Elsha, Rebellin und Seherin

Schlagwörter

• Emanzipation
• Ungleichheit

Teaser

In Elshas Welt gibt es zwei Klassen von Menschen, die Auserwählten und die sog. Quelten, die für die Auserwählten als Sklaven in den Bergwerken das lebensnotwendige Feuerit fördern müssen. Elsha ist ein besonderes Mädchen, das schon früh seherische Fähigkeiten entwickelt und einen rebellischen Charakter hat. So wird sie zur Leibdienerin des Feuermeisters und zieht mit ihm durchs Land, um neue Feueritvorkommen zu finden. Sie wird zwar als Queltin angefeindet, aber verfügt auch über Macht und Freunde, die ihr schließlich bei der Verwirklichung ihres Lebenszieles zu helfen: Sie führt ihr Volk in die Freiheit.

Beurteilungstext

Obwohl die Figur der Elsha in einer nicht real existierenden Welt lebt und auch über Kräfte und Energien verfügt, die in unserer Welt so nicht vorkommen fällt es mir doch schwer, diesen Roman als Fantasy einzustufen. Dies will mir vor allem deshalb nicht so leicht gelingen, weil die Autorin zum einen recht treffend und anschaulich das Prinzip einer archaischen Klassengesellschaft beschreibt und zum anderen die starke und würdevolle Frauenfigur Elsha so glaubwürdig realistisch und lebendig agiert, wie dies in Fantasy-Welten selten der Fall ist.
Elsha wurde, wie alle Quelten, wie Vieh mit einem Brandmal versehen. Sie arbeitet wie alle in den Bergwerken von früh morgens bis in die Nacht und fördert das Feuerit. Aber sie spürt viel stärker als alle anderen die bodenlose Ungerechtigkeit dieser Weltordnung, die die einen zu Auserwählten macht und die anderen zu rechtlosen Sklaven. Sie ist aufmüpfig und beugt sich den Herrschern nicht. Sie stellt Fragen nach der Gerechtigkeit dieses Systems und sie hat Träume von einem besseren Leben. Sie verehrt den Feuermeister, der über die Fähigkeit das Feuerit zu finden verfügt und sie weiß, dass sie ihn treffen wird, schon als junges Mädchen. Sie träumt davon, nicht mehr Harsha zu sein, so nennen die Auserwählten die Frauen der Quelten, sondern als Frau angesprochen zu werden, was ein Ehrenname ist. Ihr frühester und engster Freund Lesharo ist ihr wichtigster Vertrauter und Begleiter. Er kann zwar nicht immer bei ihr sein, aber in Gedanken und Träumen ist er da. Er, der sie Löwenherz nennt und ihr Mut gibt, wenn sie am Verzweifeln ist.
Mit sechzehn wird sie zur Leibdienerin des Feuermeisters, eines alten geheimnisvollen Mannes, der von allen, auch den Quelten verehrt wird. Sie zieht mit ihm durch das dunkle Land - die Sonne zeigt sich schon seit hunderten von Jahren nicht mehr - und ist für sein körperliches Wohl verantwortlich. Aber zunehmend erkennt er in ihr die Ebenbürtige, die Kluge und Seherin. Sie entdeckt, dass sie auch Feuerit finden kann und schließlich sogar die Herrschaft der Auserwählten stürzen kann, indem sie ihr Geheimnis entdeckt und allen den Zugang zu Wissen und einer Zukunft in Würde öffnet. Dies ist ein langer und abenteuerlicher Weg, auf dem sie manches Mal verzweifelt und traurig ist, aber ihr starker Wille und ihre seherische Gabe helfen ihr ebenso, wie die unerschütterliche Liebe zu ihrem Geliebten Teraj und ihrem Volk.
Elsha ist ein spannender, packender Roman mit einem glücklicherweise guten Ende, das eine Perspektive in die heutige Zeit öffnet und die immer aktuelle Frage nach der Rechtmäßigkeit der Rebellion gegen Knechtschaft und Unterdrückung thematisiert.