ein blick zwei blicke

Autor*in
Banyai, Istvan
ISBN
978-3-7941-5131-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Banyai, Istvan
Seitenanzahl
44
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Düsseldorf
Jahr
2007
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Geschichte eines Jungen und eines Mädchens, vielleicht. Beide wohnen im selben Wohnblock. Die Fenster sind offen. Der Junge im sehr unaufgeräumten Zimmer langweilt sich, wirft einen Papierflieger nach draußen. Das Mädchen übt noch auf dem Konzertbass, dann schaut es nach draußen oben rechts. Dort ist der Junge am Fenster zu sehen. Es könnte aber auch ganz anders sein, denn Istvan Banyai erzählt beileibe keine lineare Geschichte.

Beurteilungstext

Die einzelnen Versatzstücke erkennen wir erst gegen Schluss. Von dorther eröffnet sich Stück um Stück die Assoziationskette, die Istvan Banyai vor uns ausbreitet. Seine Bilder sind fast ohne Farbe, lediglich wenige kleine Rot- bis Rosatöne sind Hingucker und strukturieren unsere Blicke auf den Bildern.
Um mit dem Anfang zu beginnen: Eine Anleitung zum Basteln eines Papierfliegers, ein Finger mit abgebrochenem Fingernagel und Schmutz darunter. Auf der anderen Seite ein Mädchen von hinten mit roten Strümpfen und einer roten Schleife im Haar. Sie steht auf einem Stuhl und übt auf dem rot-braunen Kontrabass, der ansonsten viel zu groß für sie wäre. Das Zimmer ist karg, die wenigen Teile lassen auf Bildungsbürgertum schließen: Thonet-Stuhl, traditionelle Tisch- wie Wandlampe, Dielenfußboden, eine große Couch, Krempenhut für kleine Mädchen, geraffte Stores vor dem großen offenen Fenster; ein Papierflieger segelt draußen davon. Später werden wir wissen, dass der Junge in einem außerordentlich chaotischen Zimmer den Flieger bastelte und aus dem Fenster warf, während eine Etage tiefer und zwei Fenster weiter das Mädchen übt.
In dem Zimmer des Jungen finden wir viele Dinge wieder, die Banyai in den verschiedenen Bildern verwendete. Von dorther eröffnet sich überhaupt die Geschichte, die vielleicht im Kopf des gelangweilten Jungen vorging, oder die sich ein Illustrator und Bilderbuchmacher dazu ausdachte. Lange wussten wir während des Anschauens und Umblättern nichts weiter, als dass eine Seite mit der nächsten in irgendeiner Art von Assoziation in Zusammenhang stand: Manchmal eindeutig, manchmal aber auch als Bruch, der sich wiederum in der Folge als mögliche Weiterführung erweist. Was sich zunächst als sehr gewöhnungsbedürftig zeigte, wird mehr und mehr schlüssig. Schade, dass das Schlüsselbild vom Zimmer des Jungen nicht ausklappbar ist. Dann hätte man dem Titel noch einen dritten Blick hinzufügen können.

Fazit: Eine surreale Geschichte mit einer kleine Hommage an René Magritte: "La durée poignardée" von 1939 wird im Jungenzimmer zitiert. Sehr viel zu sehen. Sehr viel zu erzählen. Sehr viel ursprüngliche Sehgewohnheiten über Bord werfen, sich auf Neues und Ungewöhnliches einlassen. Toll gemacht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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