Elektrische Fische
- Autor*in
- Kreller, Susanne
- ISBN
- 978-3-551-58404-5
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 192
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2019
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Teaser
Emmas Leben gerät aus den Fugen, als ihre Mutter mit ihren drei Kindern aus Dublin zurück in die mecklenburgische Provinz zieht. Doch was ist Heimweh und wie bewältigt man es? Davon erzählt der neue Roman von Susan Kreller.
Beurteilungstext
Emma ist mit ihren beiden Geschwistern verloren. In Dublin war keineswegs das Paradies, aber es war eine Heimat, in der sich Emma geborgen fühlte. Die neue Heimat, Velgow im mecklenburgischen Nirgendwo, ist der Horror. Dort sind fremde Großeltern, unbewältigte Konflikte aus alter Zeit, skurrile Nachbar*innen, vermeintlich alles hat „dichtgemacht“ und auch Emma und ihre Geschwister machen zunehmend dicht; z.B. hört Aoile, Emmas kleine Schwester, auf zu sprechen, nachdem sich in der Schule alle über ihren Namen lustig gemacht haben. Aber da ist auch Levin, der stille Junge, der Emma hilft und einen Plan für sie erarbeitet, wie sie wieder nach Dublin kommen kann. Doch auch Levin hat Sehnsucht, auch er hat Heimat verloren, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise. Und irgendwann muss Emma – genau wie ihre Mutter auch – einsehen, dass sie den Schmerz über den Verlust nicht mit einer Rückkehr heilen kann.
Susan Kreller begleitet Emma und ihre Familie durch das erste Jahr am neuen Ort. Die Ich-Erzählerin wirft einen subjektiven Blick auf das neue Umfeld, das aber in den genauen und markant lokalkolorierten Szenen und Beschreibungen so greifbar wird, dass die Lesenden die Geschichte vor Augen entstehen sehen. Mit verzweifelter Absolutheit und hintergründigem Humor wird nicht nur eine Geschichte erzählt, Susan Kreller bietet auch tiefe Einblicke in die Psyche der Jugendlichen, die sich in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt auch zunehmend selbst wahrnehmen lernt. Das Umfeld wird dabei markant charakterisiert, ohne vorschnell klischeehaft belastet zu werden. Die einfache und schnörkellose Sprache und die kurzen Szenen erzeugen eine dichte Beschreibung, die uns eng an die Handlung und ihrer Protagonistin heranführt, aber immer wieder auch viel Raum für eigene Imaginationen lässt.
Susan Krellers neuer Roman knüpft da an, wo der letzte aufgehört hat. Die Autorin zeigt sich als Kennerin und herausragende Beschreiberin sozialer Umstände, die sie aber in lesbare Handlungen übersetzt und damit gleichzeitig konkretisiert und universalisiert. Das ist ausgesprochen faszinierend und wieder auch handwerklich herausragend überzeugend. Sehr zu empfehlen!
Michael Ritter