Erwin und Paul. Das Mädchen aus dem Vorderhaus

Autor*in
Tetzner, Lisa
ISBN
978-3-7335-0218-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Glinz, Theo
Seitenanzahl
243
Verlag
FISCHER
Gattung
Ort
Frankfurt/M.
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Berlin - Anfang der 30er Jahre: Im Hinterhaus der Nr. 67 wohnen die Freunde Paul und Erwin mit ihren Familien. Die Väter sind immer von Arbeitslosigkeit bedroht, Geld (Lohn oder "Stütze") und Essen sind knapp. Die Jungen tun alles, um einen richtigen Fußball zu kaufen und gemeinsam mit Mirjam, die neu im Haus wohnt, organisieren sie ein großes Fest. Mit dem Erlös kann die Familie Richter endlich wieder aus der Armensiedlung in die Wohnung in der Nr. 67 zurück.

Beurteilungstext

Lisa Tetzners neunbändiges als "Kinderodyssee" bezeichnetes Werk "Die Kinder aus Nr. 67" gehört mit seinen insgesamt fast 1600 Seiten zu den Klassikern der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur. Geschrieben in der Zeit des Faschismus erschienen die Bücher im Exil der Autorin in der Schweiz zwischen 1944 und 1949 beim Sauerländer Verlag. Fokussiert auf die drei Hauptfiguren Erwin, Paul und Mirjam und ihr Schicksal, erstreckt sich die erzählte Zeit auf die Jahre zwischen 1931 bis kurz nach dem Krieg. Deutlich wird von Anfang an, wie stark politische und gesellschaftliche Entwicklungen (besonders der deutsche Faschismus) das Leben der Arbeiterkinder und ihrer Familien bestimmen: Erwin, dessen Vater in der SPD ist und Mirjam, die als sog. "Halbjüdin" gilt, flüchten aus Deutschland, während Paul sich den Nazis anschließt und später mit seiner Schuld leben muss. Zwar erzählt Tetzner eine durchgehende Geschichte, aber die Bände sind alle auch einzeln abgeschlossen und wie sie selbst im Vorwort betont einzeln zu lesen: "Im Übrigen ist es ganz gleich, welchen Band ihr zuerst lest und welchen später; ihr werdet die Geschichten sogar verstehen, wenn ihr nicht alle Bände lesen könnt." (S. 8)
Zur literaturwissenschaftlichen Einordnung des Gesamtwerkes bietet sich die gelungene und übersichtliche Darstellung und Analyse der "Kinderodyssee" von Dr. phil. Jana Mikota an, die man unter folgendem Link finden kann: http://www.kinderundjugendmedien.de/index.php/werke/1064.
In diesem ersten Band, der die zwei Teile "Erwin und Paul - Die Geschichte einer Freundschaft" und "Das Mädchen aus dem Vorderhaus"" beinhaltet, werden die Protagonisten eingeführt und die ersten Textspuren zur weiteren Entwicklung gelegt.
Noch ist die Freundschaft der beiden Jungen stabil, aber die ersten Risse deuten sich bereits an - Paul hat bereits deutlich mehr Verständnis für die Sprüche der Hitlerjungen als Erwin und weniger Empathie für Mirjam.
Erfrischend und erstaunlich modern wirkt der Text auch heute noch - besonders die leichten berlinerischen Einschläge in der Sprache der Figuren lassen sich gut lesen. Man meint fast, den O-Ton von Erwins Mutter zu hören, als sie das neugeborene Kind vorstellt: "Kiek mal, Erwin, det ist euer Schwesterchen." (S. 72)
Die Beibehaltung der Originalvignetten bzw. Illustrationen von Theo Glinz tragen überzeugend zum Eindruck des Klassikers bei und vermeiden damit eine unnötige "Modernisierung".
Sehr empfehlenswert als ergänzende Lektüre für den Deutsch- und/oder Geschichtsunterricht in der Mittelstufe für lesegewohnte SchülerInnen. Begleitend könnte man auch die 1980 erschienene Verfilmung dieses Bandes einbeziehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.04.2016

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