Enia und der Regenzauber

Schlagwörter

• Abenteuer
• Natur
• Spannung
• Umweltschutz/Klima

Teaser

In diesem Kinderroman erzählt die bekannte Autorin Antonia Michaelis („Der Märchenerzähler“, „Das Blaubeerhaus“) von einer spannenden Abenteuerreise und der gefährlichen Suche nach einem Wasserlemuren auf Madagaskar. Dabei geht es vor allem um die brutalen Folgen des Klimawandels, der eine trockene Region wie Madagaskar hart trifft.

Beurteilungstext

Seitdem Antonia Michaelis mit ihrer Familie auf Madagaskar lebte, spielt ein Großteil ihrer Texte in dieser Region (z.B. „Der Koffer der tausend Zauber“, 2020 „Weil wir träumten“, 2022). Schon allein durch diesen biografischen Bezug lässt sich den Texten eine darstellerische Authentizität zuschreiben: Michaelis weiß, wovon sie schreibt, wenn sie die Lebensbedingungen in Madagaskar beschreibt. Vor diesem Hintergrund handelt es sich um politisch engagierte Kinderliteratur, die zu Gerechtigkeit aufruft und für den Klimawandel sensibilisiert. Michaelis tut dies nicht durch moralische Appelle oder plakative Handlungsaufrufe, sondern mithilfe erzählerischer Kraft, mit der sie deutsche Leser*innen abholt.

In „Enia und der Regenzauber“ verbindet sie eine spannende Geschichte, die durch ein klassisches Abenteuerreise-Modell funktioniert, mit wichtigen Botschaften und Wissensvermittlung. Im Zentrum stehen Enia und ihr Vater, die aus Deutschland in das staubtrockene Madagaskar reisen, um dort nach dem Wasserlemuren zu suchen, der magische Fähigkeiten haben soll und vor allem Wasser bringt. Mit der Reflektorfigur Enia blicken deutsche Leser*innen von außen auf das von Klimawandel und Armut geprägte Land. Doch bei dieser Perspektivierung bleibt es nicht, denn der kinderliterarische Text gewährt gleichsam Einblick in die Perspektiven der Dorfkinder, auf die Enia auf Madagaskar trifft. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Wasserlemuren. Doch damit die Spannungsstruktur funktioniert, sind (ähnlich wie in den „Amazonas-Detektiven“) auch Antagonisten bereitgestellt, eine Räuberbande, die den Lemuren ebenfalls für ihre Zwecke instrumentalisieren möchte und vor brutalen Umweltsünden nicht zurückschreckt. In diesem Kontext spielt auch die Korruption eine Rolle, denn die Polizei ist für die kindlichen Fokalfiguren nicht die helfende Anlaufstelle. Geschützt und geliebt aber werden sie von der Lehrerin Maitresse Tui, einer zauberhaft angelegten und sozial engagierten Figur.

Fantastik und Realistik gehen in der Geschichte Hand in Hand, und in wiederholender Rhythmik verweist jede die Kapitel einleitende Prolepse darauf, dass es nicht regnet. „Die Leute hier nennen es Ahnengeister, wir nennen es Klimawandel,“ (S. 80), kommentiert Enias Vater. Den Dorfkindern und der verehrten Maitresse Tui wird eine ansteckende Lebensfreude zugeschrieben, die allen widrigen Bedingungen trotzt: „Eigentlich war das Leben ziemlich schön.“ (S. 226). Das sind starke Botschaften, die sich kaum bloß rezensierend nachbilden lassen, sie stecken in diesem vielschichtigen, engagierten Kinderroman, der zwar narrativ in gewisser Weise nach Schema F funktioniert, wegen der Nähe zu den Lebensbedingungen der Menschen auf Madagaskar und der eingeschriebenen Multiperspektivität doch absolut besonders ist – und darum sehr zu empfehlen.