Einschweins erster Schultag

Autor*in
Böhm, Anna
ISBN
978-3-7512-0044-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Göhlich, Susanne
Seitenanzahl
64
Verlag
Oetinger
Gattung
ErstlesebuchTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Zum ersten Mal in die Schule gehen, ist ein Abenteuer, das sich jährlich wiederholt und von Hunderttausenden begonnen wird. Trotz seiner Gewöhnlichkeit und der geringen Gefahr für Leib und Leben, ist es für jeden oder jede eine Herausforderung und lebensentscheidend. Da ist es vielleicht ganz gut, sich das Ganze vorher aus der Perspektive eines magischen Fabelwesens zu betrachten.

Beurteilungstext

Das Thema „Schulanfang“ wird hier im Rahmen der Gattung „Erstleseliteratur“ betrachtet. Typisch, vor allem für gute Ersteleseliteratur, sind kurze Texte mit großem Schriftgrad. Längere Passagen demotivieren und kleine oder enggeschriebene Buchstaben erschweren die Identifizierung von Buchstaben und Silben nur unnötig. Der geringe Textumfang zeigt sich bei der Publikation schon an ihrer Dicke. Sie erinnert eher an ein Arbeitsheft. Der Text ist jedoch ungleichmäßig verteilt. Gerade die ersten Seiten quellen über, während später kaum mehr als zwei Absätze auf einer Seite zu finden sind.
Gleichzeitig wird der Text zur Entlastung und Abwechslung für die Jungleser und -leserinnen großzügig illustriert. Am Anfang überwiegen viele kleine Bilder, später werden die Illustrationen großflächiger und rücken in den Hintergrund. Das liegt an den beigefügten Stickern. Die Illustrierung bietet dann vor allem den Orientierungsrahmen für die freie Gestaltung durch die Lesenden. Die Sticker bilden vorwiegend die Figuren und Accessoires ab. Möbel und Dekorationen sind eher seltener. Es wäre passend gewesen, wenn die Schüler und Schülerinnen in spe, sich ihr Wunschklassenzimmer hätten gestalten können. Auf den Stickern sind die Figuren in Konstellationen oder Positionen zu sehen. Zum einen wird dadurch das Textverstehen gefördert, wenn die Kinder die passenden Sticker zu den im Text beschriebenen Szenen finden müssen. Zum anderen wird dadurch viel vorgegeben. Interessant wäre es gewesen, wenn für eine Szene mehr nonverbale Ausdrucksvarianten zur Verfügung stünden. Etwas negativ fällt auf, dass einige Sticker bereits vorhandene Bilder wiederholen, wahrscheinlich dürfen die dann außerhalb verklebt werden. Damit ließen sich die Lieblingsszenen auf einem Plakat zusammenbringen.
Für Erstleseliteratur ist auch die Sprache entscheidend. Das Heft muss hier einen Spagat vollführen. Ein Erstleser, der von den Hauptfiguren „Emmi & Einschwein“ nichts gehört hat, wird mit einigen Wörtern seine Schwierigkeiten haben, Wörter wie: Wichtelstadt, Fabelwesen oder Haariger Lachling. Die Figuren richteten sich bisher eher an Jugendliche. „Emmi“ ist zehn Jahre und befindet sich an der Grenze zur Sekundarstufe. Das Duo soll hier nicht nur die Angst vor der Schule nehmen, sondern auch den Medienverbund „Emmi & Einschwein“ schmackhaft machen. Das ist prinzipiell nicht verkehrt, da Erstleseliteratur auch die Aufgabe hat, in Gattungen oder in die Lebenswelt einzuführen. Dazu zählt auch, dass komplexe Texte zusammengefasst und spannender erzählt werden. Der Genuss darf aber nicht zu kurz kommen. Dafür finden sich im Heft Wortschöpfungen (z. B. „Einschwein“) und Reime, die in das Abenteuerland der Sprache führen. Auch komische Szenen gibt es viele.
Aus literarischer Sicht stellt sich auch die Frage, inwiefern das Figurenduo eine neue und vielleicht kindgemäße Perspektive auf das Thema entwickelt. „Emmi“ fungiert als Mentorin für das jüngere Einschwein, das zum ersten Mal in die Schule geht und keine Ahnung hat. Hier können sich die Leseanfänger und -anfängerinnen überlegen fühlen. Als Vorschüler weiß man sicherlich mehr als „Einschwein“. Der über das Heft initiierte Wissensvorsprung hilft beim Angstabbau. „Einschwein“ steht gleichzeitig für unterdrückte Gefühle oder Verhaltensweisen bzw. kindlichen Anarchismus, wie bereits „Pumuckl“. Dadurch entsteht ein Spannungsbild von Schule zwischen Regelgebot und -bruch. Eine mittlere Perspektive wäre wünschenswert. Lernen kann doch auch Spaß machen, nicht nur wenn eine neue Art des Lachens nachgeahmt wird. Nützlich ist es vielleicht auch. „Einschwein“ erfährt nur, dass man in der Schule „Lesen und Schreiben und Rechnen und solche Dinge“ lernt. Die Frage nach dem Warum wird in dem Heft leider nicht gestellt. Ebenso wenig wird aus dem Heft klar, was in der Schule eigentlich passiert. Sie ist hier nur die Bühne und komische Vorlage für das fabelhafte Duo.
Für Fans der Reihe, die vielleicht nur in Hörspielen von „Emmi und ihrem Einschwein“ gehört haben, ist das Heft trotzdem zu empfehlen. Vielleicht können sie sich über den ganzen Unsinn hinweg ihre Angst vor der Lebensveränderung von der Seele lachen.
[Thomas Bitterlich]

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ThoBi; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 27.02.2021

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