Feuerwanzen lügen nicht

Autor*in
Höfler, Stefanie
ISBN
978-3-407-75683-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Haslbauer, Carla
Seitenanzahl
234
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Schockiert entdeckt Nitz, dass sein bester Freund Mischa ihn zwei Jahre lang häufig belogen hat, um so seine Armut und die prekären Familienverhältnisse geheim zu halten. Welche Konflikte und Probleme ergeben sich aus diesem Vertrauensbruch?

Beurteilungstext

Ist Lügen ist einfach nur träumen, wie es anders auch sein könnte?“ (S.118)
Im Nachwort äußert sich die Autorin zur Idee für dieses konfliktgeladene, problemorientierte Jugendbuch: „Die Geschichte von Mischa und Nits hat ihren Anfang im Nachdenken darüber, wie unterschiedlich Kinder in Deutschland wohnen und leben – auf Grund ihrer Familienverhältnisse, ihrer sozialen Herkunft -, aber auch in Gedanken darüber, was Armut in einem Land wie Deutschland eigentlich bedeutet und wie in unserem Land mit dem Thema Armut umgegangen wird.“
Erzählt wird eine glaubwürdige Geschichte aus dem subjektiven Blickwinkel von Nitz. Die spannende lineare Handlung ist räumlich überschaubar, angesiedelt in der Schule, im familiären Zuhause und im Wohnumfeld der beiden Jungen. Gleichzeitig ist sie mit einem breit angelegten Figurenensemble unterlegt, dessen Personen sowohl individualisiert als auch typisiert charakterisiert werden. Dadurch wird dieser Roman auch zu einer Milieustudie, in der aktuelle gesellschaftliche Erscheinungen reflektiert werden. Episodische Ereignisse innerhalb des Romans widmen sich z.B. kriminellen Typen, die Mischas Vater erpressen, den Frauen vom Jugendamt, Gregor und seinem Dönerkiosk, den Kunden der „Tafel“, dem schulischen Umfeld mit Lehrer Bassler, dem fiesen Felix, den drei L. und der seltsamen Sophie, die einen Vortrag über Armut hält. In ihrer sozial bedingten Gegensätzlichkeit vergleichend dargestellt ist das familiäre Leben der beiden Jungen. Von engagierten, berufstätigen, gebildeten, verständnisvollen Eltern wohlbehütet sind Nits und sein älterer Bruder Ole. Ein alleinerziehender, überforderter Vater kümmert sich um Mischa und seine kleine Schwester. Wie in einem spannenden Detektivroman entschlüsseln sich Schritt für Schritt Mischas prekäre Familiengeheimnisse. Eine angeblich als Forscherin im Urwald tätige Mutter gibt es nicht. Mischa hat sich sein „weltumspannendes Wissen“ über Zoobesuche und das Lexikon erworben. Er fälscht ein Attest, weil er sich keine neue Badehose für den Schwimmunterricht kaufen kann. Als ein Motiv für die Darstellung sozialer Konflikte zieht sich der Besitz teurer Sportausrüstung wie ein roter Faden durch den Roman. Das spricht Jugendliche besonders an. Angereichert mit viel wörtlicher Rede, gibt Nits in der Rolle eines Teenagers entsprechend seinem Alter und Bildungsgrad einen Einblick in seine Gedanken und Gefühle über sich selbst und andere. Auffällig ist sein origineller Redestil, sein „wortmusikalisches Mundwerk“. So ist jedes der 30 Kapitel mit einem lyrischen Rap über irgendein Tier unterlegt, z.B. : „Wenn ein Mensch den andern anlügt, findet man das irritierend, doch wenn Paviane lügen, finden´s alle faszinierend“ aber „Feuerwanzen lügen nicht…“ Die sehr lebendige, unmittelbare Darbietung aus der Perspektive des Ich – Erzählers regt sowohl Jugendliche als auch Erwachsene an, sich mit dem Thema, basierend auf eigenen Erfahrungen, auseinanderzusetzen. Der Roman vermittelt soziale Kompetenzen und veranschaulicht aktuell Unterschiede zwischen arm und reich im Leben heutiger Kinder. Er ist als Unterrichtslektüre zu empfehlen.







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Diese Rezension wurde verfasst von Kra; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 23.01.2023