Elisa oder Die Nacht der Wünsche

Autor*in
Schami, Rafik
ISBN
978-3-446-26441-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Raidt, Gerda
Seitenanzahl
32
Verlag
Hanser
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
München
Jahr
2019
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Der Weihnachtsmann wird seiner Aufgabe, Kindern zu Weihnachten Freude zu bereiten, nicht mehr gerecht, seit er von einer Firma, die Getränke in Flaschen mit roten Etiketten vertreibt, korrumpiert wurde. Da ergreift seine Frau Elisa kurzerhand die Initiative und betätigt sich als Weihnachtsmann.

Beurteilungstext

Ein Junge, offensichtlich arm, drückt sich an einem Schaufenster die Nase platt, weil er den dort ausgestellten Roller so gerne hätte. Da aber seine Mutter keine Arbeit hat, weiß er: keine Chance, den zu bekommen. Zudem hatten große Jungen ihn zuvor geschlagen, und kein Mensch hatte ihm geholfen.

Elisa sieht dies durch das Weihnachtsmann-Fernrohr und will ihren Mann darauf aufmerksam machen, doch der schnarcht, abgefüllt mit eben der Limonade, vor sich hin. Und das geht so, seit diese Firma ihm einen größeren Schlitten zur Verfügung gestellt hat und er unendlich viele der Limonadenflaschen austrinken kann: Die Weihnachtsmann-Arbeit wurde ihm lästig. Noch dazu scheinen, zumindest in seiner Wahrnehmung, die Kinder sich nicht mehr über Geschenke zu freuen, sondern nur noch über das Aufreißen der Verpackungen. Das Kinderlachen kann ihn nicht mehr verzaubern.

Elisa zieht sich nun kurzentschlossen den Weihnachtsmann-Mantel an und schenkt dem Jungen den Roller, der dies seiner Mutter erzählt, als diese kurz darauf mit einem Job in der Tasche aus einer Reinigung kommt. Er strahlt, er ist glücklich - und Elisa auch.

Die Anspielung auf den Limonadenkonzern sind deutlich, ebenso die auf die (angebliche? tatsächliche?) Übersättigung der Kinder, die sich an Geschenken nicht mehr freuen können. Auch die fehlende Empathie und Zivilcourage der Passanten, die dem Jungen nicht helfen, wird kritisiert. So greift Schami Themen auf, die vielen Erwachsenen wichtig sind und Unbehagen bereiten. Dies wäre denn auch eine Geschichte, die gut geeignet ist für einen Sammelband mit Weihnachtsgeschichten für Erwachsene, die aufrütteln sollen und Weihnachtsstimmung gegen den Strich bürsten. Was aber Kinder (laut Verlag ab 3 Jahren!) mit dieser Gesellschaftskritik anfangen sollen, ist mir nicht ersichtlich. In meinen Augen ist es nach wie vor die Aufgabe der Erwachsenen, den Kindern Alternativen zum Konsum vorzuleben und gelegentlich auch mit enger gestecktem Rahmen dem kindlichen Wunsch nach unendlichem Haben-Wollen eine Grenze zu setzen. Kinder haben hier wenig Gestaltungsspielraum - ein typischer Fall von Überforderung.

Die Illustrationen von Gerda Raith wirken seltsam hölzern. Weihnachtsmann und -frau haben harte, bittere Furchen im Gesicht, die Mimik wirkt nicht lebendig.

Kein empfehlenswertes Weihnachtsbuch!

Gudrun Stenzel

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Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 02.01.2020

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