Empfindliches Gleichgewicht
- Autor*in
- Harvey, Sarah N.
- ISBN
- 978-3-423-65028-1
- Übersetzer*in
- Günther, Ulli
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 256
- Verlag
- dtv
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- München
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Teaser
Die durch eine Samenspende gezeugte Harriet sucht ihre Geschwister und macht interessante Entdeckungen
Beurteilungstext
Harriet ist 17, als sie auf die Idee kommt, über das Internet nach ihren Halbgeschwistern zu suchen, die auch wie sie denselben Samenspender als Vater haben. Sie stößt schnell auf Lucy und Meredith, die ebenfalls in Seattle wohnen. Beim ersten Treffen lernt sie auch einen Freund von Meredith kennen (Alex) und verliebt sich in ihn. Leider ergeben sich dadurch unerwartete Komplikationen, die viele Spannungen und Überraschungen bereithalten.
Das Buch ist durch und durch amerikanisch. Ich habe nie in einem europäischen Jugendbuch so viel über Äußerlichkeiten (vor allem über Zähne) gelesen wie in diesem (Zitat: „Ihre Zähne sind sehr gerade und sehr weiß. Zahnkorrektur oder Veranlagung? Ich habe jahrelang Zahnspangen getragen, deshalb tippe ich auf Zahnkorrektur. Plus Bleaching.“ (S. 41) oder „Ihre Lippen sind schmal, und es sieht aus, als hätte sie ihre Milchzähne nie verloren, oder wenn doch, als wären ihre zweiten sehr klein ausgefallen.“ (S. 58)). Das Normale erscheint hier, dass der Vater ein Samenspender ist. Nachdem sich Harriet auf die Suche gemacht hat, findet sie in kürzester Zeit zwei Schwestern und drei Brüder, was ich schon ziemlich unwahrscheinlich finde. Lucy lebt bei ihren lesbischen Müttern, Alex ist ein Transgender und es wird so beschrieben, als sei es das Normalste auf der Welt. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass es in USA so betrachtet wird, weiß ich doch, dass es hier in Deutschland schon etwas Besonderes ist: Sowohl Samenspenden als auch homosexuelle Eltern als auch transidentische Personen. Dadurch wird es für einen deutschen Leser oder eine deutsche Leserin eher schwierig, sich mit den Personen zu identifizieren bzw. den Inhalt nachzuvollziehen. Die Mutter von Harriet ist als Soziologin so verständnisvoll für ihre pubertäre Tochter, dass es kaum zu ertragen ist. Meredith, die dringend in die Psychiatrie eingewiesen werden müsste, reist zum Samenspender-Vater, obwohl der gar keinen Kontakt zu ihr haben möchte. Insgesamt sind mir in dem Buch, das sich zugegebenermaßen flott lesen lässt, zu viele Stellen, die mir unrealistisch und nicht nachvollziehbar erscheinen, so dass ich es nur eingeschränkt weiterempfehlen möchte.