Eine Wiese für alle

Autor*in
Schmidt, Hans-Christian
ISBN
978-3-95470-242-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Nemet, Andreas
Seitenanzahl
40
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Leipzig
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Eine Schafherde lebt auf einer saftigen Wiese und du bist Teil dieser Herde. Allen Schafen geht es gut und sie sind zufrieden. Als eines Tages ein anders aussehendes Schaf übers Meer kommt und in Not gerät, wird klar, wie schwierig es manchmal ist zu helfen, wenn es sein könnte, dass man selber etwas abgeben muss oder in Gefahr geraten könnte. Auf Menschen bezogen lässt sich diese Geschichte z.B. auf die Flüchtlingssituation übertragen. Einfach dargestellt, wird deutlich, wie schwierig zwischenmenschliche Probleme oft zu lösen sind.

Beurteilungstext

Mit wenig Text, schönen einfachen, minimalistischen Illustrationen und großer Aussagekraft hat mich das Buch auf den ersten Blick fasziniert. Der Text ist immer gut verständlich und klar formuliert. Bei dem Satz: "Es ist wohl auch ein Schaf, aber es sieht etwas anders aus.", musste ich gleich an Menschen denken, wie oft ist das so, dass Äußerlichkeiten anders sind, trotzdem sind alle Menschen, egal wie sie aussehen. Diese Assoziation ist für kleine Kinder sicherlich nicht sofort zu vollziehen, kann sich jedoch nach und nach entwickeln. Die Erkenntnis dem Schaf zu helfen, lässt sich wunderbar auf Situationen bei Menschen übertragen. Je nach Alter der Kinder lässt sich das Gespräch auf Freunde in Not oder später auf Flüchtlinge lenken. Eine kleine Hilfe, wie hier den Eimer als Hilfe zur Verfügung zu stellen (ein bisschen wie sein Gewissen beruhigen), reicht oft nicht aus. Auch das Schaf kann sich mit dieser Hilfe noch nicht in Sicherheit bringen.
Die Gemütslage der einzelnen Schafe zu der Situation ist sehr gut an der Mimik zu erkennen. Die Schafe oben auf der sicheren Wiese zeigen Entsetzen, Ratlosigkeit, Erstaunen, teils Ablehnung. Das dunkle Schaf unten blickt verzweifelt, hilflos und flehend. Die Situation spitzt sich zu, als die Lage für das dunkle Schaf immer gefährlicher und aussichtsloser wird. Die Herde ist nicht bereit von seiner sicheren Wiese etwas abzugeben, vertraut dem Schaf nicht, weil sie es nicht kennt. Es könnte schließlich eine Krankheit mitbringen. "Ist euch mein Schicksal egal?" Diese Frage ging mir sehr nahe, da in der momentanen Flüchtlingssituation und durch die Folgen von Corona sehr viele Menschen unverschuldet in eine Notlage geraten und auf das Wohlwollen Anderer angewiesen sind. Vor dem Elend die Augen schließen, so etwas Schreckliches möchte niemand sehen; eine weitverbreitete Taktik mit solchen Situationen umzugehen.
Zur Verdeutlichung gibt es einfach komplett schwarze Seiten. Bleiben die Augen vor der Situation verschlossen, ist die Geschichte zu Ende. Das Kind hat selbst die Möglichkeit zu entscheiden, ob es das Schaf seinem Schicksal überlässt oder handelt. Ich bin sehr beeindruckt von dieser Möglichkeit und der Darstellung. "Was, du hast die Augen noch auf?" Das Schaf schaut dankbar zu seinem Helfer, dem Leser, ganz zu Beginn "Stell dir vor, du bist ein Schaf.", der diese Entscheidung getroffen hat.
Ein einzigartiges, tolles Buch, das berührt. Ich bin absolut begeistert, besser kann man dieses Thema kaum an Kinder heranbringen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von PF; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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