Ein mittelschönes Leben

Autor*in
Boie, Kirsten
ISBN
978-3-551-51764-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bauer, Jutta
Seitenanzahl
29
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der Schritt für Schritt in die Obdachlosigkeit gerutscht ist. Er hatte eine gute Kindheit, hat einen Beruf gelernt und Arbeit gefunden, eine Familie gegründet und zwei Kinder bekommen. Bis dahin war sein Leben in Ordnung. Doch seine Frau trennt sich von ihm, er verliert seine Arbeit und sitzt nach mehreren gescheiterten Versuchen arbeits- und wohnungslos auf der Straße.

Beurteilungstext

Mich hat das Buch sehr beeindruckt, weil es den Weg in die Obdachlosigkeit und die Lage der Betroffenen sehr real schildert. Es regt zum Nachdenken an, weil man auch als Erwachsener spürt, dass dieses Schicksal eigentlich jeden ereilen kann. Als Kinderbuch trifft es den richtigen Ton. Es macht keine Angst, sondern bewirkt Verständnis und Empathie. Auch der Titel zeigt, dass in der bisherigen Lebensbilanz, man von einem “mittelschönen Leben” sprechen kann. Diesen Aspekt finde ich sehr gut gewählt. Hätte der Titel sich nur auf die derzeitige Lebenssituation bezogen, wäre er sicherlich sehr viel anders ausgefallen.
“Der Mann..” hat keinen Namen. Er könnte jeder beliebige Obdachlose sein an dem wir auf der Straße vorübergehen. Er hat eine Geschichte, die niemand ihm ansehen kann und die keinen interessiert. Er schämt sich für seine Lage und hofft, dass seine Kinder ihn so nicht sehen.
Die Frage, wieviel Schuld “der Mann” selbst an seiner Situation trägt wird ausgespart. Die Geschichte lässt aber durchaus kritische Gedanken aufkommen. "Der Mann hat sich gleich ein neues Auto gekauft und neue Möbel für die neue Wohnung in der neuen Stadt und neue Klamotten" nachdem er nach der Arbeitslosigkeit in einer anderen Stadt eine neue Arbeitsstelle bekommen hatte. Hat er sich übernommen? Hat er aus der Arbeitslosigkeit nichts gelernt? Und: Welchen Anteil hatte er bspw. am Scheitern seiner Ehe?
Doch die Verkettung der Ereignisse hat eine zwingende Logik. Der Verlust der Familie und damit des Lebenssinns, Depressionen, Verwahrlosung, der Verlust der Arbeitsstelle, der Versuch ein neuer anderer Mensch zu werden und das Scheitern sind sehr realistische Etappen auf dem Weg in die Obdachlosigkeit.
Ich habe das Buch mit den Schülern meiner 4. Klasse im Rahmen des Themas: schulische und berufliche Zukunft gelesen. Es hat sie sehr beschäftigt und einen einfühlsamen Einstieg in die Thematik Arbeitslosigkeit ermöglicht. Ich fand es in diesem Zusammenhang besonders entlastend, dass die Schuldfrage im Buch nicht thematisiert wird, weil Kinder auf diese Weise auch aus ihren Familien und ihrem Umfeld erzählen konnten.

Die Zeichnungen von Jutta Bauer wirken wie Blitzlichter aus dem Leben des Mannes. Sie zeigen Momentaufnahmen, wie bspw. den Mann als kleinen Jungen mit seinem Meerschweinchen, den Urlaub mit der eigenen Familie auf Mallorca, die Verwahrlosung in seiner Wohnung und seine derzeitige Situation. Es sind mit dünnem schwarzen Strich umrandete farbige Zeichnungen, die sich auf wesentliche Personenmerkmale beschränken. Der Ausdruck der Personen ist eindeutig getroffen. Die Betrachtung der Bilder ermöglicht sofort das Verstehen der Personen. Auch die Zeichnungen bieten viele Redeanlässe.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von AZ.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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