht, scheint die amerikanische Gesellschaft ebenfalls wenig interessiert zu sein. Die Frauen des Tribes haben dafür jedoch eine eigene Form der Selbstjustiz, die im Roman angedeutet wird.
Dem gegenüber stehen die vielen (leider oft nur wenig erfolgreichen) Versuche, die eigene indianische Kultur beispielsweise durch traditionelle Tanzfeste („Powwow“), religiöse Zeremonien, Rituale und Gesänge oder einfach schon durch die Verwendung der eigenen Sprache („Anishinaabemowin“) aufrecht zu erhalten. Zudem hat man gute Möglichkeiten entwickelt, finanziell von staatlicher Unterstützung unabhängiger zu werden. Leser bekommen in dem mehr als 550 Seiten umfassenden Roman einen tiefen Einblick in die gegenwärtige Situation der nordamerikanischen Indianer, die mit einer früher betriebenen folkloristischen „Rothaut-Romantik“, wie sie in klassischen Western oder in Karl-May-Büchern vermittelt wird, nahezu nichts gemeinsam hat. Das derart vermittelte Hintergrundwissen kann dazu dienen, ein besseres, vorurteilsfreieres Verständnis für das Überleben anderer Kulturen zu wecken.
Anzumerken ist jedoch, dass die Thematik des Buches stark eingeengt ist auf ganz spezifische amerikanisch-kanadische Verhältnisse. Für im deutschen Sprachraum beheimatete Leserinnen und Leser ab 14 Jahren dürfte es daher nicht einfach sein, einen passenden Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit zu finden beziehungsweise sich mit den Romanfiguren zu identifizieren.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.06.2022

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