Erwin und Paul/Das Mädchen aus dem Vorderhaus

Autor*in
Tetzner, Lisa
ISBN
978-3-7941-6023-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Glinz, Theo
Seitenanzahl
248
Verlag
Gattung
Ort
Düsseldorf
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nr. 67 ist ein etwas heruntergekommenes Mietshaus mit Hinterhäusern, wie sie für das Berlin Anfang des letzten Jahrhunderts typisch waren. Von den Kindern - und ihren Eltern -, die dort Anfang der 30er Jahre lebten, erzählt Lisa Tetzner in diesem ersten Band einer vierteiligen Reihe in zwei Geschichten. In “Erwin und Paul” wird Paul von seinem Freund Erwin vor dem Abgleiten in die Kriminalität bewahrt, im zweiten Teil erkämpft sich die schlesische Jüdin Mirjam die Achtung und Freundschaft ihrer Berliner Nachbarn zu einer Zeit, als der Nationalsozialismus schon kräftige Wurzeln geschlagen hat.

Beurteilungstext

Eine fremde Welt tut sich vor dem Leser auf, obwohl gerade mal 70 Jahre die Geschichte vom Heute trennen. Nicht, dass es heute keine Armut oder Arbeitslosigkeit mehr gäbe, aber die Bedingungen, unter denen sich die Menschen damals durchschlagen mussten, unterscheiden sich von den jetzigen schon erheblich. Mieterschutz, soziales Netz und Kinderfürsorge waren noch Zukunftsmusik und der Wunsch nach - auch radikalen - Veränderungen dementsprechend groß. Solchen Wünschen, vor allem, wenn sie gewaltbereit sind, erteilt Tetzner eine klare Absage, für sie bilden Freundschaft und Mitmenschlichkeit den Lösungsweg.
Doch obwohl dieser stark pazifistisch gefärbte Ansatz klar erkennbar ist, wird nie der penetrant moralisierende Zeigefinger erhoben, hat die Geschichte immer auch erzählerischen Wert und vor allem eine große emotionale Tiefe. Die Natürlichkeit der sprachlichen Gestaltung und der für heutige Literatur ganz ungewohnte Reichtum des Wortschatzes machen das Lesen - wie auch das Miterleben - zu einem puren Vergnügen. Gesteigert wird dieses Vergnügen noch durch die bereits in der Erstausgabe in den 40er Jahren verwendeten Tuschezeichnungen von Theo Glinz, deren pointierte Leichtigkeit an Walter Trier oder e.o.plauen erinnert, mit Anklängen an Heinrich Zilles “Milljöh”-Schilderungen.
Ob also zur amüsant-nachdenklichen Lektüre von Kindheitserlebnissen oder zur Ausleuchtung des gesellschaftlichen Hintergrundes in der Nazi-Frühzeit - immer ist diese Reihe ein wertvoller Tipp und selbst für Erwachsene ein literarischer Genuss.

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Diese Rezension wurde verfasst von bh-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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