Ein Klang von weit her

Autor*in
Calhoun, Dia
ISBN
978-3-551-35151-7
Übersetzer*in
Malich, Anja
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
288
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2002
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschichte spielt in einer längst vergangenen Zeit auf der Insel Faranor, der Hauptinsel Winwards. Hauptperson ist Cerinthe Luv, ein dreizehnjähriges Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen. Der Vater ist Segelmacher aus Normost, einem abgelegenen Fischerdorf in der Nordprovinz. Cerinthes größter Wunsch ist es in die Königliche Ballettschule aufgenommen zu werden und danach im Königlichen Ballett zu tanzen. Zunächst glaubt sie, dass sie die Prüfung nicht geschafft habe, und lässt sich an der Ballettschule als Waschmädchen einstellen. Der Irrtum klärt sich auf und Cerinthes darf in eines der Schülerinnenzimmer ziehen. Doch sie muss bald erfahren, dass nicht nur das Tanzen eine anstrengende Sache ist, sondern dass sie auch viele Neiderinnen hat, die ihr die niedrige soziale Herkunft immer wieder vorhalten. Das Mädchen kämpft verbissen, doch am Ende der Geschichte erkennt es, dass trotz der großen Erfolge nicht das Tanzen ihre Berufung ist, sondern das Heilen von Menschen. Befreit von einer schweren seelischen Last, nimmt sie das Angebot der Mederi Grace an sich bei ihr auf dem Heilerhügel zur Mederi ausbilden zu lassen.

Beurteilungstext

In dem Buch vermischen sich märchenhafte und reale Elemente. Es gibt keine Zeit- oder Ortsangaben, die in der Realität festzumachen sind. Cerinthe spricht häufig mit der Meerjungfrau, früher, bevor sie nach Faranor gekommen ist, hörte sie deren Stimme und Klang. Aber nachdem sie ihr Ziel in der Königlichen Ballettschule aufgenommen zu werden, erreicht hat, verstummen diese Laute - zurück bleibt eine innere Leere, die das ehrgeizige Mädchen zunächst nicht wahrhaben will. Cerinthe nimmt alle Mühen auf sich, erträgt selbst die Gemeinheiten der adligen Elianna um ihrem Ziel näher zu kommen. Sie will allen beweisen, welches Talent in ihr steckt. Doch dem Leser wird schnell deutlich, dass ein anderer Grund hinter diesem ehrgeizigen Verhalten steckt. Cerinthe wurde von Gwinna, der Heilerin ihres Dorfes, ausgebildet. Als sich ihre Mutter eine schwere Blutvergiftung zuzog, versagten Cerinthes Kenntnisse und sie musste den Tod ihrer Mutter, die Ankunft des Schwarzen Schiffes, miterleben. Nie mehr will sie eine solche Erfahrung nochmals machen! Dieser Vorsatz hält sie ab Menschen, die ihr vertrauen, mit ihren Heilkünsten zu helfen. Doch die Priesterin der Meerjungfrau weist sie darauf hin, dass sie ihre Zukunft kenne, dass die Antwort in ihr sei. Während sie immer erfolgreicher beim Tanzen wird, wird die Leere in ihr größer - erst als Elianna bei einem Sturz vom Dach schwer verletzt wird, besinnt sich Cerinthe ihrer Heiler-Kenntnisse und rettet die Rivalin. Ein Gespräch mit der Mederi Grace, einer der Heilerinnen, denen das Volk magische Kräfte zuweist, öffnet ihr die Augen und macht ihr deutlich, dass ihr Herz nicht beim Tanzen hängt. Ihr Vorbild Sileree, die begabteste Tänzerin der Ballettschule, bittet Cerinthe nur das zu tun, was ihr Inneres ihr empfiehlt. Sie selbst nimmt sich auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn das Leben, verzweifelt, weil sie Sängerin werden wollte, ihr aber nur die Tänzerausbildung offen stand, weil diese kostenlos ist. Cerinthe beschließt das Angebot der Mederi anzunehmen, nicht sich selbst im Tanz zu verwirklichen, sondern anderen zu helfen und für andere da zu sein.
Eindrucksvoll schildert das Buch den inneren Kampf eines Mädchens, in dem die Veranlagungen sowohl zur Heilerin als auch zur Tänzerin vorhanden sind. Beide Elemente werden durch die Eltern verkörpert - der Vater befürwortet die medizinische Tätigkeit, die Mutter hat sich nichts stärker gewünscht, als dass die Tochter eine Tänzerin werde. Da Cerinthe sich verantwortlich für den Tod der Mutter fühlt, konzentriert sie sich völlig auf die Erfüllung dieses Wunsches. Genauso groß ist aber auch die Furcht, dass erneut jemand durch sie sein Leben verliere. Die Erfahrungen an der Ballettschule, die Mühen und Strapazen, die Gängeleien der Rivalin Elianna lassen Cerinthe innerlich stark werden, machen ihr deutlich, dass Erfolge nur äußerliche Gewinne sind. Mit Hilfe der Mederi findet sie ihre wahre Berufung.
Das Buch ist zum Schmökern für Tanz begeisterte Mädchen zu empfehlen. Sie sollten eine gute Lesekondition mitbringen, da die Geschichte recht umfangreich ist. Der Streit zwischen den beiden Rivalinnen bestimmt die Handlung, taucht in vielen Varianten auf und wirkt dadurch gelegentlich ermüdend. Schon durch die märchenhaften Züge der Geschichte erwarten die Leserinnen ein Happy End, verstärkt durch die Charakterisierung Cerinthes, die das, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, auch erreicht. Kennen die Leserinnen bereits die Begrifflichkeiten der Ballett-Sprache, so ist das Lesen weniger anstrengend, als wenn immer wieder in den Anhang geblättert werden muss um die Fachausdrücke zu verstehen.

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Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.01.2010