Eine rätselhafte Verwandlung
- Autor*in
- Walbrecker, Dirk
- ISBN
- 978-3-499-21264-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 158
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- –
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2004
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 4,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Über die Hürden und Emotionen, Gefühle und deren Ausleben im, wärend und hin zum Erwachsenwerden - haben wir alle schon hinter uns, stehen mittendrin oder kurz davor.
Beurteilungstext
Wenn man sich mit dem Buch Dirk Walbreckers "Eine rätselhafte Verwandlung" beschäftigt, das, wie schon der Titel verrät, direkte Assoziationen zu Kafkas Originalfassung weckt, so sollte man diese erst einmal grundlegend verdrängen.
Denn selbst wenn sich dieses Buch an Kafkas Erbstück orientiert, muss seine Handlung und Intension doch als autark betrachtet werden.
Wem Kafkas "Die Verwandlung" ein Begriff ist, wird sicherlich schon wissen, dass Herr K. eines Tages als überlebensgroßer Käfer erwacht. Mit allen autobiografischen Zügen und Schicksalen belastet, verendet dieses Getier in trostloser Einsamkeit. Bei Walbrecker ist es eine Raupe, die im Laufe ihres Lebens eine Wandlung vollzieht. Der Unterschied der beiden Insekten leuchtet jedoch sofort ein: während der Käfer bis zu seinen Tod in den Chitinpanzer gezwängt ist, vollzieht die Raupe eine pubertäre Häutung nach der anderen und wächst bis zur metamorphotischen Verpuppung, dessen Resultat ein ausgereifter, erwachsener Falter verkörpert. In einem gesellschaftskritischen Prozess vollzieht auch Gregor Hansen, eines morgens als Raupe erwacht, diesen eigenen Weg seiner Entwicklung durch Inakzeptanz und Gefühlschaos, um schlussendlich kurz vor seinem metamorphotisch-happyendigen Fazit zu stehen und seinen Sold als Jugendbuchfigur und unkäfrige Exraupe zu erfüllen. Ob diese Adaption gelungen ist, muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden. Doch ist wirklich von einem direkten Vergleich mit der Urfassung abzuraten, nicht nur, weil es sich einfacher liest (obwohl stellenweise komplizierte und für ein Jugendbuch unzulässige Fachausdrücke, wie "akute [...] psychomotorische Störungen", stehen, die sich nicht ganz mit der "endcoolen" Jugendsprache vertragen), sondern gerade wegen der so unterschiedlicher Intentionen.
Lohnt es sich nun, zu diesem Buch zu greifen?
Manche werden wohl an die Probleme des Erwachsenwerdens erinnert werden, andere, jüngere werden nachempfinden und sogar einen Verbündeten in diesem Buch finden. Wieder andere können gar nichts damit anfangen.
Und was die ganze Sache spannend macht, ist, dass letzendlich jedes Buch das individuelle Risiko des (Miss-)Gefallens in sich birgt.