Ein viel zu schönes Mädchen

Autor*in
Koertge, Ron
ISBN
978-3-551-58157-0
Übersetzer*in
Brandt, Heike
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein einsames, intelligentes und sehr hübsches Mädchen gewährt den Lesern einen kritischen Einblick in eine Ich-bezogene Gesellschaft, die von Fitnesskult, Schönheitskorrekturen, Schlankheitskorrekturen, Konsumverhalten und der ständigen Suche nach dem schnellen Gewinn geprägt ist. In dieser - ihrer Welt - ist der Kalifornische Teenager kurz vor dem Highschool-Abschluss auf der Suche nach einem zukünftig sinnvolleren Lebensweg als bisher.

Beurteilungstext

Margaux steht kurz vor dem Highschool-Abschluss. Sie lebt mit einem spielsüchtigen Vater, der für eine Partie Poker auch mal von Los Angeles nach Las Vegas fliegt, und einer konsumsüchtigen Mutter, deren Lebensaufgabe darin besteht im Shopping-Kanal die besten Produkten zu erhaschen, in einer Mittelstandsgegend in Los Angeles. Genauso wie ihre gleichaltrige Freundin Sara, deren Lebensaufgabe ihr Äußeres ist, haben die Eltern nie Zeit für Margaux. (Ihre Freundin trägt sogar einen EggMuffin mit sich herum, weil dessen Farbe zu ihrer Tasche passt). Außer als sie ihrem Vater von einem Besuch auf der Rennbahn erzählt, hören die Eltern ihr nie zu.
Die elterlichen Geschenke - wie ein rotes Mustang Cabrio - sind Entschädigung, dienen als Bestechung, Schweigegeld und Wiedergutmachung, so drückt es Margaux aus.

Margaux ist hübsch, und fühlt sich dadurch umgeben von Menschen, die nur auf ihr Äußeres schauen, ohne die “wahre” Margaux, die kein Blatt vor den Mund nimmt, und sich kritisch gegenüber der Ausbeutung von Einwanderern in der US-amerikanischen Arbeitswelt äußert. So besucht sie ein Kosmetikstudio nicht mehr, weil dort vietnamische Einwanderer ohne Pause arbeiten müssen. Weil ihre Mitmenschen nur das “schöne Mädchen” sehen, verhält sich ihnen gegenüber distanziert und arrogant. Ihrer Wirkung auf das männliche Geschlecht ist sie sich bewusst. Deshalb reagiert sie auf das einschmeichelnde Verhalten ihrer Bewunderer genervt und schroff, oder macht sich einen Scherz daraus die Leute mit ihrer unvermblümten Offenheit verbal zu entwaffnen und zu verunsichern.
Sie weint, weil sie einerseits einen Vater ohne Herz hat, wie sie sagt, und andererseits ihre Mitmenschen sie aufgrund ihres Äußeren für etwas halten, was sie nicht ist. Was ihre Eltern betrifft, lügt Margaux auch, wenn es ihr gelegen kommt.

MARGAUX sucht einen AUSWEG aus ihrem für sie langweiligen Leben, was ihr sichtlich schwer fällt. Sie fühlt sich allein, missverstanden und sucht eine Aufgabe, die sie fordert. Margaux sagt, dass sie sich vor dem Leben fürchtet.
WENDEPUNKT
Bis zu dem Tag, als sie Danny - einen Mitschüler - besser kennenlernt, der hinter ihr schönes Äußeres blickt. Danny beeindruckt Margaux, er umgarnt sie nicht. Der Tierschützer passt sich nicht an, unterwirft sich nicht dem Modediktat. Sie besorgt sich seine Adresse. Und er lädt sie im wahrsten Sinne des Wortes in seine “Familie” ein, dich sich von ihrer bisherigen grundlegend unterscheidet. Margaux wird Teil von Dannys Familie, die aus ihm - einem Vollwaisen - und seiner rollstuhlfahrenden, kranken Tante besteht. Sie engagiert sich für den Tierschutz, lernt die positive Wirkung von Stille und nicht ständigem Plappern kennen, und verbringt ihrer Abende mit Lesen.


Es ist eine ironische Geschichte, mit einem kritischen Blick auf die US-Gesellschaft von der Sichtweise einer Jugendlichen. Jedoch keine Liebesgeschichte.


Komplizierte Satzstrukturen wie z. B. “Die Fahrt ist okay: die Aircondition auf höchster Stufe (in Los Angeles ist es sengend heiß, der Himmel wie immer gelb verschleiert), das Radio laut, dazu ein paar erfreulich liebenswürdige/neidische/bewundernde/schlüpfrige Blicke.” (steht bereits schon auf der 2. Seite der Geschichte)
Viele Fremdwörter (Sestinen u.a.) machen das danebenliegen eines Fremdwörterlexikons oft notwendig.

Der Roman ist in neun bis 27-seitige Kapitel eingeteilt, und hat für einen Jugendroman eine große Schrift.
Sowohl von der stilistischen als auch von der inhaltlichen Seite ist das Buch für Leser mit gutem Lesevermögen und entsprechendem Lesealter ab 9. Klasse geeignet. Doch viele Sek. I.-Leser werden die ironischen Anspielungen auf die Gesellschaft nicht sofort verstehen. Es ist ein Buch auf dem Weg zum Erwachsenenwerden. Maragaux Äußeres erschwert ihr eher das Leben, sie zeigt Heranwachsenden was wirklich wichtig ist im Leben. Auf was man Wert legen sollte (Freundschaft, Vertrauen, Sich-Aufeinander-Verlassen-Können, Voneinander lernen, Rücksichtnahme, Sich und das Leben nicht so Ernst nehmen...). Modisches Äußeres gehören nicht dazu.


Die Geschichte ist einsetzbar im Zusammenhang mit Themen (Schönheitsideale, Fitnesskult, Krankheit, Konsumverhalten) im Sozial-, Ethik-, Religion- und Gesellschaftskundlichen Unterricht. Jugendliche - besonders Mädchen - an der Schwelle zum Erwachsenwerden erkennen die beschriebenen Gesellschaftsstrukturen in Koertges Buch wieder. Auch eine Selbstreflexion der eigenen Lebenswelt ist möglich. Da die Hauptprotagonistin eine junge Frau ist, ist bei einer Klassenlektüre zu prüfen, wie die jeweiligen männlichen Schüler mit der Erzählung umgehen.



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Diese Rezension wurde verfasst von spe.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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