Entenhausen. Weltstadt an der Gumpe

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Teaser

Seit einigen Jahren bringt der Egmont Verlag um den Jahreswechsel innerhalb seiner Comic Collection einen hochwertigen Hardcover-Band mit anspruchsvollen Disneys-Comics heraus. Bisher sind dabei vorrangig die Arbeiten von Don Rosa und Carl Barks gewürdigt worden. Im aktuellen Band des Jahres 2014/2015 ist der Aufhänger jedoch ein anderer: Entenhausen! Die von Carl Barks erdachte Parodie auf eine moderne Metropole ist Schauplatz der meisten Abenteuer von Donald, Dagobert & Co.

Beurteilungstext

Schon der Untertitel klingt herrlich wie ein Sommerurlaub: „Weltstadt an der Gumpe“. Und welche Stadt liegt an diesem weltbekannten Strom? Entenhausen natürlich, die Stadt der Enten und Mäuse. Doch Vorsicht. Im Amerikanischen ist – anders als in Europa – die Welt der Mäuse pedantisch genau von der Welt der Enten getrennt. So unterscheidet man dort auch strikt zwischen Duckburg und Mouseton. Auch wenn im Deutschen der Name Entenhausen im umfassenden Sinne für beide Welten gebraucht wird, hat sich der vorliegende Band implizit der Zwei-Städte-Theorie angeschlossen, da in dem Sammelband ausschließlich das Enten-Entenhausen behandelt wird. Er enthält 24 ausgezeichnete Geschichten der unterschiedlichsten Autoren und Zeichner aus sechs Jahrzehnten, die in acht liebevoll gestalteten Kapiteln zum Thema „Weltstadt Entenhausen“ mit informativen Begleittext zusammengestellt sind. So gleicht der Band einer Art Werkschau durch 60 Jahre Entenhausen, die beweist, dass auch andere Autoren als Carl Barks und Don Rosa gute Disneys-Comics schaffen können. U.a. Disney-Meister wie: Romano Scarpa, Bas & Mau Heymans, Marco Rota, Massimo de Vita oder Vicar. Der Band ist sozusagen ein Stelldichein der größten Autoren aus verschiedenen Epochen der Comicunterhaltung – und lädt zum direkten Vergleich ein. Gerade eingefleischte Don-Rosa-Fans werden überrascht sein, zu welch hoher erzählerischer und zeichnerischer Qualität auch Autoren der „zweiten Reihe“ fähig sind. Die Story „Kunst des Pendelns“ von Marco Rota – in welcher Donald in den Speckgürtel Entenhausens zieht um Freuden und Leiden eines Pendlers auszukosten – und „Sicherheit für Entenhausen“ von Vicar – in der Donald über eine rechtspopulistische Werbekampagne zum Bürgermeister Entenhausens gewählt wird und grandios scheitert – sind nur zwei Beispiele dafür.

Ein weiterer Pluspunkt – wenn nicht gar das Highlight des Bandes – ist ein beigelegter Stadtplan Entenhausens, der die groteske Grundlage formeller Zusammenfügung aller jemals geschriebenen Geschichten in und über Entenhausen aufs Korn nimmt. Bei den tausenden Geschichten ist eine kartographische Vorortung der Sehenswürdigkeiten dieser Stadt eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit - egal ob Geldspeicher, Emil-Erpel-Statue, Kummersdorf oder Gumpe. Die M.Ü.C.K.E.-Forschung (= Meisterhafte Überarbeitung Chaotischer Kartengrundlagen Entenhausens) in Person von Jürgen Wollina hat sich den Spaß gemacht eine Kartografierung zu versuchen. Durchaus mit Erfolg: Nicht nur die verschiedenen Wohnorte der Entenhausener Protagonisten sind angegeben – auch die Entfernungsrelationen der Stadtteile, Nachbarorte, Gebirge und Wasserflächen werden ersichtlich. Einziges Manko: Der Stadtplan hätte ruhig etwas größer ausfallen dürfen. Das A3-Format ist schlicht und einfach zu klein.

Insgesamt kann dieser Band qualitativ durchaus neben seinen Vorgängern „Länder, Enten, Abenteuer“ oder „Milliardenraub in Entenhausen“ bestehen – und besitzt darüber hinaus der Untertitel des Jahres: „Weltstadt an der Gumpe“. Einfach herrlich!