Es war einmal ein Igel

Autor*in
Hohler, Franz
ISBN
978-3-446-23662-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schärer, Kathrin
Seitenanzahl
56
Verlag
Hanser
Gattung
Fantastik
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jedes der 38 spaßigen Scherzgedichte beginnt mit den Worten “Es war einmal ein... Mann, Stern, Gnu, Berg, Blitz, See,Turm, Hund, Fisch, Dachs, Bach, Igel, Bär, Kalb, Huhn, Messer , Schwein, Reh, Floh, Fuchs, Hummer, Hammer, Gockel, Aff, Hai, Kater, Bonner, Wiener, Wal, Hut, Däne, Lama, Kran, Pferd, Blatt, Stier, Furz, Schrei”. Die Hintergründigkeit der humorvollen, sprachspielerischen “Kinderverse” wird mit kuriosen Illustrationen zusätzlich zur Geltung gebracht.

Beurteilungstext

Eines dieser skurrilen Kurzgedichte betitelt das Buch und schmückt den Einband. So weiß der erwachsene Käufer auf den ersten Blick, dass er Muße für ein gemeinsames Literaturerlebnis mit Kindern braucht, weil vor allem die Jüngeren bei der Rezeption jemanden zum Vorlesen, Mitgucken und Mitlachen brauchen. Das inszenierte Titelgedicht lautet:
“Es war einmal ein Igel
Dem wuchsen plötzlich Flügel.

Er flog, ihr glaubt es kaum
Auf einen Tannenbaum.

Dort hüpft er auf und nieder
Und singt die schönsten Lieder.

Nur morgens beim Erwacheln
Da spürt er seine Stacheln.”

Mit Hilfe der märchenhaften “Es war einmal” - Einleitung verschaffen sich Autor und Illustratorin das Recht auf sprachschöpferischen NONSENS, der Heiterkeit auslöst und auf lustbetonte Art Vorstellungsvermögen und Fantasie der Kinder anregt. Angelehnt an die letzte Strophe des Gedichts, zeigt das Titelbild in der aufgehenden Morgensonne einen ängstlichen Igel mit gesträubten “Stacheln” beim “Erwacheln”, fest gekrallt an einem fast stachellosen Tannenast, von dem er herunter zu fallen droht. Beim Mondenschein auf der Rückseite des Einbandes sind dem Igel Flügel gewachsen. Er sitzt stolz und gemütlich zwischen zwei verschüchterten nachtaktiven Vögeln, die er unter seine Fittiche genommen hat. Die Bebilderung ist so ganz nah am Text. In Form und Farbe anschaulich und natürlich gemalte Illustrationen nehmen das komische Sprachbild auf und verwandeln es in ein ein komisches Buchbild. Das ist ein ein Angebot an die Kinder, Realistisches und Phantastisches zu entschlüsseln. Mitunter konzentriert sich die Illustratorin nur auf einen Textausschnitt. Sie konfrontiert dabei den Leser mit einem ausgesucht situationskomischen Motiv aus dem Gedicht. Es entstehen deutungsoffene Bilder, die nur in Kenntnis des ganzen Gedichtes Sinn machen, Assoziationen auslösen. Bei der Gestaltung der einzelnen Buchseiten bleibt trotz der Bilder zum Glück das gedruckte Gedicht auch optisch im Blick und lädt zum Rezitieren und Interpretieren ein. Für den erwachsenen Vermittler ist es lesepädagogisch wichtig, immer das Primat der Gedichte zu sichern, sie zum Klingen zu bringen, damit die Kinder mit Freude am Text auch eigene Vorstellungsbilder entwickeln können.
Manche der Gedichte lassen sich mit Kindern versuchsweise emotional oder rational interpretieren:
( z.B. S.53) (z.B. S. 47)
Es war einmal ein Blatt Es war einmal ein Frosch
Das hatte alles satt Der hieß Karl - Friedrich Bosch.

So lang am selben Ast Er wohnte in Berlin
Das hat ihm nie gepasst! Dann zog er um nach Wien.

Da färbte es sich rot Drauf sah man ihn in Stans
Fiel runter und war tot. Und später in Sargans.

Und ganz zuletzt in Chur
Verliert sich seine Spur.

In Einheit von Text und Bild lohnen sich Motivvergleiche. Dem Federvieh begegnet man z.B. im Gedicht vom “Gockel” (S.35), vom “Huhn” (S. 23). vom “...Wiener, der hatte 13 Hühner... und gab sie einem Berner, der hatte Hühner gerner” (S. 42). Originalität entsteht mittels Vermenschlichung, z.B. posiert ein Schwein bei der Bebilderung dieser Verse:
(S.25) (S.56)
Es war einmal ein Schwein Es war einmal ein Furz
Das liebte roten Wein. Der lebte nur ganz kurz.

War eine Flasche zu Er stank noch drei Sekunden
Dann gab es keine Ruh. Und dann war er verschwunden.

War eine Flache offen
War es schon bald besoffen.

Das “Es war einmal...” - Muster, regt Kinder an, selber zu reimen. Obwohl sicher nicht mit der Absicht der “Verschulung” gedichtet, sind die illustrierten Kinderverse von Franz Hohler und Kathrin Schärer eine Fundgrube für den kreativen Umgang mit Sprache und Literatur. Ihre Anschaffung für die Bücherkiste in Kindergärten und Schulen lohnt sich.






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Diese Rezension wurde verfasst von kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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