Ein Geschenk geht auf die Reise

Autor*in
Moser, Annette
ISBN
978-3-7432-0116-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Birkenstock, Anna Karina
Seitenanzahl
16
Verlag
Loewe
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Bindlach
Jahr
2019
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Ein buntes Wimmelbuch, welches die kindliche Leser*in darauf einstimmt, das Thema Weihnachten mittels einer Geschichte zu einem verloren gegangenen Weihnachtsgeschenk zu erschließen.

Beurteilungstext

Egal in welchem Lexikon man nachschlägt, sei es digital oder analog, Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christ, das zweitgrößte Event der Christen nach Ostern. Darüber hinaus repräsentiert dieses Ereignis die Stunde null unseres Kalenders, nach dem unübersehbar die international gebräuchlichste Zeitrechnung ausgerichtet ist.
Protagonist*in dieses auf Weihnachten hin fokussierten Wimmelbuches, das im literarischen Gespräch zum gemeinsamen Verweilen, Entdecken und Austauschen einlädt, ist ein abhanden gekommenes Weihnachtsgeschenk. So ist es dem Titel auf dem Cover zu entnehmen, der nostalgisch gerahmt, der Leser*in sofort ins Auge fällt. Daneben befindet sich zudem eine Abbildung des besagten Geschenks, dessen Reise wie ein roter Faden durch das Buch führt. Um den Titel ranken sich unzählige Details winterlich-weihnachtlicher Szenen und Gegenstände, wobei Krippe, Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann als zentrale Elemente zeitgenössischer Weihnachtssymbolik in Dreieckskomposition die Bildmitte schmücken.
Schlägt man die erste Doppelseite des großformatigen, kartonierten Bilderbuches auf, befindet man sich in einem weihnachtlich dekorierten Einkaufszentrum, das der Betrachter*in einen Blick in die unterschiedlichsten Geschäfte eröffnet. Anstatt des typischen vorweihnachtlichen Einkaufsstress, findet man fast ausschließlich lächelnde Gesichter, die eine Atmosphäre der Harmonie und einer heilen Welt ausstrahlen. Schon hier deutet sich die Eindimensionalität des Darstellungsmodus an, der realistisch erscheinende Elemente mit fiktionalen durchdringt und damit zu einer dezenten Vermischung verschiedener Welten führt. So entpuppen sich auch die Engels- und Weihnachtsmannfigur im Verlauf der Erzählung nicht als verkleidete Personen, sondern vielmehr als surreale Realitäten.
Im Dialog mit den pluriszenischen Bildern entfaltet der Text sein narratives Potential und fokussiert den Blick der Lesers*in auf die entscheidende Szene: Tom ist mit seiner Mutter unterwegs und hat für seine kleine Schwester eine Puppe als Weihnachtsgeschenk gekauft. Kontinuierlich zieht sich die Intermedialität von Bild und Text mittels einer Bild-Text-Parallelität durch das Buch. Kurze Sätze, einfache Satzbaustrukturen und ein für Kinder leicht verständlicher Wortschatz kennzeichnen die Sprache der Erzählung. Meist handelt es sich dabei um Fünfzeiler, die sich am Ende entweder mit einer Aufforderung oder Frage an die Leser*in wenden. Mittels wörtlicher Rede gelingt es dem auktorialen Erzähler dem kurzen Text eine unmittelbare Lebendigkeit zu verleihen und einen reziproken Austausch anzuregen. Auf der zweiten Doppelseite, die die Betrachter*in auf einen reich besuchten Weihnachtsmarkt einlädt, offenbart sich das Dilemma der Geschichte und eröffnet den Beginn des literarischen Spannungsbogens: Das weihnachtliche Paket wurde vergessen und tritt nun unaufhaltsam seine Reise an. Diese führt durch unterschiedliche szenische Arrangements wie eine gut besuchte Schlittschuhbahn, zum romantischen Weihnachtsbaumverkauf im Wald, zu einer turbulenten Schlittenfahrt im Schnee, um dann das häusliche Weihnachtsfest der Großfamilie, rechtzeitig zur Bescherung der kleinen Schwester, zu bereichern.
Die Hauptfiguren des Buches charakterisieren sich durch klischeehaft erscheinende Gender- und Rollenmuster: eine typische Kleinfamilie mit zwei Kindern, wovon das ältere Kind der große Bruder und das jüngere die Schwester repräsentiert. Als Geschenk für die kleine Schwester wird eine Puppe gekauft, die Mutter backt Plätzchen und scheint für den Haushalt zuständig zu sein, allein das letzte Bild zeigt einen kochenden Großvater am Herd.
Besonders positiv hervorzuheben ist, dass das Bilderbuch versucht Diversität abzubilden, indem altersheterogene Personen, Schwangere, Personen im Rollstuhl sowie eine Familie mit Migrationshintergrund durchgängig auf den Buchseiten wiederzufinden sind. Diese erwecken darüber hinaus den Eindruck gut in das Geschehen integriert und in freundschaftliche Kontakte involviert zu sein.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich hierbei um ein buntes Wimmelbuch mit einer detaillierten und breiten Darstellung winterlicher Aktivitäten und Bräuche handelt. Das Weihnachtsfest an sich taucht zwar auch als Krippenkomposition auf, positioniert sich jedoch nicht als zentrales Element, wie im Titel angekündigt, und wird auch informativ nicht weiterverarbeitet. Damit reproduziert die Lektüre typische zeitgenössische Perspektiven auf das Thema Weihnachten ohne eigene Akzente zu setzten. Zwar bemüht sie sich um die Abbildung von Diversität, bedient sich jedoch gleichzeitig in kontradiktorischer Manier typischer Rollen- und Genderklischees.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von spu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 07.03.2020

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