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• Natur
• Umweltschutz/Klima

Teaser

Auf dem Land lebt es sich besser, als in der Stadt. Oder? Diesem Vorurteil setzen Anke M. Leitzgen und Lisa Rienermann ihr Stadtentdeckerbuch entgegen, das als eine Anleitung verfasst ist, die Stadt als spannenden und lohnenswerten Lebensraum zu entdecken und zu verstehen.

Beurteilungstext

Warum sind Städte so unterschiedlich? Was unterscheidet Wohnviertel voneinander? Warum haben Anne aus der Neustadt und Peter aus der Altstadt so völlig verschiedene Vorstellungen, was typisch für eine Stadt ist? Wie unterscheiden sich ihre Hobbys und ihre Schulen voneinander?
Städte sind vielschichtige und komplexe Lebensräume, die Kinder lange nur in Begleitung Erwachsener erfahren und erschließen. Über viele Gegebenheiten und Eindrücke macht man sich keine Gedanken, und doch prägen sie unsere Umweltwahrnehmung und damit auch unsere Selbstwahrnehmung maßgeblich mit. Anke M. Leitzgen und Lisa Rienermann legen mit ihrem Stadtentdeckerbuch eine Anleitung vor, die Stadt als Lebensraum bewusst wahrnehmen und verstehen zu lernen.
In einem ersten Kapitel erläutern sie, wie man zum Stadtentdecker wird. Unterschiedliche Zugänge zur Stadt als Lebensraum werden vorgeschlagen. Neben den Sinnen - man kann sehen, hören und riechen, schmecken und tasten - bieten auch neue Medien wie die Digitalfotografie und das Internet Möglichkeiten, die eigene Stadt besser kennen zu lernen. Doch es bleibt nicht bei der einfachen Wahrnehmung und Beobachtung. Kleine Arbeitsaufträge sensibilisieren für bestimmte Phänomene, und konkrete Anschlussaktivitäten wie die Dokumentation in einem Tagebuch oder die Erarbeitung einer kleinen Ausstellung sichern die Verarbeitung der Wahrnehmungen ab. Schließlich gilt es die eigenen Beobachtungen und Entdeckungen mit anderen abzugleichen.
Nach dieser ersten Einführung lenken die Autorinnen die Aufmerksamkeit auf bestimmte urbane Phänomene. Die Fragen "Was macht eine Stadt lebenswert?", "Wie komme ich sicher ans Ziel?", "Wie erobert sich die Natur die Stadt zurück?", "Warum ist Kunst fast überall?", "Wo ist Platz für Spiel und Sport?" und "Was macht mich zum Stadtexperten?" überschreiben die folgenden Kapitel, in denen den Fragen nachgegangen und mit konkreten Impulse zum Beobachten, Experimentieren und Entdecken begegnet wird.
Die klug durchdachten Aufträge, die auf den Punkt gebrachten Erläuterungen, die qualitativ hochwertigen Fotos und die anspruchsvolle Gestaltung des Buches machen die Lektüre zum puren Genuss. Den Autorinnen ist aber auch hoch anzurechnen, dass ihnen der schwierige Spagat zwischen subjektiver Wahrnehmung und systemischer Interaktion beispielhaft gelungen ist. Die Entdeckung geht immer von der eigenen Wahrnehmung, Beobachtung und Beurteilung aus, von den subjektiven Eindrücken und Erfahrungen, die einzelne in der Stadt machen. Diese Sichtweisen sind ausführlich dokumentiert und zugänglich gemacht. Aber die Autorinnen bleiben nicht bei dieser Sicht stehen. Sie stellen ihr die größeren Zusammenhänge gegenüber. Phänomene und Beziehungsgeflechte, die sich der Wahrnehmung des einzelnen entziehen. Damit öffnen sie die Horizonte in zweierlei Richtung. Lernen im Spannungsfeld von Individuierung und Enkulturation wird möglich.
Ohne zu belehren bieten die Autorinnen damit ein profundes Wissen und einen Pool an Anlässen, den eigenen Lebensraum zu entdecken. Die Qualität der Inhalte und ihre anspruchsvolle und ansprechende Darstellung machen das Buch zu einem besonderen Buch, das Aufmerksamkeit verdient und ausdrücklich zu empfehlen ist.