Es wird heiß im ewigen Eis

Autor*in
Roy, Dumas
ISBN
978-3-939944-54-6
Übersetzer*in
Jehle, Jutta
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Houssais, Emmanuelle
Seitenanzahl
40
Verlag
Tulipan
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2009
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Tiere kommen zu einer Konferenz zusammen, um herauszufinden, wer am schmilzenden Packeis Schuld ist und wie man den Klimawandel stoppen kann. Schnell machen sie die Ursache aus, doch eine Lösung und die Zustimmung aller zu finden dauert sehr lange.

Beurteilungstext

Das Bilderbuch nimmt sich dem Problem Klimawandel zwar an und vermittelt das Problem schon den Jüngsten, denen man das Buch vorlesen kann, und die die detail- und einfallsreichen Illustrationen immer wieder angucken können, um Neues zu entdecken. Dennoch ist nicht nachzuvollziehen, warum das Thema so viele Inhalte verquickt und die Konsequenzen dermaßen verharmlost. Entweder man entwirft eine phantastische Welt für ein Tiermärchen, das sich nicht an die Realität halten muss; oder aber man wählt ein Thema der Gegenwart, das dann jedoch auch eine wahrheitsgetreue Ursache-Folge-Darstellung notwendig macht, durchaus mit der Freiheit des Autors zur Ausgestaltung, aber nicht verfälschend. Kindern bleiben die Fetzen Realität mit den falschen Zusammenhängen im Kopf, da haben es Fakten später schwer.
Die Autorin verquickt kontextlose Einzelfakten zu Märchen, was aber nicht unbedingt ersichtlich wird, da sie sich scheinbar an "Fakten" hält, die sie falsch verkettet und mit fiktiven Elementen mischt: 1) Die Kühe sind schuld am Klimawandel, sie produzieren Methan. Dies ist richtig, doch ist der Methanausstoß durch Kühe keineswegs der entscheidende Faktor für Klimawandel. Das ist der Mensch mit dem immer noch jährlich zunehmenden CO2-Ausstoß durch das Gewinnen von Energie aus fossilen Brennstoffen. Methan ist zwar ebenfalls ein (sehr potentes) Treibhausgas, doch die Emissionen durch bspw. Reisfelder und tauenden Permafrost neben den Unmengen von CO2 durch Verkehr, Stromerzeugung und Industrieproduktion im Gleichschritt mit Abholzung große Waldflächen, die CO aufnehmen könnten, sind Kühe eher von untergeordneter Bedeutung. 2) Die Polkappen schmelzen, aber es gibt sicher noch eine Lösung. Nein, die gibt es nicht. Meeresspiegelanstieg, Vernichtung von Lebensraum seltener Arten, damit Artensterben durch die gesamte Nahrungskette ist unumkehrbar; Eis, das keine Sonneneinstrahlung mehr reflektieren und so zur Kühlung der Erde und der Ozeane beitragen kann, ist nicht ersetzbar. Die Erwärmung ist für geologische Zeiträume unaufhaltsam.
Sollte das Ironie sein, verfehlt sie ihre Wirkung, denn Fünfjährige können in der Regel mit diesem Stilmittel nichts anfangen.
Sollten die Kühe der Fabel Menschen vertreten, ist die Wahl nicht gelungen, aus oben beschriebenem Grund. Hier lässt sich auch nicht wirklich eine Parallele ziehen, und wiederum wäre dies für Fünjährige aus ihrer Weltsicht nicht nachvollziehbar.
Warum ein solch anspruchsvolles Thema wählen, wenn man es dann verharmlost, nur um ein "kindgerechtes" Ende hinzufügen zu können? Das haben Kinder nicht verdient, denn sie müssen mit den Folgen des durch die Gesellschaft verursachten Klimawandels leben. Auch Fünfjährigen kann man komplexe Themen "kindgerecht" erklären, ohne zu verharmlosen.
Jammerschade, denn die farbigen Illustrationen sind einfallsreich, sie ziehen sich wie eine Landschaft über je eine Doppelseite des großformatigen Buches. Emmanelle Houssais entwift ein buntes, fröhliches Tieruniversum; was ja dem Thema nicht widersprechen muss, sondern betonen könnte, was die Menschheit verliert, mildert sie den Klimawandel nicht. Oft filigran, fast collagenartig und mit großem Mustermix, der schon mal ein geblümtes Krokodil hervorbringt oder einen Patchworkpfau, zeichnet Houssais in kräftigen Acryl-, Aquarell- oder Wasserfarben (genau ist dies nicht auszumachen) die Welt der Tiere, die durch die Erwärmung bereits Ähnlichkeit mit der Welt von Städtern hat: sie wird monoton, verliert an Farbe und bietet nicht den geeigneten Platz für die Bedürfnisse aller.
Bis in die Vorsatzblätter reichen die Darstellungen der Ursachenforschung betreibenden Tiere, zu entdecken gibt es viel. Der Hardcovereinband macht das Buch robust, das schwere Papier ist stabil und lässt die Illustrationen strahlen. Der Text passt sich typographisch den Illustrationen an, die Sätze kommen mal in geschwungenen Wellen daher, mal als kleine “Verspäckchen”, immer in Kontrastfarben zum Hintergrund, sodass sie trotz der Farbigkeit gut zu lesen sind.
Ein Hingucker ist das Buch allemal, schade um die vertane Chance, unterhaltsam UND seriös mit dem Thema Klimawandel umzugehen. Daher trotz allem nicht empfehlenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von EHU.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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