Finis Mundi oder Die drei magischen Amulette

Autor*in
García, Gallego
ISBN
978-3-423-70754-1
Übersetzer*in
Layer, Ilse
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
300
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/RomanFantastik
Ort
München
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nordfrankreich, 997 n.Chr. Der junge Mönch Michel ist der einzige Überlebende eines Ungarnüberfalles auf sein Kloster. Aus den brennenden Gebäuden kann er sich und ein Buch retten, das für das Jahr 1000 den Weltuntergang voraussagt, sofern es nicht gelingt, drei Amulette, Zeichen der Zeitachsen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu vereinen, um einen Aufschub von weiteren 1000 Jahren zu erlangen. Er nimmt die Arbeit auf sich, begleitet von einem fahrenden Sänger, verfolgt von einer geheimnisvollen Sekte von Teufelsanbetern.

Beurteilungstext

Wie unsinnig hierzulande die Einteilung in Jugend- oder Erwachsenenliteratur ist, erweist dieser sehr gute Fantasy-Roman mit historischem Hintergrund. Denn die historischen oder literarhistorischen Informationen, die die Autorin liefert, sind teilweise so tiefgehend, dass junge Leser sie nicht verstehen oder in den großen Zusammenhang des Roman einzuordnen vermögen. Leider sind dabei der Autorin (oder der Übersetzerin) einige grobe Fehler unterlaufen: Beispielsweise wird von dem Sänger, der den Mönchen begleitet, als “Bänkelsänger” gesprochen; diese gibt es aber erst in den Großstädten mit dem Beginn des 19. Jh. und deren hervorstechendsten Merkmale waren ein Musikinstrument (meist Leierkasten) und eine Wandtafel mit Bildern. Man könnte ihn bestenfalls als Vorläufer der Troubadours bezeichnen, die allerdings erst im 11. Jh. namentlich belegt sind, sodass er eher “Spielmann” ist. Ein weiterer Fehler ist, im 10. Jh. von einem russischen Zaren zu sprechen (S. 143). Der Titel Zar wird zuerst von bulgarischen Herrschern seit dem 7. Jh. getragen (verliehen vom byzantinischen Herrscher), in Russland nimmt erst Iwan der Schreckliche 1547 den Titel an, aber erst 1815 ist es der offizielle Titel der russischen Herrscher. Als sprachlichen Ausrutscher dürfte man Stellen bewerten wie “Aus der Ferne kam ein Schiff mit VOLLDAMPF auf sie zu”. Auf den Sachfehler muss wohl nicht eigens eingegangen werden.
Die Handlung selbst führt den Leser durch das Westeuropa des 10. Jhs. von Aachen bis an die Atlantikküste des heutigen Spanien und bis nach England; auf diesem Wege vermag Gallego García Länder, Leute und ihre Gebräuche (soweit bekannt) zu schildern. Ganz nebenbei werden auch soziale Fagen angeschnitten (z.B. die unrechtmäßigen Raubüberfälle von Rittern auf Dörfer, S. 50 ff., die Stellung der Frau, S. 278 ff.) oder auch kulturhistorische (z.B. S. 144f., was mit mündlich und lebendig überlieferten Epen passiert, wenn sie schriftlich fixiert werden [diese Frage hat schon Karl Marx: Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, Heft M, gestellt und beantwortet). Auch die Spannung und die Liebe kommen nicht zu: Verfolgt von einem satanistischen Geheimbund entkommen die Protagonisten mehr als einmal nur mit müher Not, und der spröde Spielmann veliebt sich in eine junge Frau, die er in die Lehre nehmen muss.
“Finis mundi” ist somit ein überaus facetten- und inhaltsreicher Roman, spannend bis zur letzten Seite.
Sehr empfehlenswert, trotz der Fehler.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPEB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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