Ein Haus mit vielen Fenstern

Autor*in
Müller, Charlotte
ISBN
978-3-948743-16-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Müller, Charlotte
Seitenanzahl
80
Verlag
Kunstanstifter
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Mannheim
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Sammlung von Lebensgeschichten und Erinnerungen alter Menschen, festgehalten in Texten und Bildern - ein außergewöhnliches, ein berührendes Bilderbuch.

Beurteilungstext

„Was vom Leben übrig bleibt, sind Bilder und Geschichten.“ Diesen Satz des Malers Max Liebermann hat Charlotte Müller ihrem Buch „Ein Haus mit vielen Fenstern. Gesammelte Lebensgeschichten“ vorangestellt.
Und in den folgenden 80 Seiten macht sie genau das. Sie hält die Erinnerungen alter Menschen in Texten und Bildern fest. Viele Jahre hat die Autorin in Seniorenheimen gearbeitet und das Vertrauen der Bewohner*innen gewinnen können, die ihr ihre Geschichten aus ihrem langen Leben erzählt haben. Es sind skurrile, lustige Episoden neben Schicksalsschlägen, Trauer, Schmerz und Abschied. Da ist Frau Neumann, die gesteht, noch nie in ihrem Leben einen Mann geküsst zu haben. Sie hat ihrem Bruder, der Pfarrer war, den Haushalt geführt, war immer für ihn da und hat den Ort, in dem sie gelebt hat, nie verlassen. Sie war zufrieden mit ihrem Leben, auch wenn sie gerne einmal das Meer gesehen hätte. Herr Mahler erzählt von seinem Zuhause, das er vermisst, und von seinem Beruf als Feinmechaniker. Er hatte auch eine Frau, an die er sich aber nicht mehr erinnern kann. „Ich kenne die Welt nicht mehr.“ .... „Ich bin mir selber schon in Vergessenheit geraten.“
Charlotte Müller hat die ihr erzählten Geschichten mit einfachen, zarten Zeichnungen illustriert. Vertraute Gegenstände der Menschen aus ihrem langen Leben werden abgebildet: Bilder und Fotos, eine Uhr, die Bibel, Manschettenknöpfe und Erinnerungen an ihr früheres Zuhause. Viel ist nicht geblieben. Daneben können die Leser*innen einen Blick aus der Vogelperspektive in die heutigen Zimmer der Bewohner*innen werfen, die karger, praktischer, auf das Wesentliche zusammengeschrumpft erscheinen. Diese einfachen schwarz-weiß Skizzen erinnern an Kinderzeichnungen, die es mit dem Blick von oben nicht so genau nehmen und davon in den Abbildungen mitunter abweichen.
Verantwortlich für die hervorragende Buchgestaltung ist Christiane Dunkel-Koberg, die durch den geschickten Wechsel der verschiedenen Textformate und Drucktypen den Charakter der Erzählsituation nachempfindet, wie die Autorin sie in den Seniorenheimen erlebt hat. Es gibt längere Erzählungen, die einzelnen Menschen namentlich zugeordnet sind, oft farbig unterlegt. Sie wechseln ab mit größeren Sprechblasen, in denen es „handschriftlich“ festgehaltene Äußerungen gibt oder kurze Dialoge, die nur in diesem Format abgebildet sind.
„Ein Haus mit vielen Fenstern“ ist ein äußerst einfühlsames, liebevolles Buch, das den alten Menschen Raum gibt für ihre Lebensgeschichten und sie wertschätzt. Es ist berührend, macht nachdenklich, und das könnte bereits jugendlichen Leser*innen so ergehen.

Babette Danckwerts

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bd; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 01.04.2022

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