Ede und Unku

Autor*in
Wedding, Alex
ISBN
978-3-355-01707-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
127
Verlag
Neues Leben
Gattung
Taschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
2005
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
0,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Edes Vater wird entlassen, obwohl der Vorarbeiter immer die Interessen der Firma gewahrt hat. Er lässt sich von einem Bekannten als Streikbrecher anwerben, aber Ede verhindert, dass er hingeht. Der Vater erkennt dann aber seine wahren Freunde. Ede befreundet sich mit dem Zigeunermädchen Unku und hält an seiner Freundschaft zum Sohn des Kommunisten trotz des väterlichen Verbotes fest.

Beurteilungstext

Mit diesem ihrem ersten Jugendbuch, das erstmals 1931 bei Malik erschien, setzte Alex Wedding, d.i. Grete Weiskopf (1905-1966) Prinzipien des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller um: “neben der strikten Parteilichkeit sollten die zentralen Widersprüche der Epoche in den Charakteren lebendig werden.”
Dieses Prinzip ist ihr so gut gelungen, dass dieses Jugendbuch trotz seiner deutlichen Bindung an die Zeit der Weimarer Republik und ihrer Klassenauseinandersetzungen auch heute noch (oder wieder) lesbar und anregend ist.
Ede ist ein aufgeweckter Zwölfjähriger mit älterer pfiffiger Schwester in der Ausbildung als Friseuse, einem sehr autoritären Vater, der die Hierarchie des Betriebes verinnerlicht hat und den erst seine Entlassung und sein Einsatz als Streikbrecher zur Änderung seines (falschen) Bewußtseins bringt. Die Mutter ist liebevoll, aber leicht zu verunsichern und duckt sich vor dem Vater.
Selbst Angebote Edes, wie er der Familie helfen will, als der Vater arbeitslos geworden ist, werden vom Vater barsch zurück gewiesen. Auf die Freundschaft Edes mit dem Zigeunermädchen Unku reagiert er nur zornig. Aber diese Unku bietet in ihrer Person und in den Figuren und dem Leben ihrer großen Familie dem Zwölfjährigen ein alternatives Lebensmodell voller Reiz, sodass er sich über die väterlichen Verbote hinwegsetzt.
Die Autorin hat ein lebendiges Vorbild für die beiden Kinder vor Augen gehabt. Unkus Familie ist deportiert und umgebracht worden. In der Gedenkstätte Sachsenhausen findet sich ein Hinweis.
Zentral steht die historische Auseinandersetzung zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten um den richtigen Weg der Arbeiterschaft gegen den aufkommenden Faschismus, konkretisiert in den Personen der beiden Väter. Die Sympathie der Autorin liegt deutlich bei Vater Klabunde, der den beiden Jungen auf einfache Weise die Gründe für die Arbeitslosigkeit und den richtigen Weg des Kampfes der Arbeiter dagegen zu erklären sucht.
gerade im Vergleich zu Kästners individuellen Lösungen bei den Problemen seiner kindlichen Protagonisten versucht Wedding eine klassenbewußte Lösung anhand ihrer selbstbewußten und lebendigen Kinderfiguren verständlich darzustellen.
Man kann dies Buch als historisches Beispiel für frühere Erziehungsmethoden, früheres Leben lesen, aber angesichts der verschärften Arbeitslosigkeit auch als Anstoss für eine Auseinandersetzung mit den Fragen nach den Ursachen. Solche Fragen stellen Kinder heute auch.

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Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010