Ein eiskalter Fisch
- Autor*in
- Angel, Frauke
- ISBN
- 978-3-7022-3842-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Kihßl, Elisabeth
- Seitenanzahl
- 24
- Verlag
- Tyrolia
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Innsbruck
- Jahr
- 2020
- Preis
- 16,95 €
- Bewertung
Teaser
Warum weint Papa um einen toten Fisch, den er nicht einmal leiden konnte? Trotz der Trauer um sein Tier ist dieser Tag für den kleinen Ich-Erzähler der schönste in seinem Leben: sein Vater zeigt sich auf einmal von einer ganz anderen Seite.
Beurteilungstext
Erwachsenen, besonders Männern, fällt es oft schwer, Gefühle zu zeigen. In dieser Geschichte wird das sehr deutlich dargestellt: der Vater ist kein "Kuscheltyp", er hat es nicht so mit "Gefühlsduselei". Sehr zum Bedauern des Kindes, dass Nähe und Geborgenheit vermisst. Doch nicht nur das Kind, auch die Mutter leidet offenbar unter der Gefühlskälte ihres Mannes. Das macht der Brief deutlich, den sie auf dem Tisch hinterlässt und in dem sie ihren Mann als "eiskalten Fisch" bezeichnet. Das Kind findet diesen Brief und bezieht den Inhalt auf seinen toten Fisch, den es sehr gerne hatte. Denn da steht auch: "Ich liebe dich sehr". Die Mutter ist weggegangen, aber sie wird in jedem Fall zurückkommen, sie ist verlässlich und zugewandt. Überraschend ist die Reaktion des Vaters, er nimmt das Kind in den Arm und weint. So wird aus einem traurigen Anlass plötzlich der schönste Tag, der Vater ist dem Kind auf einmal sehr nah, das tut beiden gut. Als die Mutter zurückkommt sieht man dem Vater die Veränderung deutlich an. Er wirkt sehr nachdenklich und auch beschämt. Die Illustrationen verdeutlichen den einfachen, aus Kindersicht geschriebenen Text sehr gut. Der Stil ist ein wenig wie bei Kinderzeichnungen, passt also zum Schreibstil, trotzdem sind die Bilder aussagekräftig und in ihrer sparsamen Farbgebung ansprechend. Einiges bleibt im Unklaren, ist das Kind ein Mädchen oder ein Junge? Aber das spielt letztlich keine Rolle, es ist eher positiv zu werten, dass hier Gefühle nicht mit Geschlechterrollen verbunden werden. Der erwachsene Betrachter erkennt natürlich die Hintergründe, der Vater weint nicht um den toten Fisch, der Brief war nicht als Grabbeigabe für ihn gedacht. Das ist für mich das große Manko dieses eigentlich guten Buches: wer ist der Adressat? Welches fünfjährige Kind begreift, dass es dem Vater nicht um den Fisch sondern um seine Familie geht, dass ihm klar wird, dass er sie nicht besonders gut behandelt hat und möglicherweise so verlieren wird. So einfühlsam die Problematik hier auch dargestellt wird, wer wird dieses Buch in die betroffenen Familien bringen? Daher kann ich es nur eingeschränkt empfehlen, vielleicht als Hilfe in Beratungsstellen oder Kitas, wenn das Thema "Gefühle" heißt.