Ela

Autor*in
Lüthen, Alexandra
ISBN
978-3-948743-19-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Delanay, Mary
Seitenanzahl
192
Verlag
Kunstanstifter
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Mannheim
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
25,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fatih erzählt in diesem Roman seine stürmische Liebesgeschichte mit Ela. Beide Jugendliche sind unterschiedlich behindert durch das Down Syndrom. Sie lernen, sich gegen das Unverständnis und die Bevormundung ihrer Umwelt durchzusetzen.

Beurteilungstext

Zunächst ist der Roman „ela“ eine zauberhafte und berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, denen es die Umwelt ziemlich schwer macht. Mit seiner unbefangenen Naivität erzählt Fatih, wie er sich Hals über Kopf in die „schönste Frau der Welt“, in Ela, verliebt hat. Beide Jugendliche haben das Down Syndrom und besitzen unterschiedliche Begabungen. Ela kann nicht schreiben oder lesen, aber sie ist eine talentierte Zeichnerin und Malerin. Sie arbeitet als Illustratorin für einen Verlag. Fatih kann ein bisschen lesen und schreiben. Er arbeitet in einer Autowerkstatt, wo der Chef ihn gerne als „unser Behinderter“ bei den Kunden vorstellt, wohl um mit seinem sozialen Engagement zu glänzen. In der Werkstatt muss Fatih aber sehr viele Demütigungen von den Arbeitskollegen einstecken. Erst recht, als bekannt wird, dass er verliebt ist. Seit sich Ela in dem kleinen Bus, der die beiden regelmäßig von Zuhause abholt und zur Arbeit bringt, auf seinen Stammplatz gesetzt hat und nun neben ihm sitzt, kann Fatih nicht mehr aufhören, glücklich, ja übermütig zu strahlen. Ela hat sich, wie er, auf den ersten Blick in ihn verliebt. Das macht ihn nahezu immun gegen die Unverschämtheiten der Automechaniker. Seine Eltern freuen sich mit ihm und haben viel Verständnis für seinen „Ausnahmezustand“. Mit Genauigkeit und viel Zartgefühl lässt Fatih die Lesenden an der Entwicklung der Liebesbeziehung teilnehmen. Die beiden jungen Leute sind völlig unerfahren und wissen über die Liebe nur, was sie in Filmen oder im Fernsehen so an „Aufklärung“ gesehen haben. Überraschend ist, wie zielgerichtet und konkret Ela von der Theorie in die Praxis übergeht. Sie verrät Fatih, dass sie etwas „Verbotenes“ kann, nämlich Küssen. Und sie bringt es ihm sofort bei. Und als sie zum ersten Mal bei ihm zuhause ist und sein Zimmer sehen darf, landen die beiden ganz schnell auf dem Bett und Ela zieht ihren Pulli aus. Doch Elas Eltern schreiten sofort ein und verbieten ihrer Tochter weiterhin jeden Kontakt. Da bleibt aus der Sicht des „ritterlichen Kämpfers“ Fatih nur die Möglichkeit zur Flucht. Da er auch etwas „Verbotenes“ kann, nämlich Autofahren, klaut er in der Werkstatt ein Kundenfahrzeug und holt seine „Prinzessin“ ab. Er will mit ihr in die Türkei und ihr das Meer zeigen. Doch nach einer zärtlichen Nacht im Motel werden sie am frühen Morgen von Polizeibeamten aus dem Schlaf gerissen. Fatih erleidet einen Herzinfarkt und wird nur durch einen zufällig anwesenden Arzt gerettet. Als er, wieder gesund, die Klinik verlassen darf, überraschen die beiden Elternpaare ihre „Kinder“ mit Flugtickets für die Türkei. Was zu dem Umdenken bei Elas Eltern geführt hat, erfährt man leider nicht, da Fatih ja nur seine Geschichte erzählt. Nachdem er die Lesenden mit so viel Unbefangenheit an seinem erotischen Erleben teilnehmen lies, stellt sich doch die Frage: Für welche Zielgruppe ist dieses Buch gedacht? Auf jeden Fall ist es sehr lesefreundlich gestaltet. Die einfache Sprache mit kurzen Sätzen sowie visuelle Trennungen bei zusammengesetzten Wörtern machen es auch Menschen mit Leseproblemen leichter. Die gut zugeordneten Zeichnungen von Mary Delaney verstärken den Text und bieten Erholung vom anstrengenden Lesen. Ausruhen lassen auch die zahlreichen Leerseiten in grau und grün, die nur einen Schnörkel oder die nächste Kapitelüberschrift bieten. Menschen mit Behinderung werden nicht nur Freude an der Liebesgeschichte mit Happy End haben. Sie mögen sich auch bestärkt darin finden, sich gegen Bevormundung zu wehren und ihr Recht auf ein normales Leben einzufordern. Ganz so einfach werden die Erziehungsberechtigten und Vormünder der behinderten Jugendlichen die Liebesgeschichte nicht sehen können. Ganz sicher werden sie ihren Schützlingen ein Leben in liebevoller Partnerschaft und größtmöglicher Selbständigkeit gönnen. Sehr schwierig wird aber stets die Entscheidung sein, zwischen Hilfestellung und Bevormundung zu wählen. Ganz besonders dann, wenn es um sehr intime Dinge geht, braucht es sehr viel Einfühlungsvermögen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 23.01.2023

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