Eins Zwei Drei Tier
- Autor*in
- Budde, Nadja
- ISBN
- 978-3-87294-827-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Budde, Nadja
- Seitenanzahl
- 18
- Verlag
- Peter Hammer Verlag
- Gattung
- Lyrik
- Ort
- Wuppertal
- Jahr
- 2000
- Preis
- 11,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Nadia Budde inszeniert in ihrem Bilderbuch "Eins zwei drei Tier" ein so einfach, wie genial illustriertes Sprachspiel, das durch seine minimalistische Textgestaltung und die eigenwilligen Bilder Lesern und Betrachtern viel Vergnügen an den Möglichkeiten der Sprache und ihrer Bedeutungen bietet.
Beurteilungstext
Schon im Titel stolpert der unbedarfte Leser über einen scheinbaren Irrtum. Auf die wohlbekannte Zahlenfolge "EINS ZWEI DREI …" folgt nicht etwa wie erwartet die "VIER"; stattdessen ein Reim darauf, nämlich "TIER". Und damit ist schon das Spiel eröffnet, das den Rahmen dieses wunderbaren Buches ausmacht.
In Nadia Buddes Pappbilderbuch "EINS ZWEI DREI - TIER" dreht sich alles um das Spiel mit der Sprache, konkret: das Reimen. Dem Titel folgen die nächsten Wortfolgen: "BENNO EDDI ROLF - WOLF", "GROß MITTEL KLEIN - SCHWEIN", usw., die jeweils auf einer Seite an das begonnene sprachliche Baumuster anknüpfen und es variieren. Die verrückten Wortkombinationen ergeben sich aus dem Reimschema, das nach drei verwandten Worten am Ende immer ein neues Tier in Szene setzt. Unter den Worten finden sich passend dazu vier Zeichnungen, die den Text aufgreifen und geschickt ins Bild umsetzen, ohne ihn einfach nur abzubilden. Es beginnt ein fröhlicher Exkurs durch die Welt der Tiere, der, auf jeder Seite neu verarbeitet, schließlich beim Leser und Betrachter selbst landet. Auch er findet sich mit den Worten "BEIM MAULWURF - AUF DER EIDECHSE - IM KÄNGURU - DU" in dem bunten, und allzu oft skurrilen Treiben aus Worten und Bildern wieder.
Gänzlich ungewöhnlich wird von Nadia Budde das Zusammenspiel von Bild und Text inszeniert. Jede einzelne dieser beiden Ebenen passt kaum in das gewohnte Bild aktueller Bilderbucherscheinungen hinein. Der extrem verkürzte Text ist verdichtet. Die einzelnen Worte wirken wie Blitzlichter und rhythmisieren die Reime. Dem stellt Nadia Budde in ihrer Einfachheit skurrile Zeichnungen gegenüber. Von jeglichem Hintergrund und Umfeld losgelöst werden die Figuren präsentiert, scharf umrissen von einer schwarzen Linie, die den Stil der Künstlerin kennzeichnet. Statt der üblichen kindertümlichen Verniedlichung haben Nadia Buddes Tiere etwas Unförmiges, sogar Grobes an sich. Damit bricht Nadia Budde mit gängigen Vorstellungen von Kindgemäßheit, die besonders die naive und eindeutige Darstellung favorisieren.
Ganz klar verzichtet das Buch auf eine schwerwiegende Moral. Im Zentrum steht das genussvolle Spiel mit der Sprache und die Freude an den Möglichkeiten, die uns damit geboten sind, wenn wir sie nutzen. Hier ergeben sich auch die produktiven Anknüpfungspunkte für die Arbeit mit dem Buch. Der strukturierte Minimalismus in Bild und Text erleichtert bereits jungen Lesern einen kreativen Zugang zu dem Buch, der weit über das reine Erlesen und Erschauen hinausgehen kann.