Erzähltheater - Die Ostergeschichte
- Autor*in
- Krautmann, Milada
- ISBN
- 978-3-7806-7000-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Krautmann, Milada
- Seitenanzahl
- 15
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Seelze / Velber
- Jahr
- 2018
- Preis
- 19,95 €
- Bewertung
Teaser
Erzähltheater mit 12 bunten und detaillierten Bildern zur biblischen Ostererzählung. Es will Kindergarten- und Grundschulkindern der ersten beiden Klassen den Sinn des christlichen Osterfestes näherbringen. Zu jeder Szene finden sich im Anhang kurze Erzähltexte, die von Eltern, Erzieher*innen oder Lehrkräften weiter ausgestaltet werden können, sowie Fragen und Impulse für Gespräche der Kinder untereinander oder mit den Kindern.
Beurteilungstext
Um es vorwegzunehmen: Es ist ein anspruchsvolles Unterfangen, Kindergartenkindern und Grundschüler*innen der ersten beiden Klassen nahezubringen, was Ostern für Christen bedeutet. „Die Ostergeschichte“, ein Erzähltheater mit 12 bunten Erzählbildern im A 4-Format, stellt sich dieser Aufgabe.
Die Erzählung beginnt mit einer Szene (Station 1), die Assoziationen an die Bergpredigt weckt: Jesus sitzt leicht erhöht in einer kleineren Gruppe von Frauen, Männern, einem Mädchen und einem Schaf nahe einer Oase, im Hintergrund ist eine Wüstenlandschaft zu sehen. Dass dieses Bild auf die Geschichte einstimmen will, wird in dem zugehörigen Begleittext deutlich, der sich am Ende der Bilderfolge zu jedem Erzählbild findet. Nach einer knapp gehaltenen Erklärung, dass Jesus sich allen Menschen zuwendete, den Armen, den Kranken, den Bettlern und vor allem auch den Kindern, werden Impulsfragen wie die folgenden gestellt: „Habt ihr auch schon einmal von Jesus gehört? Was wisst ihr von Jesus?“
Nun folgen elf weitere Szenen: „Die Schriftgelehrten ärgern sich“ (Station 2), „Passafest in Jerusalem“ (Station 3), „Judas verrät Jesus“ (Station 4), „das Abendmahl“ (Station 5), „Jesus wird festgenommen“ (Station 6), „Petrus verleugnet Jesus“ ((Station 7), „Jesus wird verurteilt“ (Station 8), „Jesus stirbt“ (Station 9), „ein Wunder geschieht“ (Station 10), „die Jünger erfahren von der Auferstehung“ (Station 11) und „Jesus ist immer da“ (Station 12).
Alle Erzählbilder sind klar strukturiert, zeigen zahlreiche Details und sind in satten, leuchtenden Farben gehalten. Religiöse Gegenstände wie Menora, Thorarolle, Gebetsschal, Speisen wie Mazzen oder Bitterkräuter sowie rituell gekleidete Gruppen von Schriftgelehrten samt Priester lassen das Bemühen der Illustratorin erkennen, Elemente der jüdischen Religion angemessen dazustellen.
Dass Jesus sich, wie es in dem Begleittext zu Station 1 heißt, den Armen, Kranken und Bettlern zuwendete, wird auf den Erzählbildern allerdings nicht deutlich. Dargestellt sind farbenfroh gekleidete, oft fröhlich wirkende Menschen, während Andeutungen von schwierigen Lebensumständen oder Behinderungen fehlen. Ferner wäre wünschenswert gewesen, dass in der Abendmahlszene und in der Schlussszene zur „Nachfolge Jesu“ auch Frauen vorkommen. Ohne diese besteht beim Erzählen die Gefahr, dass die von Männern geprägte Entstehungsgeschichte der Bibel, in der Frauen häufig unterschlagen wurden, unkritisch reproduziert wird.
Die Bedeutung der römischen Soldaten, die auf vielen Bildern zu sehen sind, lässt sich aus den Erzähltexten nur schwer erschließen. Fraglich ist, ob Erzieher oder Lehrkräfte, denen christliche Inhalte weniger geläufig sind, mit den seinerzeit herrschenden Konfliktlinien vertraut sind: Dass die Macht der Römer mit ihrem Kaiserkult, hier repräsentiert durch die Soldaten, in Widerspruch zu der Botschaft und dem Handeln Jesu stand und dass die politisch und religiös Mächtigen Angst hatten vor einem Aufstand der Menschen gegen Unrecht und Unterdrückung. Stattdessen könnte durch die Erzähltexte zu den Stationen 2 und 4 leicht der Eindruck entstehen, als seien es „die Juden“ gewesen, die Schuld am Tod Jesu hatten.
Das Bild von der Auferstehung lehnt sich an die biblische Erzählung des Markus an: Ein Jüngling erscheint den beiden Marias, die voller Furcht, mit weit aufgerissenen Augen, dreinblicken. Hier wäre es gestaltungs- und erzähltechnisch überzeugender gewesen, wenn mehr von dem Geheimnisvollen, Unsagbaren der Auferstehung Jesu zum Ausdruck gebracht worden wäre, z.B. durch eine weniger realistisch erscheinende Figur des Jünglings oder durch Verwendung biblischer Sprache, anstelle des vergleichsweise blass erscheinenden Ausspruchs, der dem Jüngling in den Mund gelegt wird: „Sagt allen Bescheid, dass Jesus lebt und auferstanden ist.“
Positiv hervorzuheben ist das Konzept „Erzähltheater“, das vielfältige Möglichkeiten bietet, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen.