Ente, Tod und Tulpe

Autor*in
Erlbruch, Wolf
ISBN
978-3-88897-461-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Erlbruch, Wolf
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Unglaublich. Wir kennen inzwischen viele - auch - Bilderbücher, die sich mit dem Tod beschäftigen. Mit dem Sterben, diesem Übergang, gibt es wohl nur dieses. Und es ist derart gelungen, dass jedem Leser sofort die Angst genommen wird. Den Teich wird es nicht mehr geben, wenn du nicht mehr da bist. In welcher Wirklichkeit leben wir eigentlich?

Beurteilungstext

Allein der Titel geht kaum von der Zunge mit seiner Alliteration und seiner so deutlichen Anleihe bei Dürers "Ritter, Tod und Teufel". Und doch liegen Welten zwischen jenem und diesem. Dort reitet er nach links, schaut stur geradeaus. Hier ist es ein selbst für eine Ente extrem langer Hals, der den Kopf nach oben streckt. Dort ist eine Kontaktaufnahme überhaupt nicht möglich, hier gibt es nicht nur keinen Teufel, dafür aber ein liebevolles Kennenlernen bis zum Ende, an dem der Tod mehr zu leiden scheint als die Ente, die es geschehen ließ.
Geschehen lassen .
Wir sind gewohnt zu gestalten, zu ändern, Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen wie sogar Träume. Was mag nur danach kommen? Erlbruch führt uns ganz wunderbar und ganz leise, und zwar uns Erwachsene wie uns Kinder, dahin, wo wir mit unserem Leben EINS sein können. Es gibt keine Trennung zwischen Leben und Tod. Er begleitet uns schon so lange, dass wir ihn gar nicht mehr wahrnehmen.
Eine wunderbare Idee (oder war es wirklich nur die Alliteration?), sich vom Menschen zu trennen und eine Ente in den Mittelpunkt zu stellen. Sie ist sehr ungewöhnlich, hochgestreckt, kurze Beine und extrem langer Hals wie Schnabel. Ihr Gegenstück, der Tod, erschreckt zunächst, denn der Schädel mit den drei großen Löchern für die Augen und die Nase wie der große Überhang nach hinten auf dem sehr kurz und klein dargestellten Rückgrat wirkt doch arg zerbrechlich. Da helfen weder langer Mantel noch das noch längere Unterkleid im gleichen Muster (aber anderer Farbe). Die mitgebrachte Tulpe registrieren wir erst viel später. Schwarz ist sie. Man möge nur nachschauen (z. B. bei http://de.wikipedia.org/wiki/Tulpe), was diese Pflanze dereinst alles bedeutete, wie viele Sehnsüchte sie auslöste, mit welchen Dingen sie aufgewogen wurde, zum Beispiel damals, als Albrecht Dürer malte.
Richtig, wir sprechen drum herum. Das ist halt so ein Thema. Auch Erlbruch wird deutlicher. Benutzte er früher einen Philodendron als Pflanze, die in den Tod führte, so benutzt er nun einen Kirschbaum, aus dem Ente plus Tod eine schwarze Krähe / …n Raben vertreiben. Ja, die beiden haben sich gefunden, sich aneinander gewöhnt. Die Sprache zueinander wurde immer vertrauter, ihre zu Beginn noch leicht unterschiedliche Größe immer ähnlicher. Dabei gibt der Tod, wie auch die älteren Erwachsenen, zu, dass er keine Ahnung hat, wie es in der anderen Welt wirklich aussieht. Ja, woher auch? Er holt sie doch nur ab, die Geschöpfe von dieser Welt. Dass dabei eine Freundschaft entsteht, der er später tatsächlich hinterher trauern wird, war ihm gar nicht bewusst.

Erlenbruch malt sehr sparsam. Er nutzt wohl die neuen Medien, um seine Figuren zu verändern. Sie stehen jeweils sehr isoliert auf oder unter dem Text, haben keine Umgebung, es sei denn, Erlbruch gibt ihnen einen Kirschbaum (?) aus einem "antiken" Buch.
Als die Ente wirklich stirbt, liegt die Tulpe neben ihrem gestreckten Körper, der Hintergrund ist erstmals dunkel, die Sprenkel geben eine Ahnung von Weltall. Viel mehr aber nehmen wir wahr, wie der Tod, der im Lauf des Buchs immer freundlicher wurde, nunmehr traurig ist. Wir nehmen ihn inzwischen als Mensch oder so etwas an, denn wir fühlen mit ihm. "Sie lag ganz still."
Dass er sie nachher auf das Flusswasser schiebt, mit Tulpe, erinnert natürlich an die Begräbnisse im Hinduismus. Hier wird der Fluss größer und mächtiger, um im Hintergrund und auf dem rechten Rand zu verschwinden. Der Tod steht kerzengerade mit auf dem Rücken verschränkten Armen. "Aber so war das Leben." steht über ihm. Vergangenheit.

Und dann musste ich tatsächlich lachen, als ich umblätterte. Entschuldigung, aber das hat Herr Erlbruch provoziert.

Auf der Auswahlliste zum LesePeter (Dezember 2007).

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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