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• Sexualität

Teaser

Joanna leidet an ADHS. Nimmt sie ihre Tabletten, kann sie den Zirkus in ihrem Kopf in Schach halten und den Alltag so einigermaßen bewältigen. Und das ist schwer genug, da der Vater an einer ausgeprägten nicht behandelten Depression leidet und die Mutter mit ihren Schriftstellerversuchen permanent scheitert. Aus finanziellen Gründen steht der Kauf der Tabletten in Frage und das Kartenhaus droht einzustürzen. Das gerade in dem Moment, als Joanna ihre lesbische Liebe zu Audrey entdeckt.

Beurteilungstext

So wie es in Joannas Kopf aussieht: angstvoll, tausend Eindrücke gleichzeitig, voller Panik beginnt das Buch von Frau Jägerfeld. Schnell wird dem Leser deutlich, mit welch extremen Gefühlen und Ängsten sich die Protagonistin auseinandersetzen muss. Es ist sicher ein großer Verdienst der Autorin, dieses innere Chaos so deutlich werden zu lassen.
Dem inneren Chaos steht das äußere in der Familie gegenüber und macht es selbst dem unbeteiligten Leser schwer, dem so dargestellten Druck Stand zu halten. Wenn dann auch noch die lesbische Liebe zu einer Freundin mit einer sehr drastischen Wortwahl und die Beschaffungskriminalität für die Tabletten - Retalin??? wird das in Schweden nicht verschrieben und von der Krankenkasse bezahlt? - dazu kommt, wird der Druck schier unerträglich.
Sicher kommt es in manchen Familien zu einer Häufung der Probleme und Frau Jägerfeld mag als Journalistin und Psychologin entsprechende Erfahrungen gemacht haben, aber eine jugendliche Leserin könnte mit der Darstellung überfordert sein. Als Erwachsene hat man vermutlich genug Distanz entwickelt und in der Regel auch seine sexuelle Position geklärt, so dass man dem beschriebenen Leben mit Empathie folgen kann.