Fabers Schatz

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Teaser

Faber bekommt vom seinem Opa einen alten Teppich geschenkt. Gemeinsam mit dem Flüchtlingsmädchen Shaima kann er mit diesem Teppich in die ganze Welt fliegen.

Beurteilungstext

“Das ist mein größter Schatz”, sagt Fabers Opa, als er Faber den Teppich überreicht. Nicht in einem feierlichen Augenblick, sondern zwischen Tür und Angel, während er Kisten in seinen alten VW-Bus packt, um nach Amerika auszuwandern. “Du musst nur die Worte lesen, die draufstehen, dann bringt er dich an jeden Ort”, steht auf einer alten Postkarte, die Faber erst liest, als sein Opa längst abgereist ist. Doch was für Worte? Auf dem Teppich sind nur irgendwelche Schnörkel. Faber fragt die Mutter seines Freundes Kamil aus Marokko, er fragt die Kinder und die Matrosen im Hafen, doch niemand kann etwas mit dem Teppich anfangen. Der stammt aus Damaskus in Syrien, genau wie Shaima. Die kann kein Deutsch, aber sie kann die Worte auf dem Teppich lesen, und sie scheint kein bisschen verwundert zu sein, als der mit ihr und Faber losfliegt. Gemeinsam besuchen sie viele verschiedene Orte, denn wie Fabers Opa schon immer gesagt hat: “So bunt ist die Welt! Vergiss das nie!”
In einer Gesellschaft, die eine Million Menschen zum “Flüchtlingsproblem” zusammenfasst, ist Cornelia Funkes Bilderbuch hoch aktuell. Völlig unaufgeregt stehen in ihrer Geschichte Menschen aller Hautfarben nebeneinander, von “Milch bis Bitterschokolade”, wie Fabers Opa sagt. Diese Menschen reisen um die Welt, als Auswanderer, als Matrosen oder als Abenteurer auf einem fliegenden Teppich. Einer dieser Menschen, Shaima, ist für Faber etwas Besonderes. Nicht weil sie vermutlich als Flüchtling nach Deutschland gekommen ist, sondern weil sie den Teppich zum Fliegen bringen kann. Sie kann als Einzige in der Geschichte die Schlüsselworte lesen. Die Leser erfahren nicht viel über sie. In ihrer Heimat muss etwas Schlimmes passiert sein, denn das Wort “Heimat” macht sie traurig, und sie verbietet dem Teppich, dorthin zu fliegen. Shaima spricht eine andere Sprache als Faber, das wird in gegenüberstellenden Wortpaaren klar, und sie kann eine andere Schrift lesen - arabische Wörter “fliegen” neben dem Teppich. Shaima umgibt der Ruch des Geheimnisvollen, die Leser werden neugierig auf sie.
Cornelia Funkes Geschichte ist mit freundlichen, bunten Bildern illustriert. Faber bewegt sich hauptsächlich im Hafenviertel. Die Leser sehen Baracken, Schiffe, Container, einen Imbisswagen, hölzerne Stege und etliche Details am Rande. Die dargestellten Menschen sind sympathisch. Text und Illustrationen passen inhaltlich und stilistisch sehr gut zusammen.
“Fabers Schatz” ist ein hochwertiges und sehr aktuelles Bilderbuch.