ES WAR IN BERLIN

Autor*in
Beyerlein, Gabriele
ISBN
978-3-522-20043-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
720
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2009
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lebensgeschichte zweier unterschiedlicher jungen Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin

Beurteilungstext

Berlin 1895. Parallel erzählt Gabriele Beyerlein die Lebensgeschichten der beiden jungen Frauen Clara und Margarete. Clara ist arm, lebt mit ihren Eltern und vielen Geschwistern in einfachen Verhältnissen, arbeitet jeden Tag 10 Stunden in der Fabrik und hat wenig Schönes im Leben. Margaretes Vater ist Reichstagsabgeordneter und Margarete von Zug gehört zu den Reichen der Gesellschaft. Ihr Leben besteht aus Gala-Diners und gesellschaftlichen Veranstaltungen, bei denen nach einem Herrn gesucht wird, um sie möglichst reich und standesgetreu zu verheiraten. Bis zur Hälfte des Buches verlaufen die Leben der beiden Frauen nebeneinander her, wobei sie so gut wie nichts miteinander zu tun haben, da sie aus unterschiedlichen Schichten stammen. Doch beide verlieben sich in den Dichter Johann Nietnagel, der zunächst mit Clara eine Beziehung anfängt, sich dann aber mehr zu Margarete hingezogen fühlt. Schweren Herzens trennt sich Clara von Johann, so dass dieser frei für Margarete ist. Da Margaretes Gefühle für Johann sehr stark sind, bricht sie mit ihren Eltern und heiratet ihn. Die Parallelgeschichten treffen sich und beide Frauen freunden sich nach anfänglichen Schwierigkeiten an. Als Claras jüngere Schwester Lisa vom Hauswart sexuell missbraucht wird, ist es Margarete, die ihr mit konstruktiver Hilfe zur Seite steht. Dieses Erlebnis gibt den Ausschlag für Margarete, sich in der Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts zu engagieren und ihrem Leben somit Sinn zu geben. Gabriele Beyerlein schafft es auf spannende Weise, den Leser in eine ganz andere Welt zu entführen. Weder gab es irgendeinen Schutz vor Ausbeutung am Arbeitsplatz noch irgendein Gesundheitssystem, dass den Leuten damals geholfen hätte. Viele Dinge, die aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken sind, waren noch gar nicht erfunden bzw. für die Gesellschaft unvorstellbar. Allein deswegen ist der über 700 Seiten starke Roman lesenswert: Junge Erwachsene werden sich bewusst, wie gut es uns heute geht. Gleichzeitig hat Gabriele Beyerlein genau recherchiert und verstrickt Fiktion mit der tatsächlichen Realität. Der Beginn der Frauenbewegung, Streikwellen, der Kampf nach mehr Gleichberechtigung in vielen Bereichen, das doch sehr strikte Klassengesetz in der Gesellschaft und einige andere Themen mehr werden behutsam in die große Geschichte eingearbeitet, so dass man als Leser fast nebenbei seine Geschichtskenntnisse auffrischt. Junge Erwachsene ab 16 Jahren, die gerne dicke Bücher lesen, sich ein bisschen für die deutsche Geschichte in Berlin interessieren und im Idealfall weiblich sind (so wie die beiden Hauptdarstellerinnen Clara und Margarete) werden dieses Buch gerne lesen und es lieben.

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Diese Rezension wurde verfasst von REI.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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