Escape Natur. Spurensuche im Wald

Autor*in
Jacquet, Thomas
ISBN
978-3-401-71676-3
Übersetzer*in
Häfner, Anne-Kathrin
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Catala, Damien
Seitenanzahl
63
Verlag
Arena
Gattung
Taschenbuch
Ort
Würzburg
Jahr
2020
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
8,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Wer befreit die drei Wichtel? Sie brauchen noch Hilfe bei den Suchaufgaben im Wald und müssen Abenteuer bestehen, damit sie rechtzeitig zum Fest der Waldtiere kommen.

Beurteilungstext

Escape Natur mit dem Untertitel „Spurensuche im Wald“ rankt sich um eine Geschichte von drei Wichteln, die von einem Riesen eingesperrt wurden. Natürlich müssen sie erst befreit werden, damit sie mit den Waldtieren das Dorffest feiern können, aber dem stehen etliche Hindernisse im Weg.
Während die eigentliche Erzählung für die angesprochene Zielgruppe, Kinder ab 8 Jahren, verständlich erscheint, erweisen sich die zu bewältigenden Schritte bis zum Fest als recht ambitioniert. Damit die Wichtel zum Ziel kommen, werden die Leserinnen und Leser mit unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert: Spuren lesen, Labyrinthe durchqueren, Rätsel lösen, Sachwissen über Pilze erwerben und nicht zuletzt auch noch in Not geratenen Waldtieren helfen.
Auf Seite 2 sind einige Regeln zur Durchführung dieses Escape-Spiels aufgelistet. Zum erfolgreichen Vorankommen sollten die Aufgaben präziser formuliert sein. Aber was soll ein Kind mit der Anweisung „alles [einzutragen], was du im Laufe des Spiels findest oder mitnehmen möchtest“. Vielleicht das Messer bei den fleischfressenden Pflanzen? Warum nicht die gefüllten Wassereimer im Biberbau? Oder eins von den quirligen Wildschweinferkelchen? Pardon, Frischlingen, lernt kind hier. Auf manchen Rätselseiten wird konkret darauf hingewiesen, bestimmte Fundsachen einzutragen. Das müsste allerdings bei den Regeln besser kommuniziert werden.
Auf Seite 29 geht es darum, den richtigen Weg durch den Labyrinth-Garten zu finden. Hier wird verlangt, bei den Lösungen nachzuschauen, ob das richtige Lösungswort gefunden wurde. Allerdings geben die Regeln an, nur dann bei den Lösungsseiten nachzuschauen, „wenn du feststeckst“.
Die Seite 26 verweist auf Seite 36. Dort befindet sich eine wunderschöne Draufsicht auf den Wald, aber keinerlei schriftliche Anweisung, wie weiter verfahren werden soll. Es könnte auf Seite 37 weitergehen, denn hier verrät der Fuchs, was dringend gebraucht wird, um die Liste für die Vorbereitungen zum Fest zu bekommen. Was der überheblich dreinblickende Schlaufuchs hier ausgetüftelt hat, ist eher ein Versuch, Kindern zu beweisen, dass sie dieses Spiel nicht lösen können. Oder sollte dabei der Fuchs etwa ein Legastheniker sein, der die Rechtschreibung nicht beherrscht?
Andere Aufgaben sind ganz pfiffig und gut zu lösen, z.B. die Vornamen der Frischlinge herauszufinden, stehen aber in keinem Zusammenhang zum weiteren Verlauf, das Fest vorzubereiten.
Manche Seiten sind reine Suchseiten – ohne expliziten Hinweis auf weiteres Fortkommen. Das Symbolrätsel besteht aus recht unauffällig über verschiedene Seiten verstreuten Symbolen und Buchstaben, die (was erst spät verraten wird), den Namen der Hexe ergeben. Und wieder einmal muss laut Textanweisung zum weiteren Verlauf die Lösungsseite beansprucht werden.
Ich halte dieses Buch als Beschäftigungsbuch nicht dafür geeignet, in den Grundstock einer Schülerbibliothek aufzunehmen, auch für eine Arbeitsbücherei oder als Klassenlektüre ist es nicht sonderlich nützlich. Das Buch ist nicht nachhaltig, denn das Buch kann nur einmal gelesen, durchgeführt, gespielt werden, da dieses Escape-Spiel es verlangt, dass auf vielen Seiten geschrieben, gemalt, Labyrinthe nachgezogen, Ausschneide- und Klebearbeiten gelöst werden sollen.
Die Altersangabe des Verlags, die Zielgruppe ab 8 Jahren betreffend, halte ich für wenig realistisch. Obwohl die eigentliche Geschichte für Kinder ansprechend und nachvollziehbar erzählt wird, ist die Umsetzung mit den zahlreichen Escape-Rätseln eher für ältere Kinder geeignet. Vielleicht wäre es von Vorteil, die „Spurensuche im Wald“ zusammen mit anderen Kindern zu lösen, evtl. auch mit einem Elternteil.
Es erscheint wenig kompatibel, die vielfältigen Mal-, Ausschneide- und Klebeaufträge durchzuführen und gleichzeitig auf Zeit zu spielen. Als Vorgabe für ein Escape Game wird im Vorwort die Lösungszeit von 60 Minuten genannt (Seite 2).
Insgesamt zeigt sich ein strukturelles Problem: Die gelungenen und sehr ansprechenden Illustrationen, die eingestreuten Sachinformationen zum Thema Wald, sowie etliche wirklich leicht lösbare Suchbilder, kleine Logikaufgaben, usw. bilden einen Kontrast zu den teils missverständlichen oder vage gehaltenen Anweisungen. Bei der erwähnten Zielgruppe der Achtjährigen dürfte nach etlichen Fehlversuchen der Spielspaß einer Spielfrustration weichen. Weitere Fehlschläge könnten dazu führen , dass die Spielerinnen und Spieler einfach aus dem Escape Game ausbrechen und flüchten.
Natürlich ist es bei Escape Games durchaus legitim, dass falsche Fährten gelegt werden. Dass diese Spielidee bei den Jüngeren die Frustrationstoleranz rasch herabsetzen kann, sollte hier nicht vergessen werden.
Die Idee, ein Adventure Game in der Tradition von Computerspielen als Buch zu erstellen, ist keineswegs verwerflich, sondern eher erstrebenswert und zu begrüßen. Leider ist die Umsetzung diffizil und im vorliegenden Fall nicht gelungen. Teilweise fehlen Handlungsanweisungen, die gerade für die jüngeren Kinder deutlich und klar formuliert sein müssen.
Pluspunkte ergeben vor allem die amüsanten und unterhaltsamen Illustrationen von Damien Catala und einige Rätsel mit Suchbildern und kleinen Logikaufgaben, die leicht lösbar sind und Kindern den Spaß am Rätseln vermitteln.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ilo; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 26.01.2022

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