Elefantensommer
- Autor*in
- Goldberg Sloan, Holly
- ISBN
- 978-3-423-62812-9
- Übersetzer*in
- von Savigny, Katharina
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 240
- Verlag
- dtv
- Gattung
- Taschenbuch
- Ort
- München
- Reihe
- Hanser
- Jahr
- 2024
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
- Preis
- 11,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
In „Elefantensommer“ begegnen sich ein Mädchen, das auf die Rückkehr ihrer Mutter wartet, ein missverstandener Junge, der lieber zuhört als redet, ein Lottogewinner auf der Suche nach einem Neuanfang und eine Elefantendame mit einer Vergangenheit. In ruhigen Tönen erzählt das Buch von Freundschaft, Verlust, Gemeinschaft und der Frage, wie es weitergeht, wenn vieles stillsteht. Eine Geschichte über das Beobachten, das Fragenstellen – und darüber, was passiert, wenn Menschen und Tiere einander Raum geben.
Beurteilungstext
„Elefantensommer“ von Holly Goldberg Sloan erzählt die Geschichte der elfjährigen Sila, die sich in einer Phase der Unsicherheit, Traurigkeit und inneren Leere wiederfindet. Seit ihre Mutter wegen Problemen mit der Einwanderungsbehörde in die Türkei zurückkehren musste, lebt Sila allein mit ihrem Vater in den USA – und zieht sich zunehmend zurück.
Die Geschichte beginnt leise, mit einer spürbaren Schwere – doch bald eröffnen sich neue Wege, Begegnungen und Verbindungen, die nicht nur Sila, sondern auch die Leser:innen daran erinnern: Hoffnung hat viele Gesichter. In einem Schulprojekt trifft sie auf den gleichaltrigen Mateo, der Autist ist – eine Begegnung, die zunächst fremd, dann vertraut und schließlich tief berührend wird. Gemeinsam mit dem älteren, etwas kauzigen, aber warmherzigen Gio – einem Lottogewinner mit großem Herz – und der geretteten Elefantendame Veda wächst eine Gemeinschaft zusammen, die getragen ist von gegenseitigem Respekt, Anteilnahme und liebevoller Fürsorge.
Sloan gelingt es, eine Vielzahl gesellschaftlich relevanter Themen auf kindgerechte und zugleich tief berührende Weise zu erzählen: Migration, der Verlust geliebter Menschen, sei es durch große Entfernungen oder durch den Tod, Inklusion, soziale Gerechtigkeit, Tierschutz und die Frage nach Gleichberechtigung in einer sich wandelnden Gesellschaft. Trotz dieser inhaltlichen Vielfalt wirkt die Geschichte niemals überladen. Es sind vielmehr die leisen Zwischentöne, die poetische Sprache und die fein gezeichneten Begegnungen, die im Gedächtnis bleiben.
Besonders eindrucksvoll ist die Erzählweise, die durch wechselnde Perspektiven ein vielschichtiges Bild entstehen lässt.
Die Geschichte wird nicht nur aus Silas Sicht erzählt, sondern auch durch die Augen von Mateo, Gio, Silas Vater oder Mateos Mutter – ja, sogar aus der Perspektive der Tiere wie der Elefantendame Veda oder des Bären Pickles. Diese Wechsel schaffen Nähe zu den Figuren, eröffnen neue Blickwinkel und ermöglichen es, die Welt und ihre Herausforderungen aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten heraus zu verstehen. Die Charaktere sind dabei so fein und liebevoll ausgestaltet, dass man sich von Anfang an in ihrer Welt willkommen fühlt. Jede Figur ist auf ihre Weise einzigartig, glaubwürdig und liebenswert. Manche begleiten wir beim Erwachsenwerden, andere beim Ankommen, beim Loslassen, beim Trauern oder beim Neuanfang. Gio etwa findet nach dem Verlust seiner Frau einen neuen Sinn im Leben. Veda, die Elefantendame, darf erstmals erfahren, was es heißt, wirklich frei zu sein. Silas Vater Alp kämpft mit Zweifeln, mit Schmerz und mit dem Mut, nach vorn zu schauen. Diese unterschiedlichen Perspektiven und Entwicklungen verleihen der Geschichte ihre emotionale Tiefe und machen sie lebendig. Sila ist dabei eine Figur, die nicht nur beobachtet, sondern Fragen stellt: an sich selbst, an ihr Umfeld, an das Leben. Sie übernimmt Verantwortung, reflektiert und wächst über sich hinaus. Silas Gedanken und ihre Sicht auf die Welt berühren – und öffnen den Blick für das, was wirklich zählt.
Die Sprache der Autorin verleiht der Geschichte eine besondere Lebendigkeit. Eindrücke werden so anschaulich und feinfühlig beschrieben, dass man beim Lesen fast das Gefühl hat, die Welt rund um Sila hören, riechen und sehen zu können – als würde sich die Welt der Geschichte mit geschlossenen Augen entfalten. Dabei richtet das Buch seinen Blick ganz bewusst auf das, was oft übersehen wird – auf die kleinen, unscheinbaren Wunder des Alltags, auf die Schönheit der Natur, auf zarte Gesten und leise Veränderungen. Die Magie liegt hier in den Details und erinnert daran, wie viel wir entdecken können, wenn wir nur genau hinsehen.
Holly Goldberg Sloan hat mit „Elefantensommer“ ein zutiefst liebevolles, lebensbejahendes und mutmachendes Buch geschrieben. Es erzählt davon, dass wir nicht allein sind, dass Hilfe manchmal aus den unerwartetsten Ecken kommt – und dass es sich lohnt, weiterzufühlen, weiterzufragen und weiterzugehen.
Ein besonderes Buch voller Wärme, Humor, Tiefe und Poesie, das sowohl als Ferienlektüre, zum Vorlesen als auch für den Einsatz im schulischen Kontext bestens geeignet ist.