Federflüstern
- Autor*in
- Rahlens, Holly-Jane
- ISBN
- 978-3-499-21850-7
- Übersetzer*in
- Ernst, Alexandra
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 343
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 10,00 €
- Bewertung
Teaser
Die deutsch-amerik. Autorin Holly-Jane Rahlens legt mit "Blätterrauschen" und "Federflüstern" ein charmantes und spannendes Zeitreise-Abenteuer vor, das sich bewährter kinderliterarischer Motivik bedient. Leicht lesbare Lektüre mit intertextuellen Bezügen und historischen Referenzen, die sicherlich vielen Leser*innen Freude macht - und eine Hommage an das Lesen ist, denn die Rahmengeschichte spielt in einer Buchhandlung. Aber vielleicht ist das Zeitreise-Motiv inzwischen ein wenig abgenutzt?
Beurteilungstext
"Federflüstern" ist nach "Blätterrauschen" der zweite Band einer Zeitreise-Geschichte aus der Feder der preisgekrönten Jugendbuchautorin Holly-Jane Rahlens, wobei die Bände abgeschlossene Geschichten beinhalten und daher unabhängig voneinander gelesen werden können. Ging es im ersten Band durch eine Zeitmaschine für die Kinder Oliver, Iris und Rosa in die Zukunft, landen sie nun in der Vergangenheit, genauer: im winterkalten Berlin des Jahres 1891. Die Schleuse, durch die die Zeitreise möglich wird, findet sich bei Rahlens in der Buchhandlung „Blätterrauschen“ (so auch der Titel des ersten Bandes). Die kindlichen Protagonisten gehören einem Leseclub an. Entsprechend literarisch affin sind sie. Vor diesem Hintergrund zieht es die drei in der Vergangenheit zum Schriftsteller Marc Twain, der 1891 einige Monate in Berlin lebte. Begegnet dieser den fremden Kindern, die plötzlich bei ihm klingeln, noch skeptisch, wandelt sich seine Haltung ihnen gegenüber schnell in freundschaftliche Zuneigung, und er wird zum engen Vertrauten im Zeitreise-Abenteuer. Und er ist es schließlich auch, der ihnen hilft, das Tor zurück in die Gegenwart zu finden. Auf allen Zeitebenen begleitet die Kinder Lucia aus der Zukunft, die am Anfang in der Buchhandlung auftaucht. Durch diese Figur verweben sich die Zeitebenen miteinander und es werden Dialoge über die technische Entwicklung über die Zeiten hinweg möglich, etwa wenn über verschiedene Kommunikationswege philosophiert wird. So berichtet Lucia, Telefone gebe es in ihrer Zeit nur noch in Museen, Kommunikation funktioniere in erster Linie über Brain Buttons.
Weiterhin werden (mitunter witzig anmutende) sprachphilosophische Reflexionen angestellt, beispielsweise, wenn Marc Twain sich über die deutsche Sprache mokiert: "Deutsche Wortzusammensetzungen sind wie Gebirgsketten, die sich über die ganze gedruckte Seite erstrecken." (S. 220)
Holly-Jane Rahlens hat mit "Blätterrauschen" und "Federflüstern" ein rasantes Zeitreise-Abenteuer voller intertextueller Bezüge vorgelegt, das sich spannend und unterhaltsam liest, letztlich aber vor allem als konventioneller Griff in die literarische Motiv-Kiste zu werten ist. Die Figuren bleiben eher blass und gewinnen wenig Kontur, aber: Der Text regt durchaus zur philosophischen Reflexion an. Die Geschichte ist abenteuerlich und spannend, leicht zu lesen und daher eine empfehlenswerte Lektüre für alle jugendlichen Zeitreise-Fans. Zudem lernt man einiges über das deutsche Kaiserreich und den Schriftsteller Marc Twain. Beinahe bekommt man Lust, "Huckleberry Finn" im Original zu lesen. Damit ist ja schon viel erreicht.
Aber vielleicht ist das Zeitreise-Motiv als solches inzwischen doch ein wenig überstrapaziert?