Ein Stück Himmel
- Autor*in
- David, Janina
- ISBN
- 978-3-423-62642-2
- Übersetzer*in
- Neves, Hannelore
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 367
- Verlag
- dtv
- Gattung
- BiografieTaschenbuch
- Ort
- München
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,95 €
- Bewertung
Teaser
Janina David erinnert sich an ihre Kindheit als Jüdin. Dieser erste Band beginnt, als sie neun Jahre alt ist und endet mit dreizehn.
Beurteilungstext
Die Autobiografie einer Jüdin 1939 bis 1943 in Polen.
Der Bericht beginnt, als Janie neun Jahre alt ist, behütete Tochter aus höherem Hause. Er endet, als sie mit 13 Jahren aus dem Ghetto von Warschau geschmuggelt wird und überlebt.
Janina Davids ausführliche Schilderung ihrer Lebensumstände ist ganz und gar aus der Perspektive eines Kindes geschrieben. Sie ist das Ein und Alles ihrer Eltern, die sich häufig streiten, aber beide haben stets das Wohl ihrer einzigen Tochter im Auge. Sie erzählt von den strengen Regeln der Mutter, den Verwandten und der Schule. Als die Deutschen Polen besetzen, muss die Familie nach Warschau flüchten, ins Ghetto ziehen, in immer ärmlichere Zimmer wechseln. Der Vater geht nach Russland und versucht, die Familie nachzuholen, das misslingt, er kommt zurück. Janies Leben wird so lange wie möglich von Unterricht und strengen Regeln bestimmt. Und zunehmend von Armut und Hunger. Mit 12 Jahren beginnt Janie, die Verantwortung für ihre Mutter zu übernehmen. Die Familie gehört zu den letzten, die aus dem Ghetto deportiert werden. Den Eltern gelingt es, Janie zu retten.
„Ein Stück Himmel“ ist der erste Teil von Janina Davids autobiographischen Trilogie. Das Cover zeigt ein verloren aussehendes, blasses Mädchen in schwarz-weiß, das passt sehr gut zum Inhalt.
Auf mich wirkt die gesamte Schilderung distanziert. Vielleicht kann man so ein eigenes Schicksal nur distanziert beschreiben. Janie schildert die Begebenheiten und bewertet sie kaum. Dadurch erscheinen Umzüge in engere Zimmer, Wanzen, Tote auf der Straße, Misshandlungen, Hunger und Kälte zunehmend normal.
Der einfache, manchmal naive Stil passt zum damaligen Alter der Autorin.
Viele Dinge werden nur angedeutet.
„Ich verstand nicht, was „mobilisiert“ bedeutete, aber er sah in seiner Offiziersuniform einfach großartig aus.“ Das ist die Sichtweise einer Neunjährigen, die bei vielen Begriffen der Erwachsenen nicht weiß, was das ist. Zum Ende des Buches wird Tod und Deportation normal, aber dass Treblinka ein Vernichtungslager ist, erfährt die Leserin nicht.
Das spannendste an dem Buch war für mich das Vorwort. Im Klappentext steht, dass Janina David ihre Eltern während des Krieges verlor, darauf wartete ich die zweite Hälfte des Buches, aber man erahnt ihren Tod am Ende nur.
Ich habe mich gefragt, ab welchem Alter ich das Buch empfehlen würde. Die einfache Sprache können schon Zehnjährige lesen, denen ich jedoch den Inhalt nicht zumuten möchte. Ab 12? Ab 14? Möchten Jugendliche über Neunjährige lesen? Die viel über ihr Spielzeug oder ihre Bücher schreibt? Ich las kurz vorher „28 Tage lang“ von David Safir, eine spannende Geschichte über den Widerstand im Warschauer Ghetto, die mir härter, aber leichter zu lesen vorkam.
Ich begreife „Ein Stück Himmel“ als ein Zeitzeugnis, das nicht für eine Altersgruppe oder den Markt geschrieben wurde, sondern weil es geschrieben werden musste. Von einem Mädchen, dessen einzige Verbindung nach draußen zeitweilig aus dem kleinen Stück Himmel bestand, das sie von ihrem Fenster aus umrahmt von Mauern sehen konnte.