Ein Koffer voller Mama-Momente

Autor*in
Freudiger, Anja
ISBN
978-3-86739-149-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Anja, Freudiger
Seitenanzahl
26
Verlag
Balance
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Bonn
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Bertils Mutter liegt im Krankenhaus, er vermisst sie, niemand sonst kann sie ersetzen. Eines Tages kommt sie nach Hause für eine Klinik-Pause. Als sie ins Krankenhaus zurück muss, kommt er auf eine Idee: Er sucht im Haus nach Sachen von ihr, die ihn an Mama erinnern werden, wenn sie erneut weg ist. Dinge, die nach ihr riechen oder weich sind. Ein Koffer voller Mama-Momente eben.
Ein Buch, das zeigt: Bertil muss nicht zerbrechen an dieser Trennungssituation. Er entwickelt seelische Kräfte, Resilienz und bewältigt diese Zeit des Verlustes.

Beurteilungstext

Die Farben wirken zart und so zerbrechlich wie die Situation selbst. Da, wo sie zerlaufen, entsteht Raum fürs Träumen und Phantasieren. Manches ist anders als sonst, der Vogel im Haus, die Vorhänge, die wie Schleier oder wie Wolken am Boden liegen, der Baum, der mit seinen Zweigen und Blättern durch das geöffnete Fenster ins Zimmer hineinwächst. Und der Vogel, der nach Leibeskräften und mit aufgerissenem Schnabel in die Welt hineinsingt. Schöne Bilder, weiche Bilder, die Birken am Haus, das inmitten einer scheinbar heilen und natürlichen Landschaft steht. Oder da, wo Bertil sich in die Mutter hineinkuschelt wie in eine dicke Bettdecke.
Die Schrift ist gut ausgewählt, sehr zurückhaltend und stört so die Kraft von Bild und Farbe nicht.

Auf der psychologischen Ebene ist das Buch ein Fachbuch. Es kennt den therapeutischen Weg, um Trauer zu bewältigen. So wird der Notfallkoffer zum Mamakoffer, und im Buch hat Bertil selbst die Idee dazu.
Der Text ist fachlich fundiert und für Kinder aufbereitet, damit sie das Anliegen verstehen. Hilfreich für Eltern oder Erzieherinnen, die in kritischen Zeiten Hilfe brauchen. Betroffene suchen nach Büchern, wenn sie in Not sind. Vielleicht auch um Ideen aufzunehmen wie das Prinzip des Notfall-Koffers, den Bertil sich in diesem Buch ausdenkt oder etwas über Resilienz zu erfahren.
Als Fachbuch unterscheidet sich das Buch von anderen Bilderbüchern dadurch, dass es didaktisch vorgeht. Es nimmt einen bestimmten Weg, hin zur Resilienz. Damit wird die Handlung systematisch, sie zeigt Erwachsenen und Kindern einen Weg, einen Aus-Weg.

Allerdings engt Didaktik auch ein, weil Erwachsene etwas Bestimmtes bewirken wollen und systematisch handeln. Sprachlich bleibt wenig Raum für das Unerwartete, für spannende Umwege, für Überraschungen. In den Bildern sind sie sehr wohl enthalten. Und auch die Kinder werden ja zu Wort kommen mit ihren Ideen, mit ihrer Kreativität.
Die Erzählatmosphäre wirkt behutsam und verhalten. Bertil hat wenig Lust auf wilde Spiele und malt viel. Während die Münder der handelnden Personen geschlossen sind und eher neutral, so trauen sich die Figuren der Bilder zu lachen. Mutig zwitschernd macht sich der Vogel mit aufgerissenem Schnabel bemerkbar und überwindet das Draußen und Drinnen. Eine tolle Idee! Ein schräger Vogel. Er lebt laut und unbekümmert.

Lieblingssatz:
Er spürt, dass der traurige Kloß wieder in seinen Hals kriechen will. Da schubst er lieber schnell Kalle, der sich laut lachend an ihm vorbeidrängeln will.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von G-KH; Landesstelle: Schleswig-Holstein.
Veröffentlicht am 29.12.2016

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